Im Land des Falkengottes. Amenophis
dass diese Männer überführt und zum Tode verurteilt wurden.
Ptahmose entrollte einen weiteren Papyrus und verlas nach der üblichen Eingangsformel den Befehl Pharaos: «… Ptahmose sei künftig Wesir von Oberägypten und Bürgermeister von Waset. Weiter sei er der oberste Domänenverwalter Seiner Majestät und Vorsteher aller Kornspeicher. Einen Wesir für Unterägypten wird Meine Majestät in Men-nefer bestimmen. Über andere Ämter entscheidet Meine Majestät zu gegebener Zeit.»
Im Audienzsaal wurde es unruhig. Viele der Anwesenden steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Ich verstand einzelne Wortfetzen wie «wieder eine Demütigung angesehener Fürsten», «Schmach für Waset» und ähnliches. Unauffällig murmelte ich das Erlauschte in Pharaos Ohr. Mit zornigem Gesicht erhob sich Nimuria von seinem Thron, und es dauerte einige Augenblicke, bis alle der Situation gewahr wurden und auch der Letzte schwieg.
Amenophis rief mit lauter Stimme: «Meine Majestät beabsichtigt keineswegs, Waset eine Schmach anzutun oder seine Fürsten oder sonst irgendjemanden zu demütigen. Durch das verbrecherische Verhalten einiger ruchloser Männer war esbislang ausschließlich Meine Majestät selbst, der Schmach angetan, die gedemütigt und bestohlen wurde! Fordert also nicht durch unbesonnene Bemerkungen den Zorn und die Rache Meiner Majestät heraus! Es könnte sonst ein schreckliches Ende nehmen. Ich beabsichtige, in Waset meinem Vater Amun einen gewaltigen Tempel zu errichten und die bestehenden Tempel zu vergrößern und zu verschönern. Niemand hat Veranlassung, sich deswegen über Meine Majestät zu beklagen. Wer aber mit den Plänen Meiner Majestät nicht zufrieden ist, der murre nicht feige im Geheimen, sondern trete jetzt vor mein Antlitz und rede!»
Nimuria setzte sich wieder auf seinen Thron und sah in die Runde. Er betrachtete Gesicht für Gesicht. Im Saal herrschte eisiges Schweigen. Niemand wagte Widerspruch. Die Versammlung war beendet.
Noch bevor Pharao die Sänfte bestieg, erteilte er Ptahmose den Befehl, Tahuti, meinen Vater, Nebamun, Turi und mich in das königliche Arbeitszimmer zu führen.
Amenophis wirkte dort wieder gelöst und heiter. Er trug nur das Nemes-Kopftuch und goldene Armreife.
«Tahuti, Nebamun, Turi», begann er seine Rede. «Ihr seid sicherlich sehr enttäuscht. Ich habe eure hervorragende Leistung und euer treues Verhalten Meiner Majestät gegenüber in der Großen Halle mit keinem Wort gewürdigt. Ich folgte einem sehr weisen Rat meines Wesirs. Ihr selbst habt soeben erlebt, dass das Handeln Meiner Majestät nicht nur Zustimmung fand. Zu eurer Sicherheit hielt ich es deswegen für richtig, euch nicht vor allen namentlich zu würdigen.» Dann wandte er sich jedem einzeln zu.
«Tahuti, du hast das Leben des Einzigen Freundes Meiner Majestät gerettet. Du warst es, der uns das Aufdecken der schändlichen Taten überhaupt ermöglichte. Ich ernenne dichdeswegen zum Wedelträger zur Rechten Meiner Majestät, zum zweiten Priester des Amun und weise dir mit sofortiger Wirkung den Palast und die Domäne des Intef zu. Ferner überreiche ich dir diesen Siegelring, der dich berechtigt, jederzeit vor Meiner Majestät zu erscheinen.»
Tahuti fiel zu Boden und küsste Nimuria die Füße.
«Nebamun und Turi, auch ihr habt tapfer, umsichtig und richtig gehandelt. Ihr habt das Herz Meiner Majestät erfreut. Nehmt hierfür dieses Ehrengold!»
Nebamun und Turi knieten nieder, und Amenophis legte jedem eine schwere, dreireihige Goldkette um den Hals.
«Juja! Deine Dienste für Meine Majestät zu würdigen, ist es längst Zeit geworden. Hiermit tue ich dir kund, dass ich dich nach unserer Rückkehr in Men-nefer vor allen Soldaten der Division zum Stellvertreter meiner Majestät bei der Streitwagentruppe ernennen werde.»
Vater wollte gerade niederknien, um Amenophis ebenfalls die Füße zu küssen, da ergriff ihn Pharao am Arm und fuhr fort: «Ihr nicht, Juja! Ihr nicht!»
Nimuria umarmte meinen Vater und drückte ihn kräftig an sich. Vater war tief gerührt und wischte sich verstohlen eine Träne von der rechten Wange.
Schließlich wandte sich Ameni an mich.
«Eje, mein Freund, was mache ich mit dir? Du machst mir die Entscheidung wie immer nicht einfach, und deswegen musst du bis morgen früh warten. Ich denke, dafür wirst du umso überraschter sein.»
Unsere Blicke trafen sich und blieben für eine ganze Weile starr aneinander geheftet, ohne dass wir auch nur ein einziges Wort
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