Im Land des Eukalyptusbaums Roman
der Koppel auf. Ein paar Sekunden hielten sie den Atem an und erwarteten, daß Nola abgeworfen würde. Wie durch ein Wunder hielt sie sich oben, und Wirangi galoppierte über die Ebene davon.
»Was stellt dieses verrückte Weib denn nun schon wieder an!« stieß Galen zwischen den Zähnen hervor.
Hank war sprachlos. Gespannt warteten sie eine Weile, doch Nola wollte – oder konnte – das Pferd anscheinend nicht zum Hof zurücklenken.
Dann stürzten Galen, Hank und Heath zu ihren Pferden und nahmen die Verfolgung auf. Drei Kilometer folgten sie der Staubwolke, die sich schließlich in nichts auflöste. Galen brachte sein Pferd als erster zum Stehen und ritt ein paar Kreise, um nach Spuren zu suchen. Heath und Hank unterstützten ihn dabei. Vor ihnen lag ein Eukalyptuswäldchen. Im Westen ging die Ebene in ein steiniges Tal über, das von niedrigem Gestrüpp bewachsen war. Im Osten erstreckte sich das Land, soweit das Auge reichte. Galen fand Hufspuren im Staub, doch sie kreuzten sich, als hätte das Pferd gebockt oder wäre im Kreis gegangen.
Mit einem häßlichen Aufprall fiel Nola zu Boden. Eigentlich war ihr jetzt fast wohler. Sie hatte keine Ahnung, was dies verrückte Pferd als nächstes vorhatte. Es raste herum und versuchte immer noch, sie abzuwerfen. Zwischendurch bockte es wie ein wildes Füllen und schnaubte, mit Schaum vor dem Maul. Selbst jetzt, nachdem sie schon abgestürzt war, tänzelte Wirangi noch um sie herum und schien seinen Sieg regelrecht zu genießen. Dann war er plötzlich verschwunden. Siestöhnte auf. Es war ein weiter Weg zurück zum Hof, und das Schlimmste war: Sie hatte sich ein für allemal lächerlich gemacht.
Nola lag still auf dem Rücken und sammelte sich, prüfte ihre Gliedmaßen, ob irgendwas gebrochen sei. Sie verzog das Gesicht, als der Schmerz ihre Schulter durchfuhr. Ringsum ragten Eukalyptusbäume empor; durch das Laub blinkte unbarmherzig die Sonne und blendete sie. Nicht weit von dieser Stelle gab es Dornbüsche und kantige Felsen, und sie konnte noch froh sein, daß sie nicht dort abgestürzt war.
Plötzlich hörte sie das laute Wiehern des Pferdes, und als sie herumfuhr, sah sie Wirangi über ihr sich aufbäumen. Sie schrie auf und rollte zur Seite, um den niedersausenden Hufen zu entgehen. Staub und Kies spritzte auf, während er sich wieder und wieder aufbäumte. Den Kopf fest in die Arme gebettet, wartete Nola darauf, daß ihr die Vorderläufe den Schädel zerschmetterten.
»Es wäre ein Wunder, wenn das Biest sie nicht umbringt«, knurrte Galen, während sie die Suche nach Nola fortsetzten. Sein Zorn richtete sich jetzt gegen seinen Sohn. »Wie konntest du überhaupt zulassen, daß sie Wirangi sattelt? Du weißt doch, wie er ist.«
Heath war noch immer ganz blaß und schaute kleinlaut zu seinem Vater auf. »Ich dachte, er würde sie gleich abwerfen«, stammelte er heiser, »und wollte ihr eine Lektion erteilen.«
»Diese Lektion werden wir teuer bezahlen müssen!« schimpfte Galen, selber aschfahl im Gesicht.
»Da drüben ist sie!« rief Hank plötzlich und zeigte nordwärts. Erleichtert atmete er auf.
Galen und Heath rissen die Pferde herum und sahen Nola, die zwischen den Eukalyptusbäumen auftauchte. Zu ihrer Verwunderung saß sie aufrecht im Sattel, aber ihr Gesicht war ausdruckslos, als stünde sie unter Schock. Das Pferd schritt langsam aus, ließ den Kopf hängen, und hatte Schweißkrusten an den Flanken. Als Nola näherkam, verzog sie keine Miene, schien die Männer gar nicht zu bemerken. In erstauntem Schweigen sahen sie zu, wie sie an ihnen vorübertrabte.
Nola hatte keine Ahnung, in welcher Richtung das Anwesen lag. Sie ließ das Pferd einfach gehen, es würde instinktiv seinen Stall ansteuern.
»Alles in Ordnung?« rief Hank hinter ihr her.
Sie nickte nur flüchtig. Hank, der nicht wußte, was er davon halten sollte, wandte sich zu Galen, der verwirrt den Kopf schüttelte.
Es war offensichtlich, daß Nola abgeworfen worden war. Ihr Rücken war voller Staub, ihre Wangen zerkratzt und das Haar war aufgelöst. Doch ob sie sich ernstliche Verletzungen zugezogen hatte, ließ sich so nicht feststellen. Niemand konnte sich vorstellen, wie sie Wirangi wieder eingefangen hatte und aufgestiegen war. Nach einem solchen Abwurf wäre er normalerweise Hals über Kopf in seinen Stall zurückgaloppiert.
Schweigend folgten Hank, Galen und Heath der Reiterin und erwarteten halb, sie werde jeden Augenblick ohnmächtig vom Pferd fallen. Am liebsten hätte
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