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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Himmel vorüber.
            Frieda wandte sich geistesgegenwärtig an ein Mitglied der Schiffsbesatzung und fragte, was das für Vögel wären.
            »Papageien«, sagte der Mann, und sie lächelte über seinen Gleichmut. Für sie waren es die exotischsten Wesen, die sie je gesehen hatte.
            Sie steuerten auf eine Flussbiegung zu, und der Kapitän ließ dreimal schrill die Dampfpfeife ertönen, so dass den Einwanderern ein kalter Schauer über den Rücken lief. Sie sahen jetzt das Ende ihrer Reise vor sich und fragten sich, was sie erwartete, nicht nur in dieser Stadt, sondern in der nahen und fernen Zukunft. Jakob rief die jungen Brüder Lutze freundlich zu sich und seiner Familie. Sie waren Waisen, die Pastor Beitz aufgesammelt hatte, feine Kerle … Max war sechzehn und Hans fünfzehn. Schüchtern kamen sie herüber, und dann gesellten sich auch Lukas und Hanni Fechner zu ihnen.
            Die Fechners hatten beide auf irgendeinem großen Gut gearbeitet, und man munkelte, dass sie von ihrer Arbeit weggelaufen seien. Nach Hamburg, wo sie Pastor Beitz kennen gelernt hatten. Jakob mochte die beiden, während Frieda Hanni, die junge Frau, als zu flatterhaft abtat.
            Was würden sie hier finden? Nicht zum ersten Mal spürte Jakob leise Zweifel, leise Angst. Hatten sie sich richtig entschieden? Plötzlich wirkten die Wälder längs des Flusses so einsam, bedrohlich und unheimlich, denn abgesehen von den Vögeln zeigten sie keine Spur von Leben, und aufgescheucht von der Dampfpfeife, waren auch die Vögel bald verschwunden.
            Die Frauen hatten sich wegen der Eingeborenen, auf die sie womöglich treffen würden, geängstigt, und auf Hubert Hoeppers Rat hin hatte Jakob sie beschwichtigt, dass sie freundlich gesonnen seien und den Siedlern nichts antun würden, doch in einem schwachen Moment war er an einen Matrosen der Tara herangetreten und hatte sich erkundigt.
            »Die Abos?«, erwiderte der Mann. »In Bundaberg oder Maryborough lassen sie euch in Ruhe. Aber ihr solltet nicht zu weit in ihr Territorium vordringen, sonst habt ihr schnell einen Speer im Rücken. Vor einiger Zeit ist ein Kumpel von mir oben am Cape River getötet worden. Wahnsinn, kann ich nur sagen. Ich würde mich nicht mal in die Nähe dieser Gegend trauen. Aber das kommt vom Goldfieber.«
            Es dauerte noch Tage, bis Jakob in einem Anfall von Panik feststellte, dass die Goldfelder vom Cape River sich tatsächlich in ihrem Staat Queensland befanden, allerdings tausend Meilen nördlich. Also war es eher unwahrscheinlich, dass diese wilden Stämme die Einwohner von Bundaberg belästigten. Doch diese Erkenntnis vermittelte ihm auch ein Gefühl für die Größe des Landes.
            »Wenn dieser Staat mehr als tausend Meilen lang ist und Gott weiß wie breit«, sagte er zu Frieda, als sie über einer Landkarte grübelten, die der Kapitän ihnen geliehen hatte, »wie groß ist dann ganz Australien? Der Kontinent?«
            »Ist das so wichtig? Das ist doch wenigstens eine Erklärung dafür, dass sie tatsächlich so viele Einwanderer brauchen.«
            »Doch, das ist wichtig«, sagte Jakob mürrisch. »Ich komme mir vor wie eine Ameise.«
            Frieda lachte. »Red keinen Unsinn! Eine Ameise! Was fällt dir wohl als Nächstes ein?«
             
            Beim ersten Anblick seiner künftigen Heimat fühlte Jakob sich noch kleiner als eine Ameise. Mit Erschrecken und Enttäuschung betrachtete er den Ort, kaum mehr als ein einsames Dörfchen an der hohen Uferböschung des Flusses. Es war das erste Zeichen von Besiedelung, das sie seit dem Aufbruch aus Brisbane gesehen hatten, und Jakob empfand die Abgeschiedenheit plötzlich als beängstigend. Er wollte alles rückgängig machen, wollte auf dem kleinen Schiff bleiben und von diesem deprimierenden Außenposten fortgebracht werden, doch er bewegte sich mit der Masse vorwärts, die Gangway hinunter, zu spät, um noch umzukehren. Also nahm er seine Frau am Arm, setzte ein mutiges Gesicht auf und ging in Bundaberg an Land.
            Sie verließen das Hafengebiet und sammelten sich auf der angrenzenden staubigen Koppel. Dort standen sie und sahen sich um, als ein Mann rief:
            »Alle Einwanderer hierher zum Zollhaus!«
            Zum Glück zeigte er auf das genannte Gebäude, denn keiner von ihnen hätte das schlichte, einräumige Holzhaus für ein Zollhaus

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