Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Galen entlastet wird und Ihre Farm retten kann. Er hat schon mehr auf sich genommen, als ein Mann allein bewältigen kann, und nur ihm zuliebe werde ich meinen Teil dazu beitragen.«
Der Alte preßte die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen.
»Ich erwarte keine Dankbarkeit. Wade auch nicht. Aber er bleibt, und Sie finden sich besser damit ab. Ich brauche ihn, und Galen hat er versprochen, daß er uns vor den Viehdieben schützt, falls sie wieder auftauchen.«
Schweigend starrte der Alte zur Tür.
»Heute früh hab’ ich alle Hände voll zu tun. Brauchen Sie noch irgendwas?«
»Ich habe Ihnen schon gesagt, was ich will, und jetzt verlassen Sie schleunigst mein Zimmer!«
»Mit Vergnügen!« Sie schlug die Tür hinter sich zu und schwor sich, ihn für eine Weile schmoren zu lassen.In der Küche traf sie Wade, der sich einen Tee einschenkte.
»Wie geht es Ihrer Schulter heute früh?« erkundigte sie sich.
»Solange ich die Medizin nehme, geht es einigermaßen. Und was macht Langford?«
»Immer noch so liebenswürdig wie sonst.« Nola holte eine Tasse für sich selbst aus dem Schrank.
»Sagt er, daß ich gehen soll?«
»Wenn er bei Kräften wäre, würde er uns beide rausschmeißen.« Plötzlich mußte Nola lachen, und ihr Groll verflog. »Er verlangt Schnaps gegen die Schmerzen im Bein, aber ich habe es ihm rundheraus verweigert. Man stelle sich vor, wie schwierig es mit ihm werden würde, wenn er auch noch betrunken ist!«
Wade nickte. »Ich kann mich nicht erinnern, daß er früher viel Alkohol getrunken hat.«
»Er wird so störrisch, wenn es um die Kräutermedizin geht, nur weil sie von den Aborigines kommt. Aber sobald der Schmerz unterträglich wird, ändert er seine Meinung mit Sicherheit.«
Als Nola zum Schulgebäude kam, hatten die Frauen bereits Hühnereier gesammelt und für sich und die Kinder, einschließlich Shannon, am Lagerfeuer gekocht. Sie staunte, wie gut sie sich zu helfen wußten. Mary war wieder auf den Beinen, und das Baby wirkte kräftig und munter. Inzwischen hatte Nola beschlossen, ins Haupthaus zu ziehen, und ihre neue ›Familie‹ würde wohl oder übel mitkommen müssen. Langford würde zwar der Schlag treffen, doch damit würde sie schon irgendwie fertig.
Nola machte sich an die Hausarbeit und kümmertesich um die Kinder. Es gelang ihr, Langford drei Stunden lang zu ignorieren, dann ging sie mit seinem Mittagessen hinauf in sein Zimmer. Er würdigte sie kaum eines Blickes. Während des Nachmittags schaute sie stündlich bei ihm herein, was sich schon bald als großer Fehler erwies. Immer fand er irgend etwas auszusetzen, und wenn nicht, stellte er unsinnige Forderungen. Aber als Nola bemerkte, daß der Flüssigkeitsspiegel in der Flasche mit dem Kräutertrunk allmählich sank, triumphierte sie insgeheim. Aber allmählich gingen ihr seine Undankbarkeit und Arroganz auf die Nerven.
Mal war das Brot, das sie ihm gab, zu hart, mal war die Suppe zu salzig. Er mochte nicht von ihr gewaschen werden. Er wollte nicht, daß sie bei ihm saubermachte und seine Sachen anrührte. Wenn sie nicht im Zimmer war, klopfte er mit seinem Krückstock auf den Boden, bis sie angerannt kam, dann verlangte er etwas zu trinken, oder daß sie sein Fenster öffnete oder schloß, oder ihm etwas vorlas. Sein Verband saß zu straff gewickelt, oder nicht straff genug. Erst wollte er, daß die Tür offen blieb, dann machte ihm Shannon zuviel Lärm. Hatte sie schon etwas von Galen gehört? Und wann würde er endlich zurückkommen?
Nola bemühte sich, geduldig zu bleiben, aber Langford brachte sie mehrmals an den Rand eines Wutausbruchs.
»Ist ein Hund hier im Haus?« wollte er wissen, als sie ihm das Abendbrot brachte. »Ich bin ganz sicher, daß ich einen Hund bellen hörte.«
Auf diese Frage hatte Nola schon längst gewartet. Daß er die Tür zum Flur offenstehen haben wollte, geschah doch nur, um zu kontrollieren, was im Haus vor sichging. Und die Kinder zum Schweigen zu bringen, oder gar das Baby, war ein Ding der Unmöglichkeit.
Sie holte tief Luft und bereitete sich auf seinen Wutanfall vor. »Ja. Wir haben einen Welpen im Haus. Sein Name ist Sandy, und Shannon hat viel Spaß mit ihm.« Nola tat, als starrte sie aus dem Fenster; in Wirklichkeit sollte der alte Mann ihr die Nervosität nicht an den Augen ablesen. Angst hatte sie keine, aber einem Streit mit ihm ging sie lieber aus dem Weg. Schon um der Kinder willen wollte sie den Hausfrieden wahren.
»Wo kommt dieser Hund her?« fragte Langford
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