Im Land der tausend Sonnen
die auch Deutsche waren und für Les Jolly arbeiteten. Ihr Haus war abgebrannt, die kleine Ernte vernichtet. Arme Teufel. So ein Feuer war wirklich das Schlimmste …
»Ich weiß nicht«, sagte einer. »So eine große Überschwemmung, die kommt rasend schnell. Menschen ertrinken.«
»Das kann man wohl sagen«, stimmte Keith zu. »Vor Jahren hat es hier eine gewaltige Überschwemmung gegeben. Mein Alter hat mir davon erzählt. Sein Verwalter ertrank damals. Übrigens, die Meissners, ist ihnen was passiert?«
»Nein. Sie sind gesund. Mutter und Sohn haben den Fluss überquert. Dann ist Jakob Meissner nach Hause gekommen, er war irgendwo unterwegs gewesen, und ist auch rüber über den Fluss.«
»Ich dachte, sie waren zu viert«, sagte Keith, in der Hoffnung auf neue Informationen über Fechner.
»Nein, nur zu dritt. Das Ehepaar und der Sohn.«
Das war also geklärt. Lukas war nicht bei ihnen. Später fragte er noch beiläufig, ob irgendwer in den letzten Tagen Lukas Fechner gesehen hätte, einen Viehtreiber von Clonmel Station, aber man kannte ihn nicht einmal. Jedenfalls war er nicht gesehen worden.
Das Bier floss mittlerweile in Strömen, und irgendwie kam man wieder auf den Brand zu sprechen. Das interessierte Keith weniger, bis er zwei Männer über Jakob Meissner streiten hörte. »Er war nicht allein«, sagte der eine. »Ich war ja da. Ich habe gesehen, wie die Jungs ihn in Charlie Mayhews Boot über den Fluss gebracht haben. Jakob und einen anderen Burschen, von der Stelle aus, wo das Haus abgebrannt war.«
»Wer war denn der Kerl?«, wollte Keith gespannt wissen.
»Wenn nicht einer von der Familie, wie ich schon sagte.«
»Ich war das.« Eine tiefe Stimme an seiner Seite gab ihm die Antwort, und als Keith sich umdrehte, sah er in Mike Quinlans zorniges Gesicht.
»Wieso hat man dich rausgelassen?«, fuhr er ihn an und wandte sich, ohne eine Antwort abzuwarten, zu seinen Freunden um. »Ich dachte, das hier sei ein anständiger Pub.«
»Das dachte ich auch«, sagte der Ire. »Aber dann bist du gekommen, du dreckiger kleiner Gauner. Geh mir aus dem Weg, mach Platz am Tresen.«
Auf Grund des Alkoholkonsums wurde Keith außergewöhnlich mutig. »Dieser Galgenvogel beschimpft mich. Geh woanders hin, wenn du trinken willst, Quinlan. Falls du überhaupt Geld hast.«
Plötzlich stand Keith nicht mehr an der Theke. Er wurde von Quinlan hochgehoben und zu Boden geworfen, wobei er gegen andere Gäste stieß, die auszuweichen versuchten und dabei ihre Getränke verschütteten, größtenteils über ihn. Niemand kam ihm zu Hilfe. Stattdessen sah er ringsum begeistertes Grinsen, während die Männer zurücktraten, um Platz für den kommenden Kampf zu machen.
Doch das wollte der neue Wirt nicht dulden. Er trat an die verspiegelten Regale hinter dem Tresen, als wollte er seinen beträchtlichen Vorrat an Flaschen schützen, und holte ein Gewehr hervor, woraufhin alle binnen Sekunden verstummten.
»So, Leute«, sagte er. »Ich sag euch das nur ein einziges Mal. In meinem Pub gibt es keine Prügeleien. Ich hab auf den Goldfeldern Pubs gehabt. Ich habe verdammt noch mal mehr Prügeleien gesehen als ihr alle zusammen. Dieses Pub hat mich und meinen Partner eine Menge Geld gekostet. Aber es gehört uns. Wenn irgendwas kaputtgeht, bezahlt ihr's doppelt. Wenn ihr euch prügelt, kriegt ihr Lokalverbot. Und diese Flinte ist immer geladen, also wagt es nicht, mir dumm zu kommen.«
Er sah Quinlan an. »Wenn du noch einmal meine Gäste rumstößt, fliegst du raus. Verstanden?«
»Ja, Sir.« Quinlan grinste.
»Und du, du Großmaul da auf dem Boden, ich bestimme, wer in meinem Laden trinkt. Nicht du. Jetzt steh auf und halt's Maul.«
Keith rappelte sich hoch. Jetzt, da der Spaß vorbei war, kam man ihm zu Hilfe. Er schüttelte die Männer ab und ging auf den Wirt zu, der sein Gewehr sorgfältig unter dem Tresen verstaute.
»Entschuldigen Sie. Sie wissen offenbar nicht, wer ich bin. Das ist verständlich, schließlich sind Sie neu in der Stadt, aber …«
Der stämmige Wirt lehnte sich über den Tresen. »Dann sind wir quitt, Kumpel. Ich kenne dich nicht, und du kennst mich nicht. So etwas erledigt
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