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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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das war gut, denn so würden sie keine allzu tiefgründigen Fragen stellen. Es dauerte auch nicht lange, und Nassib zog sich mit ihnen zum Spielen zurück.
    Ohne Umschweife klärte ich meinen Verwandten über die Lage in Syrien und die Verhältnisse in den Beiden Ländern auf. Ich schilderte ihm, wie sich Nofretete ihre Herrschaft und dieHerrschaft ihrer Nachkommen über Ägypten vorstellte und dass es in vielen Städten zu brodeln begann, weil man sich noch immer nicht damit abfinden wollte, dass Echnaton seinen Gott Aton an die Spitze gestellt und alle anderen Götter verleugnet und verbannt hatte. Ich berichtete ihm auch davon, dass es Tejes letzter Wunsch gewesen war, dass ich nach Waset reisen und mit meiner Tochter sprechen sollte und dass mich schließlich auch General Haremhab dazu gedrängt hatte.
    «Aber wie kannst du es unter diesen Umständen wagen, den Prinzen mit nach Waset zu nehmen? Du selbst sagtest gerade, Nofretete hätte ihm mit dem Tode gedroht, wenn er Achet-Aton verlässt.»
    «Ich will ihn gar nicht mit nach Waset nehmen, Baki. Deswegen bin ich auch zu dir gekommen. Ich bitte dich darum, Nassib so lange bei dir zu behalten, bis ich wieder zurückkomme. Und sollte meine Tochter nicht wollen, dass ich zurückkehre, dann nimm ihn bitte ganz unter deine Obhut. Auch für diesen Fall habe ich Vorkehrungen getroffen. Alles, was ich besitze, soll dann dem Jungen gehören. Ich bitte dich nur darum, meinen Besitz bis zu Nassibs Großjährigkeit zu verwalten.»
    Baki lächelte mich freundlich an und sagte: «Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Fall nicht eintreten wird, Eje. Aber es ist gut, dass du es zumindest erwähnt hast.»
    «Ich habe noch einen Wunsch, Baki. Einen außergewöhnlichen Wunsch.» Baki nickte erwartungsvoll.
    «Du bist, wie alle deine Vorfahren, Vorsteher des Tempels von Achmim.» Er nickte erneut.
    «Auch dein Tempel unterhält, wie so viele andere, eine Tempelschule. Ich bitte dich darum, dass mich einer deiner Schüler, der Nassib so ähnlich sieht wie nur irgend möglich, nach Waset begleitet. Ich weiß, dieser Wunsch ist außergewöhnlich, aber ich will dir seinen Hintergrund erklären: Nofretete soll glauben, dass ich mit Tutanchaton nach Waset gekommen bin. Nimmt sie das ohne jede Bestrafung hin, dann weiß ich, dass der Junge nicht für immer an Achet-Aton gefesselt ist, undkann mit ihm auch andere Reisen wagen. Stößt mir allein oder mir und dem Kind, das mich begleiten soll, etwas zu, dann weiß ich wenigstens Tutanchaton bei dir in Sicherheit. Und, Baki, vergiss nicht, er könnte jederzeit auf den Thron Ägyptens gerufen werden!»
    «Warum hast du Tutanchaton nicht einfach in Achet-Aton gelassen?», fragte mich Baki erstaunt.
    «Weil ich dort niemandem traue. So einfach ist das. Ebenso wenig will ich Nofretete sagen, dass der Junge hier bei dir ist. Sonst könnte ich ihn gleich mit in die Höhle des Löwen nehmen.»
    Ich bekam ein schlechtes Gewissen, denn ich hatte Baki nicht alle Möglichkeiten, die ich mir ausdenken konnte, geoffenbart, nämlich die Möglichkeit, dass Nofretete ihre Wut allein an dem Kind auslassen könnte. Aber daran wollte ich selbst nicht denken.
    Ich spürte den Unwillen Bakis über mein Ansinnen, einen seiner Schüler mitzunehmen. Aber nachdem ich ihm wiederholt versichert hatte, dass mich der Junge nur unter strengster Bewachung in den Palast Nofretetes begleiten würde, willigte er schließlich ein. Er wies seinen Schreiber an, umgehend alle achtjährigen Tempelschüler zu uns zu bringen.
     
    Nur wenig später standen dreizehn Kinder, unter ihnen auch Nassib, vor Baki und mir. Keines der Kinder hatte auch nur die geringste Ahnung, worum es ging, und so machten sie allerlei Grimassen und zeigten untereinander die Muskeln ihrer Oberarme, während sie, nur mit dem Lendentuch bekleidet, vor uns standen. Einer war unter ihnen, der von Größe, Haarfarbe und Statur Tutanchaton sehr ähnlich war. Sein Haar war nur etwas länger als das Nassibs.
    «Sessu», sagte Baki und meinte ebendiesen Jungen, «stell dich einmal neben Nassib!»
    «Neben wen?», fragte Sessu erstaunt und sah rechts und links neben sich.
    «Der zweite Junge neben dir, nein links, das ist Nassib.» Sessu hatte begriffen und reihte sich neben Nassib ein. Dann gab Baki seinem Diener einen Wink. Dieser war schon eingewiesen, worum es ging, und ehe es sich Sessu versah, waren seine Haare genauso lang wie die meines Schützlings.
    «Man muss beide schon recht gut kennen, um sie auf

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