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Im Land des Regengottes

Im Land des Regengottes

Titel: Im Land des Regengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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mich als Gouvernante einstellen wollte, hat sich das Ganze anders überlegt, kaum dass ich angekommen war. Nun bin ich hier in Afrika, ohne Anstellung und ohne die nötigen Mittel, um wieder nach Deutschland zurückzukommen«, erklärte sie ihm. »Ihre … Zukünftige war so freundlich, mir ihre Unterstützung anzubieten. Deshalb bin ich hier.«
    Freudenreichs Blick wanderte irritiert von Fräulein Hülshoff zu meiner Mutter und wieder zurück.
    »Vielleicht haben Sie ja Verbindungen zu Deutschen, die eine Hausdame oder Lehrerin suchen«, ergänzte Fräulein Hülshoff hastig. »Ich bin, weiß Gott, weder anspruchsvoll noch zimperlich, was die Verhältnisse betrifft.«
    »Eine Hausdame oder eine Lehrerin«, wiederholte Freudenreich befremdet, als hätte Fräulein Hülshoff sich nach einer Anstellung als Seiltänzerin erkundigt.
    »Nun ja«, sagte meine Mutter betreten, »ich hoffe, es war nicht anmaßend, dass ich Fräulein Hülshoff mitgebracht habe. Aber ich dachte …«
    »Durchaus nicht«, sagte Herr Freudenreich. Er räusperte sich. »Ich werde Ihnen nun die Gemeindeältesten vorstellen und dann die Kirche und das Haus zeigen.«
    Die Gemeindeältesten waren die Hottentotten, die vor dem Haus standen. Als Herr Freudenreich uns ihnen vorstellte, verwendete er tatsächlich die Nama-Sprache! Wir verstanden natürlich kein Wort, aber die Neger traten einer nach dem anderen zu uns und schüttelten uns die Hände.
    Ich musste plötzlich an die Ältesten in der Kohlstraße denken: Herrn Schneider, Herrn Dr. Müller, Herrn Dinger, Herrn Braunfels, Herrn Hiekel, Herrn Bartholomé, Direktor Fuchs. Was würden sie für Augen machen, wenn sie ihre Amtskollegen hier sehen könnten! Im Gegensatz zu Petrus waren die Neger zwar ordentlich angezogen, aber wie zerschlissen und abgetragen waren ihre Anzüge. »Nun also die Räumlichkeiten«, sagte Freudenreich und räusperte sich erneut.
    Die alte Kirche, die der erste Missionar Schmelen noch hatte erbauen lassen, diente inzwischen als Schule. Die neue Kirche war ein klobiges Gebäude aus grauen Steinen, von innen so karg und schlicht ausgestattet wie von außen, ein Altartisch, dahinter ein Kreuz und anstelle von Kirchenbänken standen einzelne Stühle auf dem wurmstichigen Holzboden. Das Wohnhaus bestand aus fünf Räumen. Die Küche, eine Stube, ein kleines Studierzimmer, eine Kammer, in der ich zunächst gemeinsam mit meiner Mutter schlafen würde, und ein Schlafzimmer mit einem Doppelbett. Die Tür zu diesem Raum öffnete Freudenreich allerdings nur kurz, als wäre es unziemlich, dass wir ihn überhaupt zu Gesicht bekamen.
    Wir gingen im Gänsemarsch hinter ihm her, während er uns die Räume zeigte, zuvorderst meine Mutter, dann ich und zum Schluss Fräulein Hülshoff, für die es im Haus ganz offensichtlich keinen Platz gab, das war uns klar, als wir hinterher in der Stube standen.
    »Ich werde Susanna sagen, dass sie Sie fürs Erste bei den Dienstboten unterbringt«, erklärte Freudenreich.
    Susanna war seine Haushälterin, eine stämmige Negerin in einer blütenweißen gestärkten Schürze, die nun wie auf ein Stichwort das Wohnzimmer betrat, ein Tablett mit Teegeschirr und Butterbroten in den Händen. »Stets zu Ihren Diensten«, sagte sie in gebrochenem Deutsch, als Freudenreich sie vorstellte.
    »Susanna spricht unsere Sprache recht gut«, sagte Freudenreich. »Allerdings wird es sich nicht vermeiden lassen, dass Sie die Nama-Sprache so schnell wie möglich erlernen.« Der letzte Satz war eindeutig an meine Mutter gerichtet, die allerdings nicht reagierte. Dagegen nickten Fräulein Hülshoff und ich eifrig.
    »Ansonsten können Sie sich hier ja kaum verständigen«, fuhr Freudenreich fort. »Außer Susanna verstehen nur Petrus und Samuel Deutsch.«
    »Petrus?«, fragte ich erstaunt. »Meinen Sie etwa den Treiber?«
    Herr Freudenreich wirkte irritiert. Meine Mutter starrte auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hielt. Vielleicht dachte sie daran, wie sie Fräulein Hülshoff auf der Fahrt nach Bethanien zurechtgewiesen hatte. Es ist sicherlich wichtiger, dass die Eingeborenen unsere Sprache erlernen, als dass wir uns auf ihr Niveau herablassen. Nun stellte sich heraus, dass so gut wie niemand auf der Station Deutsch sprach.
    »Uns gegenüber hat er aber so getan, als könnte er uns nicht verstehen«, sagte ich.
    »Er beherrscht Deutsch und auch ein wenig Kapholländisch, glaube ich«, entgegnete Freudenreich.
    Ich sah Fräulein Hülshoff an, die kaum merklich mit

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