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Im Land der Regenbogenschlange

Im Land der Regenbogenschlange

Titel: Im Land der Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Altmann Andreas
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anderen Seite, auf einem Parkplatz, kniet ein Mädchen, Modell Hippie mit Rasta-Frisur, und brüllt. Kniet und brüllt wie ein Tier. Hinter ihr steht ein Polizeiwagen, neben ihr zwei Polizisten, ebenfalls kniend. Sie scheinen die Frau zu kennen, denn sie sprechen sie mit dem Vornamen an, reden ihr zu, sich zu beruhigen, alles werde gut, aber jetzt müsse sie mitkommen. Sie öffnen die Hintertür zu ihrem vergitterten Kübelwagen und versuchen Kate, die weiterbrüllt und sich wehrt wie eine verwundete Katze, an Armen und Beinen zu fassen. Sie packen an (mit Handschuhen), aber ohne Gewalt, immer bemüht, sie nicht zu verletzen. Kaum haben sie Kate im Käfig, klammert sie sich mit den Händen am Schloss fest, unmöglich, die Tür jetzt zu schließen. Also wieder raus mit ihr, sie auf den Bauch legen und Handschellen anlegen, wieder der Versuch, sie im Wagen unterzubringen, noch immer der rasende Widerstand. Es wird noch verwirrender. Aus dem Nebenhaus eilt ein junger Mann, der die Frau ebenfalls zu kennen scheint, auch er redet beschwichtigend auf sie ein. Und irgendwann ist die Tür zu, mit Blaulicht fahren sie davon, mit Kate, dem Tier, das aus ihrem Käfig hinaus in die Welt brüllt. Ich gehe zum Nebenhaus und läute an einer Glocke, unter der »Roselia-House« steht. Sonst nichts. Jemand öffnet und erklärt nicht unfreundlich, aber knapp, dass es sich hier um eine drug rehab institution handelt, eine von der Regierung finanzierte Klinik für Suchtkranke. Nun, Kate hat noch einen weiten Weg vor sich.
    Lisa wartet bereits, sie wohnt im Batavia Backpackers , sie hat die Szene ebenfalls beobachtet. Wir gehen ins Tides of Geraldton , ein Restaurant, das noch offen hat. Ich habe die Frau gestern im Bus kennengelernt. Nachdem das Kommunikationsmittel Fernsehen still war und Kommunikation wieder möglich. Sie saß zwei Reihen vor mir, mit Block und Stift und zeichnete. Welch passabler Vorwand, sie anzusprechen. Lisa ist Malerin, stammt aus Melbourne, wohnt aber zurzeit hier, um tagsüber in einer Akademie nackte Männer und Frauen zu malen, will die Technik der Aktmalerei vertiefen. Ich schaute auf die Blätter mit den gerade skizzierten Eindrücken und bildete mir ein, dass sie einen eigenen Blick habe.
    Ein Dinner mit einer Frau, der ihr gutes Aussehen nicht reicht, und die deshalb beschlossen hat, ihr Leben zusätzlich mit einem gut aussehenden Hirn zu verbringen, verschafft nichts als Freude und Einsicht. Natürlich reden wir über das vor Minuten Gesehene. Die Szene, sagt sie, sei nicht die erste, die sie erlebt habe. Die Polizei kommt immer dann, wenn ein Patient berserkert und »gemeingefährlich« wird. Lisa weiß, wovon sie redet. Sie verbrachte gerade eine Woche in Perth bei ihrer Freundin, Ex-Patientin im Roselia-House. Meg war ab sechzehn Heroinjunkie, hat anschließend zehn Jahre lang die Existenz eines Menschen geführt, der bereit war, keinem Verhängnis auszuweichen. Mit 21 wird sie Mutter eines Kindes, dessen Vater zwei oder drei Tage nach der Entbindung verschwindet. Meg taumelt von einer Entziehung zur nächsten Spritze. Und wieder zurück zum Glauben, dass ihr noch geholfen werden kann. Zwischendurch wird sie vergewaltigt und zwischendurch lebt sie mit »boyfriend Alan« zusammen. Auch er ein Fixer, der sie jedoch nicht anrührt (Heroin vertreibt die Lust), sie stattdessen mehrmals mit der Schere am Brustkorb erwischt (Narben) und ihr an guten Tagen nur ins Gesicht schlägt (Narbe unter dem rechten Auge). Einmal kommt sie zurück in ihr Appartment und muss feststellen, dass es leergeräumt ist. Sie dreht um und fährt mit dem Auto zur nächsten Polizeistation, um den Einbruch, ja das vollständige Verschwinden ihres Besitzes zu melden. Auf der Fahrt gerät sie in eine Verkehrskontrolle. Sie muss aussteigen und zu Fuß weitergehen. Sie besitzt keinen Führerschein. Wochen später wird sie zu community work plus Geldstrafe verurteilt. Meg, »the walking desaster area«, so Lisa.
    Aber die junge Frau ist stark, seit über drei Jahren clean. »Dank schierer Willenskraft«, erzählt Lisa. Sogar länger von der Droge befreit als von Alan, dem Scherenstecher. Die Sucht nach ihm hat sie erst vor ein paar Monaten abgelegt. Ich frage Lisa, was bestimmte Männer an sich haben, dass sie auch dann noch geliebt werden, wenn sie ihrem Liebesobjekt mit spitzen Gegenständen und rechten Geraden

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