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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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beleumundete Mann« ja ein Beamter der Krone
oder ein kleiner Kaufmann. Helen war bereit, jedem eine Chance zu
geben.
    Doch als sie das Büro dann mit dem Brief und der Adresse
eines gewissen Howard O’Keefe verließ, Farmer in Haldon,
Canterbury, Christchurch, war sie doch ein wenig verunsichert. Sie
hatte nie auf dem Lande gelebt; ihre Erfahrungen beschränkten
sich auf einen Ferienaufenthalt mit den Greenwoods in Cornwall. Man
hatte dort eine befreundete Familie besucht,und dabei war es höchst
zivilisiert zugegangen. Allerdings hatte bei Mr. Mortimers Landhaus
auch niemand von »Bauernhof« gesprochen, und Mr. Mortimer
hatte sich auch nicht einfach »Landwirt« genannt, sondern
...
    Â»Gentlemanfarmer«, fiel es Helen endlich ein,
woraufhin sie sich gleich besser fühlte. Ja, so hatte der
Bekannte der Greenwoods von sich gesprochen.Und das passte sicher
auch auf Howard O’Keefe. Helen konnte sich einen schlichten
Bauern kaum als gut situiertes Mitglied der besseren Gesellschaft in
Christchurch vorstellen.
    Helen hätte O’Keefes Brief am liebsten auf der Stelle
gelesen, zwang sich aber zur Geduld.Auf keinen Fall konnte sie das
Schreiben gleich im Vorzimmer des Reverends aufreißen, und auf
der Straße wäre es nass geworden.Also trug sie ihren
Schatz ungeöffnet nach Hause und freute sich nur über die
gestochen klare Schrift auf dem Umschlag. Nein, so schrieb sicher
kein ungebildeter Bauer! Helen überlegte kurz, ob sie sich für
den Heimweg zu den Greenwoods eine Droschke leisten sollte, fand dann
aber keine und sagte sich schließlich, dass es nun auch nicht
mehr lohne. So wurde es spät, und sie hatte gerade noch Zeit,
Hut und Mantel abzulegen, bevor das Abendessen serviert wurde. Den
wertvollen Brief in der Tasche eilte Helen zu Tisch – und
versuchte, Georges neugierige Blicke zu übersehen. Der Junge
konnte eins und eins zusammenzählen! Bestimmt ahnte er, wo Helen
den Nachmittag verbracht hatte.
    Mrs. Greenwood hingegen hegte sicher keinen Verdacht und fragte
nicht nach, als Helen von ihrem Besuch beim Pfarrer berichtete.
    Â»Ach ja, ich muss den Reverend auch in der nächsten
Woche aufsuchen«, sagte Mrs. Greenwood zerstreut. »Wegen
der Waisenkinder für Christchurch. Unser Komitee hat sechs
Mädchen ausgewählt, aber der Reverend hält die Hälfte
für zu jung, um sie allein auf Reisen zu schicken. Nichts gegen
den Reverend, aber er ist manchmal ein bisschen weltfremd! Rechnet
sich einfach nicht aus, was die Kinder hier kosten, während sie
drüben ihr Glück machen könnten ...«
    Helen ließ Mrs. Greenwoods Gerede unkommentiert, und auch
Mr. Greenwood schien heute nicht zum Streiten aufgelegt.
Wahrscheinlich genoss er die friedliche Stimmung am Tisch, die sicher
vor allem darauf zurückzuführen war, dass William
rechtschaffen müde wirkte. Da die Schulstunden ausfielen und die
Nanny sich auf andere Aufgaben herausredete, hatte man das jüngste
Dienstmädchen damit betraut, im Garten mit ihm zu spielen. Das
bewegliche kleine Ding hatte ihn beim Ballspiel ordentlich ins
Schwitzen gebracht, zum Schluss aber wohlweislich gewinnen lassen.
Jetzt war er folglich ruhig und zufrieden.
    Auch Helen redete sich auf Müdigkeit heraus, um sich um
weiteres Geplauder nach dem Essen herumzudrücken. Meist
verbrachte sie aus Höflichkeitsgründen noch eine halbe
Stunde mit den Greenwoods vor dem Kamin und arbeitete an irgendeiner
Stickerei, während Mrs. Greenwood von ihren endlosen
Komitee-Sitzungen berichtete. Heute zog sie sich jedoch gleich zurück
und nestelte schon auf dem Weg in ihre Unterkunft den Brief aus der
Tasche. Schließlich nahm sie feierlich in ihrem Schaukelstuhl
Platz, dem einzigen Möbel, das sie aus ihrem Vaterhaus mit nach
London gebracht hatte, und entfaltete das
    Schreiben. Schon als Helen die ersten Worte las,wurde ihr warm ums
Herz.
    Â 
    Ãœberaus verehrte Lady,
    ich wage kaum, das Wort an Sie zu richten, so unfassbar ist es für
mich, dass ich Ihre geschätzte Aufmerksamkeit erwecken darf. Der
Weg, den ich dazu wähle, ist sicher unkonventionell, aber ich
lebe in einem noch jungen Land, in dem wir die alten Bräuche
zwar hochhalten, mitunter aber neue und außergewöhnliche
Lösungen finden müssen, wenn ein Problem an unseren Herzen
zerrt. In meinem Fall ist es eine tief empfundene Einsamkeit und eine
Sehnsucht, die mich oft nicht schlafen

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