Im Land der Regenbogenschlange
jiddischen Sinn) unter den Kolonisten, die Schwarze nicht als »Schimpansen« wahrnahmen, sondern als human beings . Einer von ihnen hieà William Hobbs, Vorarbeiter des Guts, auf dem die Barbaren angestellt waren. Er entdeckt das Verbrechen, forscht nach, meldet es den Behörden. Es kommt zu einem ersten Verfahren, in dem alle zwölf freigesprochen werden. Undenkbar die Idee, dass ein WeiÃer verurteilt werden soll für den Tod eines »Abos«. Das rassistische Geschrei des Mobs, der die Verhandlungen begleitete, hat sicher geholfen. Wie die Presse, der Sydney Morning Herald , kommentierte: »Die ganze Bande schwarzer Tiere ist das Geld (der Verhandlung) nicht wert.« Aber es kommt zu einer Wiederaufnahme, sieben von ihnen werden gehängt. Australien wankt, auf das Schlachten von Tieren steht ab jetzt die Todesstrafe. Ein erster Sieg.
Zurücktrampen, mitten ins Glück. Das Imperial Pub und Bingara sind leer. Die typische Samstagnachmittags-Leere von Kuhdörfern. Das Kaminfeuer brennt und ich will sitzen und schreiben. Und dazwischen einen Kaffee holen und mich auf den Holzboden der Veranda setzen. Mitten in die Sonne. Und über den iShuffle Alain Barrière und sein bombastisches Toi hören, dabei immer glauben wollen, dass er es nicht nur singt, sondern tatsächlich die Welt nach ihr, der Frau, der Liebe, absucht.
Mich sucht der Boss, Eric. Und das Glück ist vorbei. Der Tisch wird gebraucht, Gäste kommen. Man darf vermuten, dass die häusliche Langeweile nicht mehr zu überbieten war und man deshalb die Flucht Richtung Alkohol antrat. Dreimal werde ich an einen anderen Tisch verwiesen, immer tiefer ins Eck. Schon erstaunlich, wie Schreiber behelligt werden. Trotz ihrer Bescheidenheit, nur ein unscheinbares Möbel verlangen sie. Und doch stören sie, seltsam linkisch stehen sie der Welt im Weg.
Am nächsten Morgen, frühmorgens, produziere ich sicherlich den Gesprächsstoff für die nächsten drei Monate. Ich bin allein in der Selbstbedienungs-Küche, mache das Wasser heiÃ, lege zwei WeiÃbrotscheiben in den Toaster. Und vergesse ihn. Bis mich beiÃender Rauch und eine Alarmsirene, fähig, die Feuerwehr in Sydney aufzuschrecken, daran erinnern. 6 Uhr 59 und das Wirtshaus zittert, der Toaster glüht, die Scheiben rauchen, wie ein Kugelblitz rast infernalischer Lärm durchs Haus. Ich habe keine Ahnung, wo man die Höllenmaschine abstellt, keine Ahnung, wo die Besitzer zu erreichen sind. Doch Rettung naht, entspannt und lächelnd kommt Noelene, die Frau vom Boss, die Treppe herunter, im Schlafrock, mit wirrem Haar. Irgendwie liebe ich gerade die Australier, cool bleiben können sie. Souverän greift die Verschlafene nach einem Hebel und sofort ist die Welt wieder still. Zwischen Rauchschwaden und weit offenen Fenstern und Türen frühstücke ich zu Ende.
Als ich kurz darauf im Bus sitze, weià ich wieder, warum ich Bingara so mag. Weil klar war, dass ich 36 Stunden später wieder davondarf. Viele solche Orte gibt es, auf allen Erdteilen. Man will sie genieÃen und nie wiederkommen. Nicht anders bei gewissen Frauen und Männern. Eine heftige Begegnung und dann weiter, mit Dankbarkeit. Kein Funken Sehnsucht zieht zurück.
Durch das Fenster sehe ich noch ein Verkehrsschild, ein rot durchgestrichenes Fahrrad: NO BIKES! Man begreift sogleich, auch in Bingara sorgt man sich um den Lebensraum des Autos, auch hier scheint er durch das Auftauchen eines abgaslosen, lautlosen, geruchlosen Fortbewegungsmittels in Gefahr.
Ãber Umwege nach Brisbane, Millionenstadt, Hauptstadt von Queensland, Küstenstadt. Hier muss man nie gewesen sein. Am Busbahnhof verfolgen vier Ordnungshüter eine Frau, die sich zuletzt in der Damentoilette verschanzt. Eine Polizistin geht rein und holt sie raus. Vielleicht dreiÃig Jahre alt, leicht verwahrlost, ordentlich stoned. Die Handschellen klicken, das Gesetz hat zugeschlagen, eine kleine Dealerin wurde gefasst. Jeder braucht ein Erfolgserlebnis.
Neben der Tür meines Hotels hängt eine Plakette mit dem Hinweis, dass das Haus zuerst der Heilsarmee gehörte, »... ein sicherer Platz, um Leben zu mäÃigen, ein sicherer Ort, um Spielsucht und andere Ãbel zu bändigen.« Brisbane scheint gebändigt. Eine Nacht später werde ich den Gedanken nicht los, dass ein bisschen mehr Ãbel und Sucht den Lebensstandard durchaus heben könnten.
Ich bin hierhergekommen, um ein
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