Im Land des Eukalyptusbaums Roman
zum Leben erweckt hätte. Der Eindringling rannte die Treppen hinunter und aus dem Haus. Wade hatte sich rasch wieder gefaßt, aber der Schmerz in seiner verletzten Schulter ließ ihn beinahe ohnmächtig werden. Langford hatte endlich das Gewehr des Fremden gefunden.
»Alles in Ordnung, Langford?« fragte Wade.
»Mach dir um mich keine Sorgen. Nola ist draußen, und ein anderer Mann schleicht dort noch herum.« Er hielt Wade die Waffe hin. »Nimm das hier mit!«
Nola war im Schatten des Mannschaftshauses stehengeblieben. Drinnen hörte sie jemanden rumoren. »Ivan! Jacques!« rief eine Stimme.
Sandy fing erneut an zu bellen, und der Mann kam durch die geöffnete Tür nach draußen.
»Pst, Sandy!« wisperte Nola und entsicherte ihre Waffe. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und ihr war schwindlig. Alles, woran sie denken konnte, waren die Kinder, die schutzlos im Schlafzimmer der oberen Etage schliefen. Sie mußte diesen Mann daran hindern, ins Haupthaus zu gelangen.
Millimeterweise tastete sich Nola zum Eingang des Mannschaftshauses. Sie hörte das Quietschen von Lederstiefeln, die ebenfalls näherkamen. Sandy gab ein tiefes, unheilverkündendes Grollen von sich, und verstummte erst, als Nola ihm beruhigend die Hand auf den Schädel legte. Der Eindringling mußte jetzt so nahe sein, daß sie ihn hätte berühren können, wenn sie die Handdurch den Türspalt stecken würde. Schon hörte sie seinen rasselnden Atem und roch seinen Schweiß ...
In diesem Augenblick wurde Nola abgelenkt, als ein anderer über das Grundstück rannte. Im selben Moment stieß der Mann drinnen die Tür auf und feuerte in ihre Richtung. Eine Kugel schwirrte an ihrer Schläfe vorbei, verfehlte sie nur um Millimeter und blieb in der Holzwand der Unterkunft stecken. Der Fremde rollte durch den Staub, sprang wieder auf die Füße, jetzt direkt auf sie zielend. Voller Panik erwiderte Nola blindlings das Feuer. Sie hörte, wie der andere eine Verwünschung ausstieß, dann machte er auf dem Absatz kehrt und floh hinter das Schulhaus, den Hund immer noch auf den Fersen.
»Sandy!« rief Nola. »Komm zurück!«
Wenige Augenblicke später hörte sie Sandy aufjaulen, und dann das Geräusch von sich entfernenden Pferdehufen.
Wade kam die Treppe heruntergerannt und traf mit Nola an der Hintertür zusammen.
»Sie sind weg«, keuchte sie und rang nach Luft.
Er zog sie ins Haus, und als sie sich umdrehten, wären sie beinahe mit Langford zusammengeprallt. Nola war verblüfft, ihn hier unten zu sehen.
»Dem Himmel sei Dank«, stieß er hervor. »Ich dachte schon, Sie wären ...« Plötzlich wurde er wütend. »Ich hatte Ihnen doch ausdrücklich untersagt, nach draußen zu gehen! Ich habe noch niemals eine Frau getroffen, die tut, was man ihr sagt?!«
»Beruhigen Sie sich doch. Ich bin unverletzt«, wehrte sie ab. »Aber es hätte doch Wade sein können, den Sie auf dem Grundstück sahen. Ich wollte nicht, daß Sie versehentlich vom Fenster aus auf ihn schießen.«
»Wir haben Schüsse gehört. Was ist passiert?« wollte Wade wissen.
»Einer von ihnen hat auf mich geschossen. Als ich das Feuer erwiderte, bekam er den Schreck seines Lebens und rannte davon.«
Langford konnte kaum glauben, wie gefaßt und besonnen Nola sich verhielt. Sie schien die Situation besser eingeschätzt zu haben als er selbst oder Wade. Aber das mochte daran liegen, daß ihre Lehrerausbildung sie dazu befähigte, auch in Krisenzeiten vernünftig zu bleiben. Als er daran dachte, daß sie auch das defekte Gewehr hätte erwischen können, stand ihm fast das Herz still.
An der Tür hörten sie plötzlich etwas kratzen.
»Sandy!« Nola öffnete, und der Hund flitzte herein, mit wedelndem Schwanz, obwohl er ein wenig eingeschüchtert wirkte. Er hechelte wild.
»Er hat sie verfolgt«, erklärte Nola den anderen. »Ich hörte, wie er aufjaulte, aber er hat nicht aufgegeben. Er muß ihnen noch eine hübsche Strecke weit gefolgt sein.« Sie kniete neben dem Tier nieder, strich ihm mit der Hand über den Rücken und suchte nach irgendwelchen Verletzungen. An den Rippen schien er etwas empfindlich zu sein. »Bist ein braves Hundchen«, lobte sie, und er leckte ihr dankbar die Hand. »Kann sein, daß er einen Bluterguß hat, aber sonst ist alles in Ordnung.« Nola schob ihm eine große Schüssel Wasser hin.
Langford ließ sich in einen Küchenstuhl fallen, und der Hund nahm neben ihm Platz. »Für einen derart kleinen Köter hast du dich tapfer geschlagen«, grunzte er und
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