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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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ihrem Besuch bei Frieda van Drag erzählte hatte.
    »Oh! Haben Misi Erika Misi van Drag nach Mann gefragt? Der Weikabo Kreek liegt doch auf Weg, den er hat genommen, als er fuhr in Hinterland!«
    Diese Information hatte Erika in zittrige Aufregung versetzt, sie konnte es kaum erwarten, Frieda van Drag danach zu fragen. Endlich drehte sich das Gespräch auch in die Richtung, die Erika erhofft hatte.
    »Und? Werden Sie in der Mission bleiben, oder planen Sie noch, an anderer Stelle zu arbeiten?« Aus Frieda van Drags Blick sprach Neugier.
    Erika senkte gewohnheitsmäßig den Blick. »Nein, ich würde gerne ... Mein Mann ist im Hinterland, ich würde ihn gerne besuchen«, sagte sie schüchtern. Und fügte dann eifrig hinzu: »Vielleicht ist er sogar bei Ihnen vorbeigekommen, man sagte mir, der Weikabo Kreek läge auf seinem Weg.«
    Ihre Gastgeberin schüttelte nachdenklich den Kopf. »Nein Kindchen, leider kann ich mich nicht erinnern«, sie zuckte bedauernd mit den Schultern. »Das ist ein mutiger Entschluss, eine solche Reise mit einem so kleinen Kind anzutreten. Aber haben Sie denn überhaupt das Geld für eine solche Reise?«
    Erika holte tief Luft, sie musste diese Chance nutzen. Wenn nicht jetzt, wann würde sie das nächste Mal Gelegenheit haben, mit einer Dame aus der Gesellschaft darüber zu sprechen?
    »Ich habe gedacht, ich könnte vielleicht als Hauslehrerin irgendwo anfangen oder als Kinderfrau.« Erika wusste zwar, dass als Kinderfrauen eigentlich gerne ausgebildete junge Lehrerinnen, natürlich am liebsten ledig und ohne Kinder, eingestellt wurden, und der Bedarf an Hauslehrerinnen auch nicht besonders groß war, zumindest besuchten in der Stadt alle Kinder der besseren Familien Schulen. Und den Zöglingen nur dreimal, jeweils in den Pausen, ein Tablett mit kleinen Mahlzeiten zur Schule zu tragen, wie es die Sklavinnen zu tun hatten, entsprach nicht gerade dem, was Erika sich vorstellte. Sie hatte viel darüber nachgedacht, aber ihr war beim besten Willen keine andere Möglichkeit eingefallen, sie hatte schließlich keinerlei Qualifikation.
    Frieda van Drag schien kurz zu überlegen, stellte dann ihre Tasse ab und klatschte leise mit begeistertem Gesichtsausdruck in die Hände. »Mevrouw Bergmann, Mevrouw Bergmann, wie passend, ich meine ... Sie müssen wissen, ich war zu ebensolchem Zweck in die Stadt gekommen. Meine ganzen Kinder ... die Plantage, also ich suche händeringend eine junge, gesittete Frau, die sich vorstellen könnte, bei uns auf der Plantage als Erziehungsperson zu arbeiten. Diese Sklavinnen auf Dauer ... die haben ja keine Kultur. Als Ammen und Kindermädchen ja, aber wenn aus den Kindern mal was werden soll ...«
    Erika traute ihren Ohren nicht. Sollte das Schicksal es jetzt so gut mit ihr meinen? Sie schenkte Frieda van Drag einen hoffnungsvollen Blick.
    »Ja, meinen Sie denn, ich ... Würden Sie ...?«
    »Natürlich, Kindchen, so wie ich Sie jetzt kennengelernt habe – Sie wären perfekt für diese Arbeit! Ich würde mich sehr freuen.«
    Erika wagte noch nicht, sich zu freuen.
    »Und Reiner, ich meine, stört es Sie nicht, dass ich ein Kind mitbringen würde?« Erika hatte eigentlich damit gerechnet, dass es schwer sein würde, eine Anstellung zu finden, solange Rainer noch in den Babywindeln steckte.
    »Da machen sie sich mal keine Sorgen, das eine Kind fällt bei uns auch nicht weiter auf, und ich denke, Sie sind gewissenhaft genug, darüber Ihre Arbeit nicht zu vergessen. Also: abgemacht?«
    Frieda reichte ihre Hand über den Tisch.
    Erika war etwas überrumpelt von diesem Arbeitsangebot, sie hatte doch eigentlich erst einmal nur Kontakte knüpfen wollen. Aber egal! Das ist meine Chance!, dachte sie freudig erregt und reichte mit einem zögerlichen Lächeln Frieda van Drag die Hand.
    »Fein! In zwei Tagen reisen wir ab, meinen Sie, Sie schaffen es bis dahin?«
    Erika nickte, viel zu packen hatte sie ja nicht. Insgeheim jubelte sie – sie würde Reinhard etwas näher kommen, schneller als erwartet!

In hetzelfde bootje zitten
Im selben Boot sitzen
    Surinam 1860
Plantage Rozenburg, Plantage Bel Avenier, Paramaribo

Kapitel 1
    Julie beobachtete einen kleinen, zierlichen Vogel, der sich in der Luft fast stehend an den Orangenblüten im Garten labte. Bis zu Martinas Hochzeit waren es nur noch wenige Wochen. Auf Karls Geheiß hatte Julie artig Dutzende von Einladungen geschrieben und sie zwei extra dafür von der Feldarbeit abkommandierten Sklaven überreicht, die sich auf die

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