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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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beschlagnahmt, und alle Verdächtigen verhaftet und vor Pharao gebracht werden.
    «Warum erfahre ich erst jetzt von diesen Vorgängen?», wollte Ameni wissen.
    «Majestät, Ihr wolltet Beweise sehen. Diese werdet Ihr morgen erhalten. Vorher wollte ich Euch nicht mit diesem Gesindel und seinen Machenschaften belästigen. Außerdem wären vermutlich Tahuti, unser Informant, und ich bereits tote Männer, wäre auch nur ein einziges Wort aus den Mauern dieses Palastes an die Ohren dieser Leute gelangt», rechtfertigte ich mich.
    Vater gab mir Recht. Zuletzt legte Turi seinem Herrscher zwölf Papyrusrollen vor, die von Amenophis mit seinem Siegel bestätigt wurden. Es waren die Haftbefehle für die Verräter und ihre unmittelbaren Helfer.
    Ich fuhr fort: «Wir werden nach der Verhaftung und der Beschlagnahme unter unserer persönlichen Aufsicht alles Beweismaterial in Euer großes Arbeitszimmer bringen lassen, wo Ihr es selbst überprüfen könnt, Majestät. Wie sodann mit den Verrätern verfahren wird, mögt alleine Ihr entscheiden.»
    Noch im Dunkel der Nacht sollte Nebamun unbemerkt seine Polizisten von Waset-West über den Fluss bringen lassen, um anderntags so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen.
    Turi erhielt die Aufgabe, mit vierzig Polizisten die Domäne des Bürgermeisters Neferhotep aufzusuchen, um dort alles Material zu beschlagnahmen, anschließend in dessen Palast zu fahren, ihn zu verhaften und vor Pharao zu bringen. Nebamun sollte beim Grabenmeister Intef ebenso verfahren. Tahuti bekam den Auftrag, die private Domäne des Sethi aufzusuchen, während Vater und ich das Verwaltungsgebäude der Kornspeicher übernahmen. Schließlich wiederholten wir den gesamten Ablauf nochmals Schritt für Schritt und zogen uns dann in unsere Gemächer zurück. In dieser Nacht schlief ich denkbar unruhig, und am folgenden Vormittag konnte ich keine vernünftige Arbeit verrichten, da ich unentwegt darüber nachdachte, ob wir etwas übersehen hatten.
    Gegen Mittag erschien mein Vater. Er begleitete mich in einen der Vorhöfe des Palastes, wo vierzig voll bewaffnete Soldaten der königlichen Leibwache unter Führung ihres Hauptmanns Hutu auf uns warteten. Ich zeigte Hutu den Haftbefehl für Sethi und seine beiden Helfer, sowie einen Plan der Kornspeicher und des Verwaltungsgebäudes. Ich erklärte ihm genau unser Vorgehen und was jeder Einzelne von uns zu tun hatte. Vater und ich wurden in einer Sänfte getragen, eine weitere, leere Sänfte für die Listen folgte uns. Hauptmann Hutu fuhr auf einem einspännigen Streitwagen. Wir nahmen einige kleine Umwege in Kauf, damit wir uns nicht auf der breiten Prachtstrasse dem Verwaltungsgebäudenäherten und unnötig früh wahrgenommen wurden. Hutu besetzte mit dreißig Soldaten die Kornspeicher und trug Sorge dafür, dass kein Mann die Speicher verließ, und keiner der dortigen Arbeiter irgendetwas anfasste oder gar versteckte. Hutu selbst suchte mit zwei Soldaten alles nach Listen ab und ließ die gefundenen Unterlagen nach draußen bringen.
    Währenddessen betraten Vater und ich mit zehn Soldaten das Verwaltungsgebäude. Sogleich stießen wir auf den völlig überraschten Stellvertreter Sethis. Vater zeigte ihm den Haftbefehl und ließ ihn kommentarlos von zwei Soldaten fesseln und abführen. Die anderen Soldaten bewachten die noch anwesenden vier Beamten, damit diese auf keinerlei Unterlagen Zugriff nehmen konnten. Dann ging Vater in das Zimmer der Schreiber, um dort alle Listen zu holen, die er fand. Ich nahm mir inzwischen das Arbeitszimmer Sethis vor. An einer Wand standen zwei Holztruhen, eine jede etwa zwei Ellen breit und eine Elle hoch. Sie waren nicht verschlossen. In diesen Truhen fand ich nicht nur die Eingangslisten der letzten Jahre für Getreide, sondern auch die Eingangslisten für angeblich abgelieferte Rinder, Schweine und Schafe. Ich kniete vor den Truhen, nahm Stück für Stück des Beweismaterials heraus, und legte die Listen neben mir auf den Boden, nachdem ich sie kurz durchgesehen hatte.
    «Vorsicht, Eje!», hörte ich hinter mir den entsetzten Schrei Tahutis, und noch während ich mich seitlich zu Boden warf, hörte ich, wie jemand laut aufstöhnte und dann krachend niederstürzte.
    Ich blickte mich um und sah direkt hinter mir den sterbenden Sethi, in dessen blutüberströmtem Rücken ein Dolch steckte. In seiner rechten Hand hielt er selbst einen Dolch, der erst zu Boden rollte, nachdem Sethi mir «Elende Ratte» zugeflüstert, und seinen letzten Atemzug

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