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Im Land der Regenbogenschlange

Im Land der Regenbogenschlange

Titel: Im Land der Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Altmann Andreas
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Café hat offen, das Monty . Hier kann man es ohne 2,8 Promille im Kopf aushalten. Ein Stoß Zeitungen liegt herum. Ich will lesen, bis ich einen Satz gefunden habe, der mich aufmöbelt. Ich saufe eben Buchstaben. Comfort reading . Und da ich ebenso hündisch davon abhängig bin wie andere von anderen Suchtmitteln, saufe ich eben so lange, bis ich genug habe. Und nach eineinhalb Stunden ist es so weit, ich lese ein Interview mit Art Garfunkel, er sagt da: »Gewiss, ich habe mir schon lange zur Aufgabe gemacht, doch noch ein schöner Mann zu sein. Schöne Zeilen zu singen und dabei ein schöner Mann zu sein.« Ist das nicht umwerfend? Diese harmlose Eitelkeit, die schön sein und schöne Zeilen singen will. Um die Freude in der Welt zu vermehren. Der schleudere den ersten Stein, der das nicht möchte. Jetzt traue ich mich. Garfunkels Since I don't have you piepend mache ich mich auf den Weg in die Folterkammer.
    Der Morgen ist glorios. Denn meine zweite und letzte Nacht liegt hinter mir. Auf und davon ins Frühstücks-Café. Neben mir sitzt ein älterer Herr, er sieht den Rucksack und fragt nach meinen Plänen. Nach zwei kurzen Antworten drehe ich das Gespräch um, er soll erzählen. Robert scheint die Unhöflichkeit nicht zu bemerken und fängt an. Er war Teil des australischen Bataillons, das am 18. 8. 1966 im vietnamesischen Long Tan schwer unter die Räder kam. Er hat überlebt, wird Ingenieur, wird erfolgreicher Geschäftsmann, wird Antikommunist, wird nebenberuflich Pentacoastal-Prediger, wird – das Herz des Menschen bleibt auf immer unerforschlich – jetzt um 11 Uhr zur Sunday School gehen und Intelligent Design unterrichten. Jene von christlichen Fundamentalisten, den Kreationisten, verbreitete Blödelei, die radikal die Evolutionstheorie negiert und behauptet, dass ein creator die Welt »kreiert« hat. (Das Wort »intelligent« ist natürlich in diesem Zusammenhang eine satirische Perle.) Rigoros vermeiden sie in ihren offiziellen Statements das Wort »Gott«, um nicht mit der US -Verfassung zu kollidieren, die kategorisch die Trennung von Kirche und Staat vorschreibt (zumindest auf dem Papier). Denn mit Macht versuchen die Geiferer, Einfluss auf den amerikanischen Schulunterricht zu nehmen, wollen durchsetzen, dass gleichberechtigt neben Darwins Lehre – wenn sie ihn schon nicht abschaffen können – ihr obskures Gebräu vom Werden der Welt gelehrt wird. Die Zurückgebliebensten unter ihnen – Robert zählt dazu – erzählen den 6-Jährigen, dass die Welt vor 6000 Jahren erschaffen wurde, in sechs Tagen. Und dass sich der Schaffer am siebten Tag ausruhte.
    Ich frage pro forma – ich habe mich kurzzeitig mit der Pseudo-Wissenschaft beschäftigt, darüber gelesen –, welcher Religion dieser Gott angehört. Und Robert, schon höllisch verblödet: »He's a Christian god, of course.« Ich berichte dem 62-Jährigen, dass der Ausdruck intelligent design 1989 in dem als Schulbuch gedachten Of Pandas and People/Von Pandabären und Menschen zum ersten Mal offiziell eingeführt wurde. Ich berichte ihm nicht, dass ich das Machwerk gern umbenennen würde in Of Sheep and Shepherds / Von Schafen und Schafhirten . Denn zuallererst hat der Himmelsvater Millionen Schafinnen und Schafe zur Weide geführt. Auf dass sie nachblöken, was andere ihnen vorblöken. Natürlich diskutiere ich nicht mit dem Irrlicht, Blindwütige sehen nicht, sie tappen im Dunkeln. Früher habe ich argumentiert. Selbst blöd. Das nervt nur, vermittelt am Ende immer das Gefühl, mit dem Dorfdepp unterwegs zu sein. Heute tue ich das genaue Gegenteil, bekenne sofort heilfroh, einen Gleichgesinnten getroffen zu haben, bin Feuer und Flamme und frage Robert, welchen Beweis ich anführen könnte gegen dieses Häretiker-Pack, das impertinent darauf besteht, dass Erde und Kosmos sich via Evolution entwickelt haben. Und der so freundliche Dorfdepp, studierter Akademiker und Kriegsveteran, schenkt mir einen Satz, der sicher zu den albernsten des Neuen Testaments gehört. Von Paulus (Nietzsche über den »Heiligen«: »Ein Genie in Hass«), der in seinem ersten Brief an die Korinther, Kapitel 1,27, schreibt: »But god has chosen the foolish things of the world to confound the wise ...« (Aber Gott hat das Törichte in der Welt erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen ...) Schlagartig bin

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