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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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über Ameni wusste, angefangen von unserer ersten Begegnung, bis zu meiner Abreise. Dann kam Merit an die Reihe und erzählte mir von ihrer Kindheit, die sie überwiegend alleine und im Palast ihrer Eltern verbrachte, und den wenigen Freundinnen, die sie deswegen hatte. Von den geschäftlichen und beruflichen Dingen ihres Vaters wusste sie nicht allzu viel, da er schon seit vielen Jahren wenig zu Hause war. Der Bruder ihres Vaters, Fürst Kadaschman, war mit einer Schwester König Kurigalzus verheiratet, woher immer noch die Nähe ihrer Familie zum Königspalast rührte.
    Jetzt, wo ich Merit die Ehe versprochen hatte, lud Imresch häufiger befreundete Familien mit Söhnen und Töchtern in sein Haus ein, und vor allem Acha kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Entweder waren die Babylonier von uns wirklich aufs Äußerste beeindruckt, oder es war der glänzende Ruf Fürst Imreschs, der auf uns fiel und so die Neugier der Großen Babylons erweckte. Acha sprach jetzt ebenfalls nahezufehlerfrei Akkadisch, und mir entging nicht, dass er drauf und dran war, sein Herz an eine zierliche dunkelhaarige Schöne hoffnungslos zu verlieren. Seine Auserwählte war Teischeba, die Tochter eines hohen Generals. Mehr als ein flüchtiger, inniger Blick war jedoch nicht möglich. Ein schüchternes Lächeln kam schon nicht mehr an, denn Teischeba senkte sofort züchtig den Kopf, sobald sie der schmachtenden Blicke Achas gewahr wurde. General Nachunte, so hieß der Vater des Mädchens, entging dies freilich nicht, und so wurden wir wenige Tage später in sein Haus eingeladen. Danach schrieb ich an Nimuria und ergänzte meinen Brief: «Acha ist über alles in das Mädchen verliebt, und die gelehrten Doktoren finden keinen Ausweg.»
    Es sah ganz danach aus, als würden wir beide eine babylonische Frau mit nach Ägypten bringen: ich Perisade, und Acha seine Teischeba.
    Der Tag unserer Rückreise stand kurz bevor, und Imresch und ich, unterstützt von unseren Schreibern, stellten den Tross mit all den babylonischen Waren und Kostbarkeiten zusammen. Imresch und Scharruwa waren darüber hinaus mit der Aussteuer Perisades beschäftigt, und bald stand fest, dass unsere Karawane bedeutend größer sein würde als diejenige, die uns an den Euphrat gebracht hatte.
    Drei Tage vor unserer Abfahrt trafen wir ein letztes Mal mit König Kurigalzu zusammen. Früh am Morgen, Re hatte seine Nachtfahrt noch lange nicht beendet, fuhren Imresch, Acha und ich, jeder mit seinem ägyptischen Streitwagen und einem Wagenlenker, zum Königspalast. Dort erwarteten uns hinter unruhig scharrenden Pferden fünf babylonische Streitwagen mit ihren Besatzungen. Dann erschienen auch König Kurigalzu und General Nachunte. Der König trug über der ledernen Kampfausrüstung einen langen, schweren Mantel und einen halbrunden, goldenen Helm. Nach einer kurzen, aberfreundlichen Begrüßung bestieg er seinen Wagen, nahm selbst die Zügel in die Hand, und rief laut über den ganzen Hof: «Folgt mir nach Dur-Kurigalzu!»
    Wie ähnlich mir jetzt unsere Herrscher wieder erschienen! Wie Amenophis, so raste auch Kurigalzu mit knallender Peitsche durch die Prachtstraßen Babylons, dass wir alle Mühe hatten, ihm zu folgen. Die Palaststadt Dur-Kurigalzu lag – bei gleich bleibend schneller Fahrt – drei Stunden nördlich, am östlichen Ufer des Euphrat. Unterwegs hielten wir nur einmal in einer kleinen Garnison einer Kampfwagentruppe an, um etwas zu rasten und um die Pferde zu wechseln. Dann ging es in der gleichen rasanten Fahrt weiter.
    Am frühen Vormittag kamen wir an. Erst durchfuhren wir einige Arbeitersiedlungen, dann die gewaltige Palastanlage, die kurz vor ihrer Vollendung stand. Kurigalzu führte uns durch fast jeden Raum. Die Mauern und Säulen wirkten wuchtiger als bei uns, die Räume waren auch nicht so hoch. Die meisten Wände waren auf ganzer Höhe bemalt, zeigten aber nicht nur den König mit Göttern des Landes, sondern auch eine Vielzahl von verschiedenen Würdenträgern und Beamten, was bei uns völlig unmöglich gewesen wäre. Mit viel Eifer und voller Stolz erklärte uns Kurigalzu nahezu jede Einzelheit. In den Palastgärten waren die Arbeiten noch in vollem Gange. Hunderte Gärtner zogen Gräben, hoben Gruben aus und pflanzten kleine und halbwüchsige Bäume ein, schleppten Tausende Büsche, Sträucher und Stauden an und stellten die verwunderlichsten Figuren auf. Ich war mir sicher, dass dieser Garten einmal alles übertreffen würde, was ich bisher gesehen

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