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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ins Krankenhaus gebracht. Die Leiche des Geistlichen, und es heißt, Keith habe ihn erschossen …«
            Wenn J. B. diese Geschichte auch nicht glaubte, so lag doch auf der Hand, dass Keith in Schwierigkeiten steckte. Er musste sich rasch etwas einfallen lassen.
            »Geh zu O'Malley und hol ihn. Lass dir von einem Kumpel helfen, falls nötig …«
            »Und wenn er nicht mitkommen will?«
            »Schlag ihm eins über den Schädel. Bring ihn … nein, bring ihn nicht hierher. Bring ihn zum Hafen – aber ohne Aufsehen zu erregen. Da treffen wir uns dann.«
            »In Ordnung, Boss.«
            J. B. ging zur Bar, nahm sich noch Zeit für einen doppelten Whisky, um seine Nerven zu beruhigen, ging nach draußen und überquerte die Straße in Richtung Fluss.
            Da lag ein Schiff vor Anker. Die Fayette . Die Gangway war bereits eingezogen worden, und einige von den Passagieren hielten sich an Deck auf. J. B. hätte gern gewusst, ob das Schiff im Begriff war, abzulegen, da sie den Küstenverkehr sicher eingestellt hatten, doch dringendere Fragen forderten ihr Recht. Was zum Teufel hatte sein Sohn jetzt wieder ausgefressen?
             
            Walther machte sich Sorgen um Pastor Beitz, der allein in der Gemeinde zurückgeblieben war, während sie in Jim Pimbleys Laden Schutz vor dem Sturm gesucht hatten. Doch Max erinnerte ihn, dass Vikar Ritter lange vor Einsetzen des Unwetters hätte zurück sein müssen, und das beruhigte ihn einigermaßen.
            Als sie nach draußen kamen, eine ganze Schar einschließlich Eva und ihrer Kinder, Max und Hans Lutze, Mr Hackett und noch einige andere, waren sie betroffen von der plötzlichen Stille.
            Draußen schien es heller zu sein als in dem düsteren Laden, wo sie keine Lampe anzuzünden gewagt hatten, und Jim blickte grinsend um sich.
            »Immerhin steht die Stadt noch.«
            »Aber dein Lagerraum nicht«, rief seine Frau, und kurz darauf waren die Männer damit beschäftigt, Zucker- und Mehlsäcke sowie verschiedene Kisten mit Nahrungsmitteln nach Mrs Pimbleys Anweisungen ins Trockene zu schaffen. Als sie das schließlich geschafft hatten, war es, wie Max sagte, Zeit, nach Hause zu gehen.
            »Wo ist Lukas?«, fragte Walther.
            »Mr Hackett sagt, er ist zu Hanni gegangen«, sagte Max grinsend. »Ich finde, wir sollten ihn nicht stören. Gehen wir lieber nach Hause.«
             
            Billy ritt weit vor ihnen die Taylor's Road entlang. Er musste Pastor Beitz aufsuchen und ihm von dem schrecklichen Mord berichten. Von dem Mord an dem anderen heiligen Mann. Ein grauenhaftes Verbrechen! Im Krankenhaus waren alle schockiert. Selbst Clem Colley war völlig ratlos. Billy konnte es ihm nicht verdenken. Man musste es sich schon zweimal überlegen, ob man einen Dixon wegen Mordes an einem Geistlichen verhaften sollte. Oh ja.
             
            Er hielt sich in der Kirche auf, als dieser Wind über sie herfiel, an den Wänden rüttelte, aufs Dach hämmerte und gegen die schönen bleiverglasten Fenster schlug, doch das Haus Gottes stand fest. Trotzdem verharrte Pastor Beitz auf den Knien und rief den Herrn an, ihm sein Versagen zu vergeben, die Tatsache, dass er sich dem Bösen, das seine Kirche womöglich doch noch zu zerstören drohte, nicht entgegenwerfen konnte.
            Er erinnerte sich nicht, wie es dazu gekommen war, dass er zu einer Stunde, da er längst hätte schlafen sollen, in der Kirche weilte, doch diese Nebensächlichkeit hielt er für unbedeutend. Allerdings erinnerte er sich, dass er Friedrich gesehen hatte, der in der Tür stand und ihm den Weg versperrte. Und die Erinnerung erfüllte ihn mit Angst. Friedrich, sein guter, frommer Vikar, hatte ihn weit über das Normale hinaus erschreckt. Seine Augen hatten für einen blitzhellen Augenblick Schrecken gesehen, die kein Mensch jemals bezeugen sollte, und Pastor Beitz hatte sich in seinem Entsetzen ans Altargitter geklammert und konnte es auch jetzt noch nicht loslassen. Er hatte das Gefühl, seine ganze Welt würde einstürzen, wenn er jetzt losließe, war aber nicht in der Lage zu erklären, wie der Zusammenbruch dieser Welt sich auswirken würde. Er betrachtete sich als Novizen, als Ignoranten, als Dummkopf, der von gar nichts wusste, ohne rechte Einsicht in wahre Heiligkeit oder wahres Übel. Bis jetzt. Da er das Böse

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