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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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grauen Maultier einen Befehl zu, die den Karren zogen.
    Deshalb hatte Helen alle Zeit der Welt, ihren Gedanken nachzuhängen, und das waren nicht die erfreulichsten. Dabei war die Sache mit den Briefen noch das geringste Problem. Howard und der Vikar hatten sich gestern beide für die kleine Täuschung entschuldigt, hielten sie jedoch für eine lässliche Sünde. Immerhin hatten sie die Angelegenheit erfolgreich zum Abschluss gebracht: Howard hatte seine Frau und Helen ihren Gatten. Schlimmer war die Nachricht, die Helen gestern Abend noch von Elizabeth gehört hatte. Mrs. Baldwin hatte nichts erzählt – vielleicht weil sie sich schämte oder um Helen nicht zu beunruhigen. Aber Belinda Baldwin hatte den Mund nicht halten können und Elizabeth verraten, dass die kleine Laurie den Lavenders schon am zweiten Tag zum ersten Mal weggelaufen war. Natürlich hatte man sie schnell wiedergefunden und scharf gerügt, doch schon am nächsten Abend hatte Laurie es erneut versucht. Beim zweiten Mal hatte man sie geprügelt. Und jetzt, nach dem dritten Versuch, saß sie eingeschlossen in der Besenkammer.
    »Bei Wasser und Brot!«, erklärte Belinda dramatisch.
    Helen hatte den Reverend an diesem Morgen vor der Abfahrt auf die Sache angesprochen; natürlich hatte er ihr zugesagt, bei Laurie nach dem Rechten zu sehen. Doch ob er Wort hielt, wenn Helen nicht da war, um ihn an seine Pflichten zu mahnen?
    Und dann war da natürlich die Abreise zusammen mit Howard. Helen hatte die gestrige Nacht noch züchtig in ihrem Bett bei den Baldwins verbracht. Ihren Mann mit ins Pfarrhaus zu nehmen stand außer Frage, und eine Übernachtung im Hotel konnte oder wollte Howard sich nicht leisten.
    »Wir sind noch unser ganzes Leben zusammen«, hatte er erklärt und Helen unbeholfen auf die Wange geküsst. »Da soll es auf diese Nacht nicht ankommen.«
    Helen war erleichtert gewesen, aber auch ein wenig enttäuscht. Auf jeden Fall hätte sie die Annehmlichkeiten eines Hotelzimmers dem Deckenlager auf dem Planwagen vorgezogen, das sie womöglich während der Reise erwartete. Sie hatte ihr gutes Nachthemd ganz nach oben in ihre Reisetasche gelegt, doch wo sie sich schicklich an-und auskleiden sollte, war ihr schleierhaft. Überdies nieselte es anhaltend, und ihre Kleidung – und zweifellos auch die Decken – waren kalt und klamm. Was immer sie auch in der Nacht erwartete, diese Bedingungen würden dem Gelingen nicht zuträglich sein!

    Immerhin blieb Helen das improvisierte Lager auf dem Planwagen erspart. Kurz vor dem Dunkelwerden, als sie schon völlig erschöpft war und sich nur noch wünschte, das Rütteln des Karrens würde endlich aufhören, hielt Howard vor einem bescheidenen Farmhaus.
    »Hier, bei den Leuten können wir unterkommen«, sagte er zu Helen und half ihr ritterlich vom Bock. »Wilbur, den Mann, kenn ich aus Port Cooper. Hat jetzt auch geheiratet und sich sesshaft gemacht.«
    Im Haus schlug ein Hund an, und Wilbur und seine Frau kamen neugierig heraus, um die Besucher zu mustern.
    Als der kleine drahtige Mann Howard erkannte, brüllte er los und umarmte ihn stürmisch. Die beiden klopften sich auf die Schultern, erinnerten einander an frühere, gemeinsame Heldentaten und hätten am liebsten schon im Regen die erste Flasche entkorkt.
    Helen sah sich Hilfe suchend nach der Frau um. Zu ihrer Beruhigung lächelte sie offen und einladend.
    »Sie müssen die neue Mrs. O’Keefe sein! Wir konnten es kaum glauben, als wir hörten, dass Howard heiraten will! Aber kommen Sie doch erst mal herein, Sie sind bestimmt durchgefroren. Und das Gerüttel auf diesen Karren – Sie kommen aus London, nicht wahr? Sicher sind Sie vornehme Droschken gewöhnt!« Die Frau lachte, als hätte sie ihre letzte Bemerkung nicht ernst gemeint. »Ich bin Margaret.«
    »Helen«, stellte Helen sich vor. Anscheinend hielt man hier nicht auf Förmlichkeiten. Margaret war etwas größer als ihr Mann, dünn und wirkte leicht verhärmt. Sie trug ein viele Male geflicktes, schlichtes graues Kleid. Die Einrichtung des Farmhauses, in das sie Helen jetzt führte, war ziemlich primitiv: Tische und Stühle aus grobem Holz und ein offener Kamin, auf dem auch gekocht wurde. Doch das Essen, das bereits in einem großen Kessel brodelte, roch würzig.
    »Ihr habt Glück, ich hab vorhin ein Huhn geschlachtet«, verriet Margaret. »Nicht mehr das jüngste, aber eine ordentliche Suppe gibt’s schon noch her. Setzen Sie sich ans Feuer, Helen, und trocknen Sie sich ab. Hier ist

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