Im Land der tausend Sonnen
Knurren gebleckt. Aus dem Winkel der Hütte heraus sprang er ihn an; wahrscheinlich hatte er sich in der Düsternis dieses bewölkten Nachmittags schon die ganze Zeit dort verborgen gehalten. Friedrich ließ das Kissen fallen und rannte aus der Hütte.
Die Dokumente aber befanden sich noch in seinem Besitz.
Als er in der Küche in Sicherheit war, kam er sich vor wie Pastor Beitz, keuchte und schnaufte vor Anstrengung. Doch der Hund war ihm nicht gefolgt. Vielleicht war doch Beitz seine Beute gewesen, und er hatte ihn bei seinem Angriff gestört. Konnte froh sein, mit dem Leben davongekommen zu sein. Beitz dürfte inzwischen mausetot sein. Friedrich keuchte immer noch, als er auf einer Abkürzung zur Pferdekoppel durch den Busch kroch. Er sattelte Queenie erneut. Wenn Beitz etwas zugestoßen war, konnte er nichts dafür. Er wusste von nichts.
Wieder voller Zuversicht, ritt Friedrich durch die Stadt und legte George Macken die Besitzurkunden vor. »Ich will, dass alle Bäume eingeschätzt und abgerechnet werden«, sagte er. »Ich lasse nicht zu, dass Sie welche für sich selbst zur Seite schaffen.«
»Natürlich nicht«, knurrte Macken.
»Gut. Und ich verlange eine beträchtliche Vorauszahlung bei der Unterzeichnung des Vertrags.«
»Eine Vorauszahlung?«, staunte Macken. »Das ist nicht üblich.«
»Ich bin zwar Geistlicher, aber nichtsdestoweniger auch Geschäftsmann, Sir. Mit einer Vorauszahlung von fünfzig Pfund beweisen Sie Ihre Vertrauenswürdigkeit.«
Macken nickte. »Gut«, sagte er und akzeptierte die Bedingungen so prompt, dass Friedrich sich ärgerte, weil er nicht hundert Pfund gefordert hatte.
»Geben Sie mir einen Tag Zeit, Pastor. Dann kann ich Ihnen ein genaues Angebot machen.«
Er schlug die Besitzurkunden auf und nickte. Wie vermutet, lag das Land im Busch. Dort gab es wertvolles altes Holz. Wie konnte dieser Esel glauben, jeden einzelnen Baum im Blick zu behalten? Er verkaufte schließlich keine Küchentische.
Die Grundmauern von Walthers Brauerei waren endlich abgesteckt, was entschieden einfacher war als das Roden und das Abräumen der Felsblöcke und Baumstümpfe, und zu Walthers Freude traf das bestellte Bauholz pünktlich ein. Doch Begeisterung und Hingabe konnten den Mangel an Erfahrung nicht aufwiegen. Als das Holzgerüst des ersten Bauabschnitts zum dritten Mal zusammenbrach, war es Lukas, der eingestand, dass sie Hilfe brauchten.
»Keine Angst!«, sagte Walther. »Wir kriegen es noch hin. Vielleicht müssen wir die Ecken verstärken. Hilf mir, das Gerüst wieder aufzurichten, dann sehen wir, woran es fehlt.«
»Ich sag dir, was uns fehlt. Ein gelernter Zimmermann. Keiner von uns weiß doch, was er tut. Ich dachte, es wäre ganz einfach, aber das ist ein Irrtum. Wir verschwenden Zeit und Geld. Jedes Mal, wenn ein Brett durchbricht, höre ich das verlorene Geld klimpern.«
»Wir können uns keinen Zimmermann leisten«, sagte Walther starrsinnig.
»Dann höre ich auf.«
»Was? Das kannst du nicht tun. Du hast gesagt, du hilfst mir.«
»Da dachte ich auch, ich könnte es.« Lukas lachte. »Ich dachte, du kennst dich aus mit der Schreinerei. Wir beide zusammen könnten nicht mal ein Puppenhaus bauen, Walther, geschweige denn eine Brauerei. Wir haben nicht die geringste Ahnung. Also: Ich höre auf, du brauchst mir nichts zu bezahlen und kannst dafür einen Zimmermann einstellen. Und basta. Zeit, Schluss zu machen für heute. Gehen wir.«
Nach Friedrich rufend, taumelte Pastor Beitz aus seiner Hütte, doch von dem Hilfspfarrer war keine Spur zu sehen. Er war immer noch sehr benommen und fragte sich schon, ob er sich womöglich die Schlafkrankheit zugezogen hatte, von der Menschen in den Tropen bekanntlich manchmal befallen werden.
Er hatte in letzter Zeit entschieden zu viel geschlafen. Aber wo steckt Friedrich?, wunderte er sich. Eben noch hat er irgendetwas gesucht, dann kam er an mein Bett, hob mein Kissen auf … es muss wohl zu Boden gefallen sein …, wollte es mir gerade geben, und dann schrie er auf, schleuderte das Kissen von sich und rannte hinaus.
Dieser Bursche hat manchmal ein merkwürdiges Verhalten. Ich werde mal
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