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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Der in meinem Brief über Bauholz auf früherem Clonmel-Land Genannte hat gestern hier bei Hobday Rechtsbeistand gesucht.
            Philps
     
     
     
            »Verdammt noch mal!« Keith las das zweite Telegramm verdutzt noch einmal. Ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass diese Leute – oder überhaupt jemand – den amtlichen Rat eines Anwalts in Zweifel ziehen könnten. Wohin sollte so etwas denn führen? Als sein Vater ihm den Brief gezeigt und ihn angewiesen hatte, ihn diesem Meissner unter die Nase zu halten, da hatte er die Behauptung des Anwalts für korrekt gehalten. Nun, warum auch nicht? Was ihn jetzt also besonders wütend machte, war die Tatsache, dass der Deutsche es nicht geglaubt hatte. Dass er ihn zum Narren machte. Und diese Frechheit, tatsächlich nach Maryborough zu gehen und einen eigenen Anwalt zu verpflichten! Hobday. Dieser scheinheilige Typ hatte Philps widerlegt. Offenbar hatte J. B. von Anfang an Bescheid gewusst und war davon ausgegangen, dass sein Sohn auch Bescheid wusste. Keith war froh, dass er keine verräterische Bemerkung hatte fallen lassen. Sich selbst nicht zum Narren gemacht hatte. Denn wenn Philps wirklich im Recht gewesen wäre, hätte J. B. Hobdays »Rat« nicht so bereitwillig akzeptiert.
            Jetzt wurde Keith klar, dass es ein abgekartetes Spiel gewesen war. Dass sein Vater Philps angewiesen hatte, den verdammten Brief zu schreiben und J. B.s Version von Recht und Unrecht darzustellen. Kein Zweifel, J. B. war ein schlauer alter Fuchs. Aber er mochte es nicht, eins auf den Deckel zu bekommen. Oh nein, das mochte er überhaupt nicht. Und der Deutsche hatte den Streitfall gewonnen, hatte einen eigenen Anwalt herangezogen, um Philps zurechtzustutzen. Nicht schwer, sich vorzustellen, dass das eine böse Überraschung und eine Ohrfeige für Philps war, doch er war der Letzte, um den sich die Dixons Gedanken machten. Es ging um das Bauholz. Sie konnten jetzt nicht mehr zulassen, dass Meissner und all diese Holzfäller einschließlich Les Jolly es sich holten und die Spatzen es von den Dächern pfiffen, dass der Deutsche die Dixons geschlagen hatte. Das war ausgeschlossen. Durfte einfach nicht sein. Man musste den Leuten zeigen, dass die Squatter hier immer noch die Zügel in der Hand hatten; sie waren immer noch die großen Bosse.
             
            Er ritt über Clonmel-Land, als er dreien von seinen Viehtreibern auf dem Heimweg begegnete. Er schloss sich ihnen an, war aber nicht in der Stimmung, sich mit ihnen zu unterhalten. Vielmehr war er mit seinen Gedanken bei Meissner, nachdem er ein paar Meilen am Besitz des Deutschen vorüber geritten war, dort, wo das Bauholz immer noch stand. Wenn Meissner gestern in Maryborough gewesen war, würde er wahrscheinlich irgendwann im Laufe des morgigen Tages nach Hause kommen. Und darüber dachte er nach.
            Plötzlich riss er sein Pferd herum und rief den Männern zu, ihm zu folgen, was sie auch taten, ohne nach dem Grund zu fragen. Vielleicht überlegten sie, wohin sie nun ritten, doch auf der Zuchtfarm der Dixons hatten sie gelernt, erst zu springen und dann zu fragen.
            Keith war aufgeregt, preschte über offenes Land und forderte die Viehtreiber auf, sich zu beeilen. Sie spornten ihre Pferde an und ritten ihm nach, doch schließlich erreichte er weit vor ihnen Hangman's Point, einen Felsvorsprung mit einem sprechenden Namen, denn er warnte Vorbeireitende vor dem unwegsamen Land, das vor ihnen lag. Hier zügelte er sein Pferd und dirigierte es behutsamer durch lichten Wald in Richtung auf Quinlans Landbesitz. Er und sein Vater hatten die Karten studiert. Sie wussten, dass Meissners eine Parzelle am Fluss lag und an Quinlans Ländereien grenzte, die andere lag von dort aus gesehen weiter landeinwärts. Eine Frechheit, sich gleich zwei Parzellen anzueignen!
            Sie ritten jetzt hintereinander, immer noch schnell, wichen Bäumen aus, brachten die Pferde über gestürzte Baumstämme und Gräben, und Keith lachte und rief über die Schulter hinweg: »Kommt schon, Jungs!«
            Er war ein geübter und geschickter Reiter. Sein Pferd war ein Vollblut, dem es vielleicht ein wenig an den Fähigkeiten ihrer Treiberpferde mangelte, doch es gehorchte aufs Wort, wunderschön, perfekt, und so ging Keith kein Risiko ein, als er durch den schattigen Wald aus Gummibäumen ritt und die Pferdehufe tief und knisternd in trockenes Laub einsanken.
           

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