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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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schicken, die wir für geeignet halten, und meiner Meinung nach seid ihr zwei schon richtig.«
            »Danke, Sir, ganz herzlichen Dank«, sagte Hanni. »Wir sind Ihnen sehr verbunden.« Sie fiel Lukas um den Hals. »Siehst du, wie einfach es ist? Wir haben uns umsonst solche Sorgen gemacht. Morgen gehen wir hinaus, um uns von Pastor Beitz zu verabschieden und ihn um seinen Segen zu bitten.«
            Es war ein Tag, den Frieda nie vergessen würde. Jakob hatte sich so früh aus der Baracke geschlichen, dass ihr nichts anderes einfiel, als wieder ins Bett zu kriechen und sich Sorgen zu machen. Sie war überzeugt, dass er im Hinblick auf diese Pachtverträge alles durcheinander gebracht hatte, denn den Morgen für drei Shilling, das gab es doch gar nicht, und der freundliche Bankdirektor hatte ihn so beeindruckt, dass er Gefahr lief, sich hinreißen zu lassen und eine Dummheit zu machen. Genau wie Pastor Beitz. Andererseits war ihr Mann nach dem Gespräch über die Situation der Gemeinde mit Mr Rawlins zu dem Schluss gekommen, dass sie wohl doch nicht so verfahren war. Zwar blieb das Land noch eine ganze Weile nutzlos, aber es war Eigentum, bereits vermessen und auf Pastor Beitz' Namen eingetragen. Niemand konnte es der Kirche entreißen.
            Beinahe wäre es ihr gelungen, wieder einzuschlafen, als der Krawall losbrach. Seit dem Geschrei und Gebrüll während der Hungeraufstände vor fünf Jahren in ihrem Heimatdorf hatte Frieda nicht mehr solch einen Lärm gehört. Zu jener Zeit, so erinnerte sie sich voller Unbehagen, hatten die Männer ihrer Familie drei ganze Tage lang gegen die Meissners gekämpft. Doch da stürmte Eva Zimmermann herein.
            »Wo ist Jakob? Wir brauchen ihn. Wir haben nur Theo und Lukas, die uns verteidigen können.«
            Angstvoll schob Eva ihre Kinder Frieda zu. »Beschütze sie! Wir werden von Wilden angegriffen.«
            »Oh mein Gott!« Frieda sprang aus dem Bett, zog Rock und Bluse an und half den Kindern unter ihre Pritsche. Sie öffnete die schwächliche Tür, lief in den schmalen Durchgang zwischen den abgeteilten Räumen und prallte unverzüglich mit einem riesigen Schwarzen zusammen, mit nackter Brust, einem wolligen Haarschopf und blitzenden weißen Zähnen. Er roch nach Öl, nach Kokosöl, fiel ihr später ein, doch in diesem Moment schrie sie, stieß ihn von sich, entsetzt, dass sie doch tatsächlich mit dieser glatten, schwarzen Haut in Berührung gekommen war, sie mit beiden Händen angefasst hatte. Doch er zeigte keinerlei Betroffenheit. Andere Männer folgten ihm, Furcht erregende Gestalten. Wilde. Und dieser Kerl ging zu ihrer Tür, wollte sie öffnen und eintreten. Mutig warf sich Frieda ihm entgegen. »Nein!«, schrie sie.
            »Geht weg, ihr Bestien! Ihr dürft den unschuldigen Kindern nichts antun!«
            Sie sah, dass andere Männer Türen öffneten, in die Zimmer spähten und ihre Baracke mit Beschlag belegten. Verzweifelt hielt sie Ausschau nach Eva und Theo. Wo mochten sie sein? Und die Fechners? War sie die Einzige, die die Kinder beschützen konnte? Sie begann zu zittern. Jemand musste eingreifen.
            Genau das tat Frieda Meissner. Sie huschte zurück in ihr Zimmer, befahl den Kindern, leise zu sein, und kehrte mit der einzigen Waffe, die sie hatte finden können, zurück. Es war ein Schirm.
            Wieder vor der Tür, verteidigte sie diese mit allem Nachdruck, hieb wild auf die Schar von Wilden ein, die sich in die Baracke ergoss, prügelte sie, zwang sie, sich an ihr vorüberzuducken. Einige lachten, grinsten, einige jauchzten vor Entzücken über diesen harmlosen Spießrutenlauf, andere waren weniger angetan, wenn der Schirm ihre Köpfe oder Rücken traf, doch alle ignorierten sie, anscheinend zu beschäftigt damit, von den Zimmern Besitz zu ergreifen.
            Frieda ahnte, dass ihre Gegenwehr nicht folgenlos bleiben würde. Dass diese Furcht erregenden Eingeborenen, hässliche Männer mit Knochen in den Nasen und reinweißen Muschelhalsketten, ihren erbitterten Widerstand nicht vergessen würden, doch sie schlug sich tapfer, wenn auch mit den Tränen kämpfend, bis ihr Schirm einen weißen Mann traf.
            »Geben Sie Acht, Missus«, sagte er. »Hören Sie auf. Ich bin Constable Colley. Ich wollte mal sehen, ob Ihnen was fehlt.«
            »Mir fehlt nichts! Schaffen Sie auf der Stelle diese Wilden aus unserer Baracke! Das ist ja eine

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