Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
die Verheerung, über einen schwarzen Friedhof, der nicht zu umrunden war: Dieses Feuer hatte meilenlange Arme, die Füße waren Brennöfen, der Kopf war ein flammendes Gorgonenhaupt. Es würde den Fluss schneller als er erreichen. Warum machte er sich überhaupt die Mühe? Würde er noch rechtzeitig kommen, um Jakob zu sagen, dass er geholfen hatte, das Feuer zu legen? Warum ritt er nicht einfach zurück, holte Hanni und verließ mit ihr die Farm? Wie üblich hatte er sich selbst ein Bein gestellt, indem er redete, bevor er nachgedacht hatte. Was hatte er Keith vorgeworfen? Oh Gott, wenn das nun alles ein Irrtum war? Wer wusste schon so genau Bescheid in diesem endlosen verdammten Land, wo alles so gleich aussah, wo Tausende von Gummibäumen auf Tausende und Abertausende Gummibäume folgten? Es war hier nicht ungewöhnlich, dass sich Leute verirrten; kein Wunder, da es überhaupt keine Anhaltspunkte zur Orientierung gab, wie er es in der Heimat gewöhnt war. Selbst die Sterne waren anders. Er musste sich unbedingt mit diesen Sternen beschäftigen. Sie würden hilfreich sein.
            Vor ihm lag ein grüner Fleck. Er erinnerte Lukas an die Bühnenkulissen in der Lutherhalle zu Hause, so künstlich, dass er außerirdisch wirkte, aber er war da. Ein Korridor aus hüfthohem Gras, aus Bäumen, von denen die Rinde herabhing wie Papier und darum bat, verbrennen zu dürfen, aus den grünen Spitzen der Gummibäume, die sich in langen Fäden dem Waldboden entgegenneigten, herablassend, unbeeindruckt von der Feuersbrunst um sie herum, als wollten sie sagen, das haben wir alles schon mal gesehen.
            Lukas hielt darauf zu. Er sprang aufs Pferd, grub ihm die Fersen in die Seiten und preschte in vollem Galopp durch die Schneise. Das Pferd allerdings war ein Brumby, ein Wildpferd, gefangen und gezähmt, aber nicht für die Koppel gezüchtet, und diese Pferde verfügten über einen wahren Schatz an Eigenarten. Die Augen blitzten vor Angst vor den Feuerwänden zu beiden Seiten, es legte die Ohren an, um den Lärm auszuschalten, das Gebrüll dieses entsetzlichen Feuers, das es offenbar zu umzingeln drohte. Hoch in den Baumwipfeln schuf das Feuer nun seinen eigenen Wind, der in Wolken von Asche und Rauch Funken versprühte. Hätte der Staubsturm dem Versuch der Viehtreiber, Brumbies zu fangen, nicht ein Ende gesetzt, wäre es Lukas vielleicht vergönnt gewesen, mehr über die Gewohnheiten dieser Pferde zu erfahren, doch die Gelegenheit war nun vorüber.
            Das Tier begann, sich zurückzustemmen, sich gegen das Drängen des Reiters zu wehren, doch Lukas gestattete keinen Rückzug. Er hatte nicht bemerkt, dass die Schneise sich verengte; er war zu sehr damit beschäftigt, das Pferd vorwärts zu treiben. Doch dann entdeckte das Pferd durch den Rauch und den Dunst hindurch die Schlucht, wusste, dass sie zu breit zum Überspringen und zu tief zum Durchschreiten war, und griff auf einen Trick zurück, der erfahrenen Viehtreibern durchaus bekannt war. Es blieb stehen und ließ gleichzeitig die Vorderbeine einknicken. Lukas hatte keine Chance. Er flog über den Kopf des Pferdes hinweg in die Schlucht, wo das Gehölz bereits schwelte.
            Eine Minute lang blickte das Pferd zu ihm hinunter, doch der Mann lag ganz still da, und so machte es kehrt und preschte davon, nicht in das Feuer hinein, sondern zurück in die Sicherheit. Es suchte sich den Weg über das schwarz gebrannte Land, mit schleifendem Zügel, bis es auf grünes Land kam, wo es in den verstreut wachsenden Disteln nach Nahrung suchte.
             
            Der Rauch von einem fernen Feuer irgendwo in der Gegend roch eindeutig nach Eukalyptus, stellte Frieda fest, aber stärker noch als der Duft frischer Blätter. Sie merkte sich alles, was mit dem Busch zu tun hatte, um später darauf zurückgreifen zu können und besser mit der neuen Umgebung zurechtzukommen. Ihre Erinnerungen waren bereits angefüllt mit Beschreibungen von Vögeln und Pflanzen, von denen die meisten noch auf jemanden warteten, der ihnen einen Namen geben konnte.
            Sie und Karl vermissten Jakob. Seit er gegangen war, hatten sie keine Menschenseele mehr gesehen, außer dem schwarzen Botenjungen, der ihnen mitteilte, dass Jakob nach Maryborough reiten wollte.
            Frieda seufzte. Das konnte nur eines bedeuten: Er hatte in Bundaberg keine Hilfe gefunden.
            »Was kann er in Maryborough schon ausrichten?«, hatte Karl

Weitere Kostenlose Bücher