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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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sind, erwartete Kurigalzu seine Gäste im Thronsaal. Königin Asera, drei seiner Söhne und ein Mädchen standen neben dem Thron. Wir standen alle nebeneinander, verneigten uns, und Imresch bedankte sich im Namen von uns allen für die Einladung.
    «Gnädiger und göttlicher Herrscher», sagte ich dann. «Mein König schickt Euch dieses kleine Geschenk, verbunden mit den Grüßen eines Bruders.»
    Kurigalzu besah sich den Käfer, dann hielt er ihn Merit entgegen und sagte: «Sprichst du nicht Ägyptisch, Perisade? Wie lauten die Worte auf der Unterseite?»
    Merit las Satz für Satz vor, während mich Kurigalzu mit großen Augen ansah. Zuletzt sagte er nur: «An dieser Jagd hätte ich auch gerne teilgenommen. Richtet das Eurem Herrscher aus!»
    Es dauerte noch mehr als eine Stunde, ehe der Saal gefüllt war und alle Gäste dem König ihre Aufwartung gemacht hatten. Ein Fanfarenstoß ließ alle verstummen. Der König erhob sich und hielt eine Ansprache, in welcher er zunächst seine Gäste nochmals willkommen hieß. Dann fuhr er fort:
    «Niemandem von euch ist entgangen, dass der Herrscher der Beiden Länder, mein geliebter Bruder Nimuria, seinen Einzigen Freund mit seinen Begleitern zu uns entsandte. Wirführten wichtige Gespräche und kamen überein, die Verbindung zwischen den Thronen zu vertiefen und den Handel weiter zu beleben. Als erstes Zeichen dieser Verbindung werden zwei Töchter unseres Landes in wenigen Tagen die weite Reise an den Nil unternehmen und dort als die Frauen von Eje und Acha Botinnen unseres Landes sein.»
    Als Acha dies hörte, strahlte er vor Glückseligkeit und suchte noch intensiver in der Menge nach Teischeba.
    «Eje und Perisade, Acha und Teischeba, tretet vor meinen Thron!»
    Erst wenige Schritte vor Kurigalzu trafen Acha und Teischeba aufeinander und hatten nicht einmal mehr Zeit, sich zu begrüßen. Wir verneigten uns tief vor dem Thron.
    «Eje und Acha, wir danken euch für euren Besuch und wünschen, dass ihr gesund und unbehelligt in euer Land heimkehrt. Nehmt die besten Wünsche für meinen Bruder, euren Herrscher Nimuria, mit auf den Weg. Es möge ihm wohl ergehen alle Tage. Es möge seinem Land wohl ergehen und den Menschen, die darin leben. Und es möge euch wohl ergehen, Eje und Acha, euch und euren Frauen, Perisade und Teischeba, die ihr mit euch nehmen werdet. Achtet auf sie alle Tage, damit sie glücklich sind in eurem Land. Und euch, Perisade und Teischeba, übergebe ich diese Figuren der Astarte. Vergesst auch im fernen Ägypten die Götter eurer Heimat nicht! Möge Astarte euch und eure Kinder alle Zeit beschützen.»
    Kurigalzu überreichte ihnen zwei goldene Götterstatuen, jede eine halbe Elle hoch. Sodann küsste der König die Mädchen als Zeichen seiner Gnade auf die Stirn. Anschließend kam er zu mir, ergriff mit seinen mächtigen Händen meine Schultern und drückte mich fest an sich. Dabei flüsterte er mir ins Ohr: «Vergesst unsere kleine Abmachung nicht, Eje! Rechts neben meinem Thron, das ist Narainda, meine Tochter.»
    Während der König auch Acha die große Ehre einer Umarmungzuteil werden ließ, hatte ich kurz Gelegenheit, Narainda aus der Nähe zu betrachten, und versuchte, mir ihr Gesicht genau einzuprägen. Für ein erst zwölfjähriges Mädchen war sie erstaunlich groß gewachsen. Sie trug langes schwarzes Haar, welches in großen Locken über ihre Schultern hinabfiel. Ihr Gesicht war ehrlich und freundlich. Sie hatte große, dunkle Augen, eine kleine Nase und breite Lippen. Sie würde Ameni gefallen, da war ich mir sicher.
    Der weitere Abend bot ein prächtiges Fest. Acha und ich saßen bei Imresch, General Nachunte und ihren Familien. Acha schilderte in den herrlichsten Farben die Feste in Men-nefer, beschrieb die Paläste und Tempel, und schließlich das Haus seiner Familie. Irgendwann stellte General Nachunte die nicht unerwartete Frage, welches Amt Acha nach seiner Rückkehr bekleiden werde. Ehe mein Freund etwas sagen konnte, fiel ich ihm ins Wort. «Er wird Schatzmeister Seiner Majestät sein, General. Merire ist alt, und einen zuverlässigeren Mann als Acha wird Nimuria nicht finden. Eure Tochter wird einen geachteten und viel gerühmten Mann haben!»
    Acha, sonst um keine Antwort verlegen, war sprachlos.
    Nach dem ausgedehnten Abendessen mit den erlesensten Speisen traten Künstler auf, die Säbeltänze aufführten, Musikgruppen und tief verschleierte Tänzerinnen. Ihre Bewegungen waren graziös und gesetzt, aber nicht so erfrischend

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