Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
immerhin nicht über
offenem Feuer kochen müssen.
    Nervös öffnete sie die Tür zu dem angrenzenden Raum
– wie erwartet Howards Schlafzimmer.Nein, ihr Schlafzimmer,
verbesserte sie sich. Und sie würde es unbedingt wohnlicher
einrichten müssen!
    Bislang enthielt es nur ein grob gezimmertes Bett, schlampig
gemacht und mit derber Bettwäsche. Helen dankte dem Himmel für
ihre Einkäufe in London. Mit den neuen Bettbezügen würde
das gleich besser aussehen. Sobald Howard ihre Tasche hereinbrachte,
würde sie die Laken wechseln.
    Howard trat ein, einen Korb Feuerholz unter dem Arm. Auf den
Scheiten balancierte er ein paar Eier.
    Â»Faules Pack, diese Maori-Bälger!«, schimpfte er.
»Bis gestern haben sie die Kuh wohl gemolken, aber heute nicht.
Steht mit prallem Euter da, das arme Vieh, und brüllt sich die
Seele aus dem Leib. Kannst du sie mal eben melken? Das wird von jetzt
an sowieso deine Aufgabe sein, also mach dich ruhig gleich damit
vertraut.«
    Helen sah ihn verwirrt an. »Ich soll ... melken? Jetzt?«
    Â»Na, bis übermorgen früh ist das Vieh verreckt«,
meinte Howard. »Aber trockenes Zeug kannst du dir vorher noch
anziehen, ich bring deine Sachen gleich rein. So holst du dir ja den
Tod in der kalten Stube. Hier ist schon mal Feuerholz.«
    Letzteres klang wie eine Aufforderung. Doch Helen machte jetzt
erst einmal das Problem mit der Kuh zu schaffen.
    Â»Howard, ich kann nicht melken«, gestand sie. »Das
habe ich noch nie gemacht.«
    Howard runzelte die Stirn.
    Â»Was soll das heißen, du hast noch nie gemolken?«,
fragte er. »Gibt’s in England keine Kühe? Du hast
mir geschrieben, du hättest jahrelang dem Haushalt deines Vaters
vorgestanden!«
    Â»Aber wir haben in Liverpool gewohnt! Mitten in der Stadt,
bei der Kirche. Wir hatten kein Vieh!«
    Howard sah sie böse an. »Dann sieh zu, dass du es
lernst! Heute mache ich es noch. Wisch du inzwischen den Boden. Der
Wind weht den ganzen Staub rein. Und dann kümmere dich um den
Herd. Holz hab ich ja schon reingebracht, du musst ihn nur noch
anfeuern. Pass auf, dass du das Holz sorgfältig schichtest,
sonst qualmt es uns die ganze Hütte voll.Aber das wirst du ja
wohl können. Oder hat man keine Herde in Liverpool?«
    Howards geringschätziger Ausdruck ließ Helen auf
weitere Einwände verzichten. Es würde ihn nur noch mehr
verstimmen, wenn sie ihm erzählte, dass sie in Liverpool ein
Mädchen für die schweren Hausarbeiten gehabt hatten. Helens
Aufgaben hatte sich auf die Erziehung der jüngeren Geschwister,
die Hilfe im Pfarramt und die Leitung des Bibelkreises beschränkt.
Und was würde er gar zu ihrer Schilderung des Londoner
Herrenhauses sagen? Die Greenwoods hielten sich eine Köchin,
einen Knecht, der die Öfen anfeuerte, Mägde, die der
Herrschaft jeden Wunsch von den Augen ablasen. Und Helen als
Gouvernante, die zwar nicht zur Herrschaft gehörte, der man
jedoch nie zugemutet hätte, selbst ein Stück Feuerholz
anzurühren.
    Helen wusste nicht, wie sie das alles schaffen sollte. Doch ein
Ausweg fiel ihr auch nicht ein.
    Gerald Warden zeigte sich hocherfreut, dass Gwyneira und Lucas
eine so rasche Einigung erzielt hatten. Er setzte den Hochzeitstermin
auf das zweite Adventswochenende fest. Dann war Hochsommer, und der
Empfang konnte zum Teil im Garten stattfinden. Der musste dazu
allerdings noch hergerichtet werden. Hoturapa und zwei weitere
Maoris, die extra dafür eingestellt worden waren, arbeiteten
hart, um die von Gerald aus England mitgebrachten Sämereien und
Setzlinge einzubringen.Auch ein paar einheimische Gewächse
fanden Eingang in die sorgsam von Lucas beaufsichtigte
Gartengestaltung. Da es einfach zu lange dauerte, bis Ahorn- oder
Kastanienbäume die nötige Größe erreicht hatten,
musste man zwangsläufig auf Südbuchen, Nicau-Palmen und
Cabbage-Trees zurückgreifen, wenn Geralds Gäste in
absehbarer Zeit im Schatten lustwandeln wollten. Gwyneira machte das
nichts aus. Sie fand die einheimische Flora und Fauna interessant –
endlich ein Gebiet, auf dem sich ihre Vorlieben und die ihres
künftigen Gatten deckten. Allerdings beschränkten Lucas’
Forschungen sich hauptsächlich auf Farne und Insekten, wobei
Erstere vor allem in den regenreicheren Westregionen der Südinsel
zu finden waren. Gwyneira konnte ihre Vielfalt und ihre filigranen
Formen lediglich

Weitere Kostenlose Bücher