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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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hier ziemlich rumpeln.«
    Kaum hatte er sie aus dem Weg gezogen, riefen sich die Männer ein Kommando zu, lösten die seitlichen Klappen der Wagen und sprangen behände beiseite.
    Unter Getöse purzelte die Ladung hinaus. Der Boden vibrierte unter der Wucht der schweren Stämme, und der Geruch nach Baumharz und Erde stieg Jaqueline in die Nase. Einige Stämme rollten ins seichte Wasser.
    Als alle Fuhrwerke auf diese Weise entladen waren, trugen die Männer die Bauteile für die Floßhütte zusammen.
    Jaqueline setzte sich auf einen der Stämme, schlug ihr Notizbuch auf und begann, den Aufbau des Floßes zu skizzieren. Nach und nach gewann es vor ihren Augen Gestalt. Zunächst wurde die Basis mit starken Seilen verbunden, dann das Holz der Seitenwände miteinander verkeilt. Zum Schluss wurde das Dach aufgesetzt, das inzwischen von einem anderen Teil der Mannschaft zusammengezimmert worden war. So schnell, wie die Männer arbeiteten, kam Jaqueline mit dem Zeichnen nicht nach, aber sie nahm sich vor, die Skizzen später zu überarbeiten.
    »Miss Jaqueline, wir können dann weiter.« McGillion trat neben sie. »Wir haben Ihnen sogar einen besseren Sichtschutz gebaut.«
    »Danke, das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    McGillion lächelte, als sein Blick auf ihre Zeichnungen fiel. »Wenn Sie wollen, schreibe ich Ihnen gern auf, wie das mit dem Aufbau der Hütte funktioniert.«
    »Das würden Sie tun?«
    »Mit Vergnügen!«
    Jaqueline rückte ein Stück zur Seite und bot dem Vormann den Platz neben sich an.
    »Ich hab nicht die schönste Schrift, aber was ich schreibe, das stimmt«, erklärte er, als sie eine neue Seite ihres Buches aufschlug und es ihm mit dem Bleistift reichte.
    Es rührte Jaqueline, wie er mit seinen groben Händen versuchte, Schönschrift aufs Papier zu bringen. Seine Ausführungen waren, soweit sie es beurteilen konnte, sehr fundiert und so interessant, dass sie für einen Moment ihre Trauer vergaß.
    Als er fertig war, gab er ihr das geöffnete Notizbuch zurück. »Hier, ich hoffe, Sie können es lesen.«
    Jaqueline nickte. »Vielen Dank, Mr McGillion.«
    »Ich hab doch gesagt, dass ich für Sie da bin.« Er lächelte sie verlegen an, erhob sich und ging zu den Flößen, wo die Wagenlenker warteten.
    Jaqueline klappte das Notizbuch zu und folgte ihm.
    Als die Fuhrleute verabschiedet waren, wurde das Floß zu Wasser gelassen.
    Mit einem letzten prüfenden Blick auf das Ufer sprang Jaqueline an Bord und beobachtete, wie die Strömung es erfasste und langsam von dannen trieb.

13

    Als Connor wieder zu sich kam, schaute er an eine niedrige Balkendecke. Der Geruch nach verbranntem Holz stieg ihm in die Nase. Seine Glieder fühlten sich merkwürdig kraftlos an. Eine Wolldecke kratzte an seiner Brust. Wo bin ich? Was mache ich hier?
    Die Erinnerung an die vergangenen Tage war wie ausgelöscht. Das Einzige, was ihm in den Sinn kam, war die Floßfahrt. Er hatte sein Holz nach Montreal bringen wollen. Was suchte er jetzt hier? Das war doch nicht sein Hausboot!
    Als er sich aufrichten wollte, spürte er einen stechenden Schmerz an den Schläfen. Stöhnend sank er zurück auf das Lager.
    »Wie schön! Sie sind wach«, stellte eine Frauenstimme fest.
    Wenig später roch Connor den Duft eines Veilchenparfums, und das Gesicht einer Frau mittleren Alters schob sich in sein Blickfeld. Ihr blondes, von einigen grauen Strähnen durchzogenes Haar war ordentlich im Nacken zusammengebunden. Über ihrer weißen Bluse trug sie ein lavendelfarbenes Häkeltuch.
    »Bitte, bleiben Sie noch eine Weile still liegen und schonen Sie sich!«
    »Wo bin ich?« Connors Stimme kratzte, als habe er eine Erkältung. »In unserem Haus. Ich bin Maggie Summerville.«
    »Connor Monahan. Was ist passiert? Wie komme ich hierher?«
    »Mein Charlie hat Sie nahe der Falls aus dem Wasser gefischt. Sie hatten sich glücklicherweise in ein paar Ästen verfangen, sonst wären Sie gewiss in die Tiefe gestürzt.«
    Jetzt erinnerte sich Connor wieder. Das Floß war plötzlich auseinandergebrochen. Vergeblich hatte er versucht, es zu retten. Er hatte einen Schlag auf den Kopf gespürt. Dann war alles dunkel geworden.
    »Hat Ihr Mann noch andere Leute gesehen? Ein Floß vielleicht?« Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, er hat nur berichtet, dass Holzstämme im Wasser trieben. Können Sie sich daran erinnern, was passiert ist?« Connor berichtete ihr alles, was er noch von dem Geschehen wusste. »Tut mir leid, Mr Monahan, da war niemand. Deshalb hat

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