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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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einer Weinkanne absichtlich einige Geräusche. Irgendwelche Soldaten der Leibgarde trieben sich sicher herum, und sie sollten die Gewissheit haben, dass sich ihr Herrscher wohlbehütet in seinen Gemächern aufhielt. Ich tat fast die ganze Nacht kein Auge zu. Eine Mischung aus schlechtem Gewissen meiner Schwester gegenüber, Sehnsucht nach Inena und doch reichlich Neugier, was nun in meinen Zimmern passieren würde, ließen mich erst in den Morgenstunden einschlafen.
    Der schrille Ruf eines Falken weckte mich auf. Jetzt beherrschte mich nur die Angst, dass wir entdeckt würden. Ich schlich mich unbemerkt zu meinem großen Arbeitszimmer und schloss mich dort ein. Ich wartete ab, bis ich das Mädchen über meinen Balkon in den Garten gehen und mit Senu verschwinden sah. Leider konnte ich ihr Gesicht nicht erkennen, da sie es verschleiert hatte. Es war gut so.
     
    Mehr und mehr Vögel erwachten und stimmten ihre Lieder an. Da hörte ich, wie sich einige Personen meinem Arbeitszimmer näherten. Seit den Umbauten waren alle meine Zimmernur noch über das Arbeitszimmer zu erreichen. So hatte ich die Gewissheit, dass niemand direkt in mein Schlafzimmer gelangen konnte. Deutlich erkannte ich auch die Stimme meines Vaters. Ohne zu klopfen riss er die Tür auf und war für einen Augenblick sprachlos, als er mich hinter meinem Schreibtisch sitzen sah.
    «Wo ist Amenophis? Wo ist Seine Majestät, Eje?», herrschte mich Vater in einem Ton an, den ich bei ihm nicht kannte. Hinter ihm drängten sich bereits Ptahmose und einige Offiziere der Leibgarde in mein Zimmer und blickten nervös suchend umher. Mit der linken Hand zeigte ich in die Richtung meines Schlafzimmers, den Zeigefinger meiner Rechten hielt ich an die Lippen.
    «Pst! Macht doch nicht so einen Lärm! Nimuria liegt in meinem Zimmer und schläft dort – ganz friedlich. Wollt ihr ihn mit eurem Lärm wecken?» Ich redete mit Absicht sehr laut.
    «Was geht hier vor sich?», fragte mein Vater, der sich nicht so leicht abschütteln ließ, weiter.
    «Seine Majestät, sie lebe, sei heil und gesund, begleitete mich gestern Abend noch hierher in meine Zimmer, wo wir noch einige Becher Wein tranken. Irgendwann ist er dann eingeschlafen. Ich habe die ganze Nacht hier gewacht – im Gegensatz zu euch», und zeigte dabei auf die Offiziere. Jetzt öffnete sich die Türe, und mit bitterbösem Gesicht starrte uns Amenophis an. Die Soldaten fielen sogleich zu Boden, Ptahmose, mein Vater und ich verneigten uns tief.
    «Welche Aufgeregtheit herrscht hier? Bricht der Feind schon in unser Land ein, dass man Pharao in dieser Art und Weise wecken muss?», rief Amenophis zornig.
    «Kann mir irgendjemand diesen Aufmarsch erklären, Juja?»
    «Verzeiht, Majestät! Ein Wachoffizier stellte früh am Morgen fest, dass Eure Gemächer auffallend schlecht bewacht waren, und meldete mir dies. Ich habe daraufhin veranlasst,dass man in Eurem Schlafzimmer nachsieht, ob es Euch wohl ergeht und siehe – das Schlafzimmer, das Bett war leer. Daher die Aufregung, Majestät.»
    «Gestern Abend oder in der Nacht ist das wohl niemandem aufgefallen, wie», machte Ameni allen ein schlechtes Gewissen.
    «Wie dies geschehen konnte, Majestät, ist unerklärlich. Ich werde jedoch eine Untersuchung veranlassen», stammelte Ptahmose.
    «Ihr werdet gar nichts veranlassen, Ptahmose! Die Sache ist so, wie sie ist. Eine Untersuchung würde unnötiges Aufsehen erregen. Das will ich erst recht nicht. Über das Geschehene wird mit keinem Wort mehr gesprochen. Das ist ein Befehl! Ihr seht zu, dass sich das nicht mehr wiederholt. In einer Stunde möchte ich draußen im Schattenhaus mit Eje mein Frühstück einnehmen. Die Besprechung fällt heute aus. Für alles weitere ergehen gesonderte Befehle. Richtet dem Schatzmeister Merire aus, dass meine Sachen hier abgeholt und in meine Gemächer gebracht werden müssen», sagte er, und sein Ton war jetzt wieder ruhig und beherrscht.
    «Eje bleibt hier. Ihr anderen könnt euch jetzt entfernen.»
    Nach einer tiefen Verneigung verließen sie den Raum.
    Amenophis zog die Augenbrauen hoch und fuhr sich mit der Rechten durch die zerzausten Haare.
    «Du weißt, wie sehr ich eigentlich Lügen hasse. Aber du hattest Recht Eje, anders war die Situation nicht zu retten. Ich danke dir.»
    Mir tat nur Vater ein wenig Leid. Er konnte wirklich nichts für das, was geschah.
    «Es hat jetzt ohnehin keinen Sinn mehr, sich nochmals hinzulegen. Gehen wir schwimmen, Eje.»
    Amenophis klatschte zweimal in

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