Im Land der tausend Sonnen
ein Wörtchen mit ihm reden müssen. Aber wo sind die Leute?
Er hob den Deckel eines großen Bierfasses, das sie als Wasserbehälter benutzten, trank ein paar Schlucke und goss sich den Rest über den Kopf. Doch das Fass erinnerte ihn an Walthers Pläne, und das weckte seinen Zorn. Weshalb brauchten sie Bier oder sogar diesen Rum, von dem sie alle redeten, wenn Gott ihnen doch kristallklares Wasser gab? Leise über ihre Dummheit schimpfend, stapfte er den Weg zum Gemüsegarten hinunter.
Dort sah es aus wie in einem Zirkus. Mehrere große Vögel, einschließlich Krähen, scharrten glücklich in den Beeten, ein Leguan hob den Kopf, sah ihn an und fraß dann weiter von seinem Gemüse, und mindestens ein Dutzend Wallabys tat sich vergnügt an seinem Kohl gütlich.
»Raus mit euch«, rief er, und die Vögel flogen auf, flatternd und kreischend, nur um sich ein Stückchen entfernt wieder niederzulassen.
»Gott im Himmel!« Pastor Beitz sank auf einen Erdhügel und überließ den Tieren das Feld. Er fühlte sich als Versager. Er hatte seine Kirche, eine Hand voll Pfarrkinder und keine Missionsschule, geschweige denn eine Schule für ihre eigenen Kinder. Und wenn er denn eine hätte bauen können, wozu er jedoch nicht in der Lage war, würden sie sie ohnehin nicht besuchen. Es war kein Geld mehr vorhanden, und auch von der Bank war keine Hilfe zu erwarten. Vielleicht hatte Herr Hoepper Recht, und er hatte zu viel von Gott verlangt. Vielleicht war es seine Bestimmung, für seine Herde zu sorgen, sich mit der Betreuung seiner eigenen Gemeinde zufrieden zu geben und die Missionsarbeit jüngeren Männern wie Friedrich zu überlassen. Womöglich war das des Rätsels Lösung. Sobald er konnte, wollte er diese Angelegenheit mit Friedrich besprechen. Der arme Kerl hatte bisher nicht die geringste Anleitung erhalten. Bestimmt tat es ihnen beiden gut, sich für eine Woche betend zurückzuziehen, damit sie den Willen des Herrn besser verstehen lernten.
Ja. Das war die Lösung. Er stand auf und strebte der Küche zu, froh, Walthers Stimme zu hören. Sie waren heimgekommen. Schon fühlte er sich besser.
Der Vikar ritt auf seinem Pferd ein paar Mal durch die Stadt, um zu prahlen, allerdings in gespielter Gleichgültigkeit. Er ritt am Pub vorüber, neidisch auf die Männer, die, die Füße hochgelegt, einen Drink in der Hand, sorglos auf der Veranda saßen. Und das Geschehen beobachteten.
Pfeifend schlug er den Weg zur Taylor's Road ein. Sein Entschluss war gefasst. Bald schon würde die Tara flussaufwärts gestampft kommen, Ladung und Passagiere ausspeien, neue Ladung und Passagiere aufnehmen, und Vikar Friedrich Ritter würde unter ihnen sein. Genug war genug.
»Kein Zaudern mehr«, sagte er zu Freddy. »Ich nehme meine hübsche kleine Ausbeute und mache mich aus dem Staub. Im Grunde habe ich mich nicht schlecht geschlagen.« Er seufzte. »Ich weiß, du hättest es gern gesehen, wenn ich weiterhin den Hilfspfarrer gespielt und deine Verpflichtungen übernommen hätte, alter Bursche, aber selbst du musst doch zugeben, dass dieser Sumpf kein Niveau hat. Also wirklich, zu leben wie ein Eingeborener, ohne Bezahlung, und im Grunde ohne Anbindung an eine nennenswerte Stadt … oder willst du diesen Müllhaufen als Stadt bezeichnen, Freddy …«
»Mit wem redest du, Kumpel?«
Eine Stimme ertönte aus der Dunkelheit und ließ ihn zusammenschrecken. Zwei Reiter holten ihn ein.
»Mit niemandem.« Er lächelte. »Ich habe lediglich meditiert.« Er blickte von einem zum anderen. »Wohin des Wegs, meine Herren?«
»Maryborough«, antwortete der eine in fröhlichem Ton.
»Ach ja? Das ist aber ziemlich weit, oder?«
»Überhaupt nicht, wenn einer ein gutes Pferd hat.«
Das klang interessant. Friedrich hatte geglaubt, lediglich per Schiff aus dieser Stadt fortkommen zu können, aber natürlich … »Vermutlich könnte man auch bis nach Brisbane reiten«, sagte er. »Mit einem guten Pferd.«
»Das tun viele. Man könnte sagen, mit einem Pferd steht einem das ganze Land offen.«
»Ja, ja.« Er nickte.
»Und wohin wollen Sie?«
»Nach Hause. Zu meiner Gemeinde, am Ende der Straße.« Zu spät fiel Friedrich ein, dass Taylor's Road ja eine
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