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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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zu beteiligen, und einer der Priester flüsterte, man sollte vor allem auf mich aufpassen. Ich erzählte ihm von meiner schrecklichen Begegnung mit den Grabräubern von Tura und davon, dass ihr Anführer einen goldenen Widderkopf um den Hals trug. Und von den misstrauischen Blicken der Priester, so oft ich auf sie traf.
    «Muss ich um mein Leben fürchten, Anen?», beendete ich meine Rede.
    Anen schloss erneut die Augen und schwieg.
    «Nein», sagte er ruhig, und seine Augen waren noch nicht wieder geöffnet.
    «Aber fordere sie nicht heraus! Ich weiß nur, dass du von ihnen aufmerksam beobachtet wirst, und sie alles, was du sagst und was du tust, in ihrem Gedächtnis behalten. Ich drohe dir nicht, aber nimm dich in Acht, Eje! Du bist nicht Pharao, und es kann Umstände geben, da dir auch er» – und dabei zeigte er auf eine Figur Nimurias – «da dir auch er nicht helfen kann.»
    Trotz dieser deutlichen, fast bedrohlich wirkenden Worte gingen wir in Freundschaft auseinander. Ich dankte Anen für seine Offenheit und versicherte ihm, dass ich seine Ermahnungen beherzigen würde. In Wirklichkeit war ich sehr wütend, da ich jetzt Anen für einen der ihren hielt. Ja, ich war mir sogar sicher, dass er nicht mit seinen eigenen Worten zu mir gesprochen hatte.

ZWÖLF
    Ob seine Behausung aus Stoff oder aus Ziegeln besteht –
    er kehrt nicht frohen Herzens zurück.
     
    S obekhotep war ein alter Mann. Seit über zwanzig Jahren war er Bürgermeister des Fajum und Aufseher des Königspalastes von Merwer. Obwohl hier die besten Weine im Überfluss reiften, Datteln, Feigen und Getreide wuchsen wie nirgend sonst in unserem Land, die Bauern die herrlichsten Gänse und Enten züchteten, es Wildtiere gab ohne Zahl, trotz all dieser Köstlichkeiten war Sobekhotep ein ausgemergelter Mann, ja eine geradezu bemitleidenswerte Erscheinung. Seine Backenknochen standen weit hervor, und unter der dünnen Haut seines Kopfes konnte man jede noch so kleine Ader sehen. Wenn man zur Begrüßung nach seiner ausgestreckten Hand griff, glaubte man, dünne, in Stoff gewickelte Knochen anzufassen. Die Augen des Alten machten seinem Namen alle Ehre: Er hatte die starr glotzenden Augen eines Krokodils. Aber gerade das war es, was viele Menschen dazu verleitete, Sobekhotep zu unterschätzen. Außer Amenophis, Sohn des Hapu, gab es wohl niemanden in Ägypten, dessen Rat so geschätzt war wie der des Bürgermeisters Sobekhotep.
    Nimuria hatte völlig richtig bemerkt, dass ich Waset füreine Weile verlassen musste. Merits Tod ging mir doch viel näher, als ich und alle anderen geglaubt hatten. So überließ ich Hebi und Cheruef meinen Palast, meine Werkstätten und meine Stallungen, nahm Nafteta, Ti, Etana, zwei Schreiber und einige Diener mit mir und machte mich auf Befehl Pharaos auf den Weg ins Fajum. Ameni erteilte mir alle erdenklichen Vollmachten, die ich brauchte, damit sich mir jede Tür des Landes öffnete. Imresch hatte Waset bereits verlassen und kehrte auf direktem Wege zurück nach Babylon zu seiner Frau Scharruwa. Ich habe ihn nie wieder gesehen und leider auch nie mehr von ihm gehört.
    Wir kamen nur langsam vorwärts. In jeder Stadt legte unser Schiff an, und überall blieb ich so lange, wie ich es für richtig hielt.
    Ich überprüfte die Lagerhäuser der Tempel und der Bürgermeister, ich nahm an Gerichtsverhandlungen teil und hörte mir die Sorgen und Beschwerden der Menschen an. Niemanden wies ich zurück. Fand ich Schriftrollen, deren Inhalt ich für würdig befand, in die Sammlung Nimurias aufgenommen zu werden, ließ ich sie abschreiben, vermerkte ihre Herkunft und legte sie in eine eigens dafür geschaffene Truhe auf meinem Schiff. Abends führte ich lange Gespräche mit den Fürsten des Landes, den Bürgermeistern und vor allem mit den Priestern all der Tempel, die ich besuchte. Ich ließ mir die Listen zeigen mit den Namen der Beschäftigten, der Einnahmen und der Ausgaben, und so manchem Verwalter stand der Angstschweiß auf der Stirn, wenn ich ihn zuletzt zu einem klärenden Gespräch bat.
    Trotz meiner für Viele so unangenehmen Aufgabe, wurde ich meist sehr freundlich aufgenommen, und mir entging nicht, dass mir so mancher hohe Herr die Schönheit, die Sittsamkeit und den Fleiß einer seiner Töchter anpries. Ich muss gestehen, es waren einige unter ihnen, die ich vor meiner Heiratmit Merit nicht so unbeachtet stehen gelassen hätte, wie ich es jetzt tat. Ich beließ es aber dabei, mir vorerst nur die Namen und das Zuhause

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