Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
dann zurückzahlen?«, fragte Theo wütend. »Du schaust auf mich herab, wie alle anderen auch.«
            »Theo, ich muss jetzt gehen. Und was das Geld betrifft, mach, was du willst.«
            Lukas war froh, ihn loszuwerden. Und er war peinlich berührt. Er ging zu seinem Pferd, prüfte den Gurt und schwang sich in den Sattel. Die Sättel der Viehtreiber hier waren bedeutend leichter als in Deutschland. Kein Wunder, dass er sich wie ein Anfänger hatte durchrütteln lassen, als er zum ersten Mal auf eines dieser Pferde gestiegen war.
            Als er sein Pferd wendete, um die anderen Männer einzuholen, die bereits davonritten, sah er sich nach Theo um, um sich zu verabschieden, doch Theo war auf dem Weg zu seinem Ochsengespann und warf keinen einzigen Blick mehr in seine Richtung.
            »Wie dumm von mir, ihm so ein Angebot zu machen«, sagte Lukas leise zu sich selbst und ließ sein Pferd in Trab fallen. Er und Hanni hatten eine gewaltige Summe angespart. Zwei Pfund. Fünf Shilling davon hatten sie bei einem Pferderennen gewonnen, am Tag des Clonmel-Rennens, zu dem die Leute von nah und fern gekommen waren, um ihre besten Vollblüter auf der Rennbahn von Clonmel auf die Probe zu stellen.
            Fünf Shilling hatte er also gewonnen. Aber was war nur in ihn gefahren, dass er Theo gegenüber ausplaudern musste, sie würden Pastor Beitz ein Pfund bezahlen? Das war die Summe, die er gefordert hatte, doch Hanni hatte sich strikt geweigert, diese Gabe auch nur in Erwägung zu ziehen.
            »Der Pastor sollte sein Bauholz verkaufen«, hatte sie gesagt. »Du weißt ja, was die Männer hier sagen. Das Bauholz da drüben auf dem Kirchenland ist ein Vermögen wert. Warum sollen wir arbeiten, um ihn zu unterstützen, wenn das völlig überflüssig ist?«
            Lukas war trotzdem der Meinung gewesen, dass sie ihm Geld schicken müssten. Vielleicht diese fünf Shilling, aber der Vorschlag hatte Hanni so wütend gemacht, dass sie stundenlang kein Wort mit ihm gesprochen hatte.
            »Du brauchst einen Vormund, Lukas«, hatte sie geschimpft. »Du sprichst immer gleich alles aus, was dir in den Kopf kommt.«
            Zu seiner Gruppe gehörten fünf Viehtreiber. Sie verließen den Weg und ritten nach Westen, querfeldein durch offenes Buschland, wo Lukas sie einholte. Hoffentlich erinnerte sich keiner von ihnen daran, dass er sich hier auf dem Dreißig-Meilen-Ritt zu den Dilba-Seen seinerzeit verirrt hatte. Er war im Kreis geritten, wie sie ihm später erklärten, und er hatte einiges an Spott über sich ergehen lassen müssen, doch er war dankbar für die Anstrengungen, die sie auf sich genommen hatten, als sie ihn die ganze Nacht hindurch suchten. Merkwürdige Menschen, dachte er.
            Aber auch Theo war merkwürdig. Lukas wusste nicht mehr, was er von Theo halten sollte. Plötzlich war er froh, dass er am Abend nicht heimkehren musste. So konnte er wenigstens dem Problem mit dem Darlehen an Theo aus dem Wege gehen.
            »Du bist schwach«, sagte er zu sich selbst. »Und feige.«
            Dann lachte er, trieb sein Pferd an, als wollte er Abstand gewinnen, Abstand von Theo, der Hanni um Geld bitten würde, und von Hanni, die um nichts in der Welt ein kostbares Pfund aus der Hand geben würde.
            Ich habe es gut gemeint, dachte Lukas und hob die Schultern. Er hat mir wirklich Leid getan, doch Hanni wird das anders sehen.
             
            Hanni sah es anders.
            »Lukas hat gesagt, ich soll dir was geben? Ist er verrückt geworden? Ihr habt wohl einen Sonnenstich, alle beide. Du hast Arbeit, Theo Zimmermann. Nimm dein eigenes Geld.« Ganz gleich, wie sehr er sie zu überreden versuchte, sie gab ihm nicht einen Penny, und Theo war wütend.
            »Lukas hat es mir versprochen«, schrie er, während er schon den Rückzug antrat. »Er ist ein guter Mann, er ist gerecht. Er wird mich nicht im Stich lassen. Er wird mir das Geld schicken.«
            Er beherrschte sich und sagte Hanni nicht, was er von ihr hielt, aus Angst, sie könnte es Lukas sagen, der dann böse sein würde, doch als er am Abend bei den Viehtreibern saß, erfuhr er etwas äußerst Interessantes. Sie hatten sich draußen am Lagerfeuer versammelt, rauchten, erzählten und vertrieben sich die Zeit bis zum Schlafengehen. Jemand fragte ihn, ob er Lukas kenne. Als er ihre Beziehung erklärte, schnappte

Weitere Kostenlose Bücher