Im Land des Falkengottes. Amenophis
verspüren. Auf dem Weg von der Terrasse zu meinem Schlafzimmer wird sich kein Mensch aufhalten. In meinem Bad wirst du vorfinden, was du begehrst. Im Morgengrauen wird sie von Senu vom Garten aus weggebracht.»
«Bist du wahnsinnig? Was weiß Senu?», empörte sich Ameni.
«Gar nichts natürlich! Er glaubt, er bringt das Mädchen zu mir! Du kannst nun nicht von mir erwarten, dass ich alleine durch Waset laufe und hübsche Mädchen anspreche. Das musste ich jemandem überlassen, der weiß, wo er zu fragen hat. Und das ist Senu.»
Er war wieder beruhigt und blies eine kleine Wasserfontäne ins Becken.
«Wenn sie deinen Wünschen nicht entspricht, lässt du sie stehen und gehst in deine Gemächer zurück. So einfach ist das.»
Er nickte zufrieden.
«Da ist noch etwas, Nimuria, was erst einmal unter uns bleiben sollte.»
«Weshalb diese Förmlichkeit, mein Ohr?»
«Ich meine es ernst! Ich habe den Eindruck gewonnen, dass in Waset ein paar hinterhältige, betrügerische Heuchler ausschließlich in die eigene Tasche wirtschaften!»
«Das ist ein schwerer Vorwurf, Eje.»
«Ich weiß. Aber ich werde dir die Beweise liefern. Nur wundere dich nicht, wenn ich in nächster Zeit von einigen Männernin dieser Stadt schlecht gemacht und sogar angeschuldigt werde. Aber ich kriege sie, das verspreche ich dir!»
«Und ich habe dir bereits jede Unterstützung zugesagt, mehr kann ich nicht tun.»
«Doch, Amenophis. Erlaube mir, Männer zur Unterstützung zu suchen, ohne dich in aller Form vor Vater oder Ptahmose fragen zu müssen. Und lass uns über diese Dinge bis zum Abschluss meiner Nachforschungen nicht vor ihnen darüber sprechen.»
«Einverstanden!»
Ameni tauchte unter und schwamm, ohne Luft zu holen, bis ans andere Ende. Ich versuchte es gar nicht erst.
Am späten Nachmittag saß ich über den ersten Plänen der Steinbrüche, als mir der Baumeister Amenophis, Sohn des Hapu, gemeldet wurde. Nach meinen bisherigen Erfahrungen, die ich mit der Oberschicht von Waset gemacht hatte, war ich angenehm überrascht. Er war nicht groß, sehr schlank und hatte einen breiten, muskulösen Oberkörper. Zwischen den auffälligen Backenknochen saß eine schmale Hakennase, über dunkelgrünen Augen lagen dünne Augenbrauen. Das kantige Kinn zierte ein kurzer, eckiger Kinnbart. Er trug eine schlichte, aber gepflegte Perücke. Ich schätzte ihn auf etwa fünfzig Jahre. Ohne ein Wort mit diesem Mann gesprochen zu haben, wusste ich, dass ein Weiser vor mir stand.
Da ich mich über diesen Menschen aufrichtig freute, war ich es, der ihn gleich herzlich begrüßte: «Ich freue mich sehr, Amenophis, dass du so schnell kommen konntest! Sei mir von Herzen gegrüßt!»
«Die Freude ist ganz bei mir, Eje. Die Ehre, vom Einzigen Freund des Guten Gottes, er lebe, sei heil und gesund, empfangen zu werden, beschleunigt die Schritte auch eines schon betagten Ägypters!»
«Amenophis, du redest gerade so, als wäre ich der Wesir in Person», lachte ich.
«Ich glaube, man ist sich zur Zeit in Waset nicht ganz sicher, wer eigentlich der Wesir ist: du oder Ptahmose. Dass du Seiner Majestät, sie lebe, sei heil und gesund, näher stehst als irgendein anderer Mensch Ägyptens, weiß jeder.»
«Die Nähe zu Seiner Majestät ist gewiss die größte Ehre, die einem Menschen in dieser Welt widerfahren kann. Aber es ist manchmal auch etwas anstrengend, glaube mir das. Deswegen habe ich dich zu mir gebeten, ehe Nimuria nach dir rufen lässt. Setzen wir uns auf die Terrasse, dort ist es angenehm.»
Der Platz vor meinem Arbeitszimmer lag im Schatten. Ein kleiner Brunnen plätscherte vor sich hin, und wir hatten einen herrlichen Blick in den Palastgarten. Dienerinnen brachten uns kühlen Melonensaft und süßes Gebäck.
«Oder möchtest du lieber Bier trinken, Amenophis?»
«Nein danke, nicht um diese Tageszeit. Vermutlich erwartest du von mir ernst zu nehmende Antworten.»
«Antworten noch nicht, aber ich will den künftigen Baumeister Seiner Majestät auf einige Aufgaben vorbereiten, damit er nicht überrascht ist, wenn er Pharao gegenübersteht. Aber erst ein paar Worte zu meiner Aufgabe. Nimuria hat mich auserwählt, das gesamte Steuerwesen und alles, was damit zusammenhängt, zu prüfen und zu verbessern, wo es nötig ist. Weil ich dadurch sehr weit herumkomme, unterstehen mir auch noch sämtliche Steinbrüche des Landes, und ich soll weitere erschließen.»
«Wenn du erlaubst», unterbrach mich mein Gegenüber, und ich nickte.
«Wenn du die
Weitere Kostenlose Bücher