Im Land der tausend Sonnen
Wenn keine Zeit verschwendet wurde. Der Mann lief eilends zum Pub und nahm gewissenhaft die Pferde in Augenschein, die unter einem großen Gummibaum an einer Querstange angebunden waren. Dann marschierte er zur Bar.
»Wem gehört der Graue?«
Spät an diesem Abend galoppierte ein Reiter auf einem grauen Pferd auf das Haupthaus von Clonmel Station zu, rannte die Stufen zur Veranda hinauf, spähte durch die offene Eingangstür, schob zwei Finger zwischen die Zähne und stieß einen schrillen Pfiff aus.
Eine Frau trat heraus, eine Laterne in der Hand. »Was wollen Sie?«
»Telegramm für Mr J. B. Dixon, Madam.«
»Oh, ach so. Gut. Warten Sie.«
Er wartete. Er wartete, bis sie das Telegramm an sich nahm, es auf einen Tisch legte und zu einer Schublade ging, der sie eine Kasse entnahm. Währenddessen schaute er sich interessiert in dem Zimmer um. Diese Tür führte nicht in eine Halle oder einen Flur oder dergleichen, sondern in ein Wohnzimmer. Er hatte schon oft gehört, dass dieses Haus ganz zu Anfang eine Blockhütte mit einer Veranda war und dass alle übrigen Räume angebaut worden waren wie zusätzliche Ställe, allerdings nicht für Schafe, sondern für Menschen. Er nickte vor sich hin. Jetzt hatte er sich mit eigenen Augen davon überzeugen können, dass das Haupthaus der berühmten Clonmel Station gar nicht so großartig war. Nicht zu vergleichen mit dem Haus, das sich sein Boss, Charlie Mayhew, gerade baute. Charlie war zwar nur ein Plantagenbesitzer, aber eines Tages, davon war der Reiter überzeugt, würde sein Reichtum all diese Squatter in den Schatten stellen. Darauf würde er sein Leben wetten.
»Danke, Madam«, sagte er, als sie ihm das Geld in die Hand zählte.
Sie saßen in der Bibliothek am langen Tisch über Zeitungen und Viehzüchter-Blättern, als Elsie den Kopf zur Tür hereinsteckte.
»Was gibt's?«, fragte J. B. und legte seine Pfeife zur Seite.
»Telegramm«, sagte sie und reichte ihm das Papier. »Kann ich noch etwas für Sie tun, bevor ich zu Bett gehe, Mister Dixon?«
Keith wandte sich zu ihr um. »Wir könnten noch ein wenig Port gebrauchen. Die Karaffe ist fast leer.«
»Du hast längst genug«, brummte J. B. und öffnete das Telegramm.
»Nein, hab ich nicht. Das ist ein ganz besonders guter Jahrgang. Wer ist gestorben?«
»Niemand.« J. B. wartete, bis Elsie gegangen war. »Dieser verdammte Deutsche hat einen Anwalt aufgesucht und unsere Regelung bezüglich des Bauholzes angezweifelt.« Er warf das Telegramm auf den Tisch.
»Welcher Deutsche?«
»Um Himmels willen, Keith. Dieser Meissner. Ich glaube zumindest, dass es in diesem verdammten Telegramm darum geht. Ich verstehe nicht, warum Philps sich so unverständlich ausdrückt.«
Keith las das Blatt und nickte. »Ja. Das wird wohl Meissner sein.«
»Gleich morgen früh reitest du in die Stadt, telegrafierst Philps und wartest auf die Antwort. Ich möchte meine Vermutung in klaren Worten bestätigt haben, und ich will wissen, woher er das weiß.«
Elsie kam mit einer Flasche Port zurück. »Darf ich einschenken, Keith?«
»Nein, das mach ich selbst. Wie wär's noch mit ein paar Sandwiches? Ist noch was von dem Rinderbraten übrig?«
»Ja, natürlich. Und Sie, Mister Dixon? Soll ich Ihnen auch etwas bringen?«
»Nein. Ich gehe zu Bett.« Er stand auf, reckte sich und blickte seinen Sohn über die Brillengläser hinweg an.
»Das Holz gehört mir. Es steht auf Clonmel-Land. Was die sagen, ist mir gleich. Aber bei Gott, wenn Philps, dieser Idiot, sich hat in die Karten sehen lassen und das verdammte Gesetz zitiert, dann kriegen die es mit mir zu tun. Wenn ich das Holz nicht bekomme, dann soll's keiner haben, schon gar nicht diese verdammten Einwanderer. Hast du verstanden?«
»Klar doch.« Keith grinste und kramte in einer Schublade nach einem Korkenzieher.
»Aber mach keine halben Sachen. Frag zuerst Philps, lass dir die Sache genau erklären.«
Philps ging zurück ins Telegrafenamt von Maryborough, um auf eine kurze Nachricht von Keith Dixon zu reagieren. Seine Antwort lautete:
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