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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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gehen. Bleiben Sie bloß drin, und verriegeln Sie alle Türen!«
    Nola lief in die Bibliothek, aber Wade lag nicht in seinem Bett. Sie schlich zur Hintertür, die offenstand. Silbernes Licht floß über die Dielen, aber draußen auf dem Grundstück regte sich nichts, außer einigen Wolken, die über die Mond hinwegzogen.
    »Wade!« rief sie halblaut, und überlegte, ob er es gewesen war, den Langford auf dem Gelände beobachtet hatte, wie er bei den Nebengebäuden nach dem Rechten sah. Aber dann fiel ihr ein, daß Langford von zwei Männern gesprochen hatte, und Wade Dalton würde Sandy nicht verbellen.
    Das eine Gewehr stellte sie in die Ecke neben der Hintertür, dann trat Nola nach draußen und rief leise nach dem Hund, der sofort angerannt kam. Er rannte um sie herum, die Ohren erwartungsvoll gespitzt.
    »Was ist es, Kleiner, hm? Was hast du da draußen entdeckt?«
    Schaudernd schlich Nola über den Platz zum Schulhaus, und auch Sandy schien sich an ihrer Seite sicher zu fühlen.Langford hörte das Knarren von Schritten auf der Treppe und wandte sich um. Er drückte sich in die Wandnische neben dem Fenster, tief in den Schatten. Seine Gedanken rasten wild durcheinander. War es Shannon, die da so leise wie möglich durchs Treppenhaus ging, oder eine der Frauen? Oder kam Wade die Treppe herauf? Daß es Nola nicht sein konnte, wußte er. Sie hatte sich törichterweise mit Sandy nach draußen gewagt, obwohl er ihr strikt befohlen hatte, im Haus zu bleiben. Als draußen vor seiner Tür wieder ein Dielenbrett knarrte, erstarrte Langford, und sein Herzschlag raste. Er hob den Gewehrlauf und richtete ihn auf die Tür.
    Sekunden schienen ihm wie Stunden, als Langford dort stand und wartete. Drüben im Eheschlafzimmer auf der anderen Seite des Korridors hörte er die Frauen angstvoll wimmern. Jetzt wurde seine Tür langsam mit einem Gewehrlauf aufgedrückt, und die Silhouette eines riesigen Mannes füllte den Türrahmen aus.
    Ein Mondstrahl fiel auf das zerwühlte, leere Bett. Der Eindringling konnte Langford im Schatten an der Wand nicht sehen. Beunruhigt wandte er den Kopf in die Richtung, aus der das Wimmern der Frauen zu hören war. Langford wußte, würde er diesen Mann jetzt nicht aufhalten, würde er dem Gejammer nachgehen und das Versteck der Frauen und Kinder finden.
    Langfords Gewehr war bereits entsichert, weshalb er nur den Lauf zu heben und den Abzug durchzuziehen brauchte. Es gab ein Klicken, aber nichts geschah. Fast panisch probierte er es erneut – aber vergebens! Der Zündbolzen klemmte. Der Kopf des Fremden fuhr herum. Binnen Sekunden hatte er erraten, was geschehen war, und ein grausames Lächeln umspielte seinenhäßlichen Mund. Im Schatten neben dem Fenster konnte er nunmehr die Umrisse einer Gestalt ausmachen, und sah im Mondlicht ein Gewehr blinken.
    In diesem Augenblick, während der Eindringling erbarmungslos und bedächtig sein Gewehr hob und auf ihn anlegte, sah Langford sein gesamtes Leben vor seinem inneren Auge vorbeihuschen. Langford war überzeugt, daß er in diesem Augenblick dem Tod entgegensah. Die tiefe Trauer, die er so lange mit sich herumgetragen hatte, war mit einem Mal verflogen.
    Ich will nicht sterben, dachte er. Nicht hier. Nicht jetzt.
    Plötzlich krachte es laut, und splitterndes Holz flog durch den Türrahmen. Der Fremde kippte vornüber zu Boden, das Gewehr glitt ihm aus der Hand und rutschte unter das Bett. Wade stürmte herein, die Rückenlehne des zerborstenen Stuhls noch immer in der Hand. Er war durch die Vordertür ins Haus zurückgekehrt, als der Fremde gerade den oberen Flur erreicht hatte. Wade war unbewaffnet und hatte keine Ahnung, was er anstellen sollte, während er vorsichtig die Stufen erklomm. Ein Stuhl, der vor Langfords Zimmer im Flur stand, war alles, womit er den Fremden daran hindern konnte, den alten Mann zu töten.
    Noch völlig benommen, versuchte der Fremde allmählich wieder auf seine Füße zu kommen und brüllte dabei vor Schmerz und Wut. Er packte Wade, als wäre er nur eine Porzellanpuppe, und schleuderte ihn aus dem Zimmer in den Flur hinaus, wo er gegen die Wand krachte. Langford tastete mit bebenden Händen unter das Bett, konnte aber das Gewehr des Fremden nicht finden. Ohne eine Sekunde zu verlieren, holte er mitseinem eigenen nutzlosen Gewehr zum Schlag gegen den Mann aus, verschätzte sich jedoch und traf nur den Türrahmen. Im selben Augenblick begannen die Frauen zu kreischen, sie stießen einen derart schrillen Schrei aus, der Tote

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