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Im Land der Regenbogenschlange

Im Land der Regenbogenschlange

Titel: Im Land der Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Altmann Andreas
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Annonce, die das Questa Casa in Kalgoorlie zum Verkauf anbietet. Sie kauft es und wird Puffmutter, kocht für die drei »working girls«, die hier tätig sind, sorgt für Sicherheit und heilt die allfälligen Attacken von Weltschmerz und Zukunftsangst. Vor nicht allzu langer Zeit, während der containment policy , lebten die vier hier 24 Stunden pro Tag, waren nicht befugt, in die Stadt zu gehen. »Um keine Unruhe zu schaffen«, so die offizielle Scheinheiligkeit. Unzucht ja, aber – da offiziell verboten – contained , abgeschlossen. Carmel weiß von Aufmüpfigen, die sich nicht daran hielten. Und ertappt und von der Polizei standrechtlich zum Bahnhof eskortiert wurden. Um Kalgoorlie auf Nimmerwiedersehen zu verlassen.
    Das war nur Vorspiel, jetzt kommt das wahre Leben hinter verschlossenen Türen. Viele Männer treten hier ein, so die Bossin, um (auch) ihre homoerotischen Fantasien zu stillen. Wie die Sehnsucht, einen gewaltigen Dildo in sich zu spüren. Und Carmel führt, den Kunstpenis in ihren manikürten Händen, mit Eleganz vor, wie die Prostituierte damals – damals, als es um ein Haar zu einer Katastrophe gekommen wäre – der begehrten Attrappe ein ebenso gewaltiges Kondom überstreifte und ausgiebig mit Gleitöl einschmierte. Um das jetzt betriebsbereite Gerät schmerzfrei beim Kunden einzuführen. So weit, so erwünscht. Bis der Pornokeil »weg war« und eisiger Schweiß auf Marinas Stirn ausbrach. Das 30 (!) Zentimeter lange, faustdicke, faustharte Ding war davon, im Unterleib, im Schacht des vor ihr knienden Bergmanns verschwunden. Nun, die Profi-Frau behielt die Nerven und zog am letzten Zipfel des Präservativs, der noch herauslugte. Zog mit feinstem Fingerspitzengefühl und dem Bewusstsein derjenigen, die sich in der Nähe von Nytroglyzerin befindet, den Kolben – dabei dem Knienden immer wieder zurufend, sich keinen Millimeter zu bewegen – wieder nach draußen an die frische Luft.
    Wir klatschen spontan Beifall, what a story! What a courageous girl!
    Nächste Runde. Ein Kunde kommt und entschließt sich spontan nach einer Stunde Hurerei, das »Freudenmädchen« (na klar, sie muss ihm ja Freude bereitet haben) für eine weitere Stunde zu buchen. Doch habe er kein Geld mehr, sagt er, ob er nicht seinen Ring als Pfand dalassen könne? Um ihn später mit Cash wieder auszulösen. No problem , er zieht den Schmuck vom Finger, genießt nochmals sechzig Minuten Raffinement und Wollust, bedankt sich, lächelt und – geht zur Polizei. Um die »Entwendung seines Rings« anzuzeigen. Und drei Polizisten rücken an, finden das »Diebesgut« im Nachtkästchen von Rose, und wie überall auf der Welt glauben sie dem rechtschaffenen Bürger und nicht einer gutmütigen Hure.
    Jetzt die skurrile, gespenstische Mär von Jerry, der sich entkleidet und aufs Bett legt. Und nicht mehr aufwacht. Einfach so, ohne Anfall, ohne Herzkrämpfe, ohne nach Luft zu schnappen. Die Ambulanz kommt und der Notarzt kann nur noch Jerrys Ende feststellen, ihn in die mitgebrachten Leichentücher wickeln und hinten aufladen lassen. Doch auf dem Weg zur Autopsie kommt die Leiche wieder zu Sinnen.
    Und Carmel erklärt, wie ihr damals erklärt wurde: Solche Fälle gibt es, bis heute hat die Wissenschaft keine eindeutige Begründung gefunden. Ja, gab es früher so häufig, dass ein spinnöser Engländer im vorletzten Jahrhundert eine Klingel erfand, die man neben dem Grab befestigte und per Schnur mit dem Toten im Sarg verband. Für den Fall, dass einer nur scheintot war und wieder aufwachte, sprich, den Friedhofswärter über seine Wiedererweckung informieren konnte. Um rechtzeitig der Gruft zu entkommen. Daher auch der Ausdruck deadringer in der englischen Sprache. Da alle Deadringer-Glocken gleich aussahen, ist ein »Deadringer« eine Person, die einer anderen ungemein ähnlich sieht. In einem Puff kann man schlau werden, auch das noch. Seit 25 Jahren kenne ich das Wort und seit heute weiß ich, woher es kommt.
    Ach, wie begierig wir elf an den Lippen von Carmel hängen. Wie Kinder hocken wir da, bitte, bitte, die nächste Geschichte. Here we are . Jetzt tritt Floor auf, eine Holländerin, die ihren gewalttätigen Ehemann verlassen hat und jedes Jahr einen Monat lang im Questa Casa aushilft, »as a part time hooker«. Und in einer Nacht den Kalgoorlie-Rekord aufstellte:

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