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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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gerückt. Christoph hat ihn davon abgehalten, und das Resultat waren zerschlagene Fensterscheiben - und nun sein Tod. Fahrkrog schreckt vor keiner Tat zurück, damit ich im Elend versinke.«
    »Das wird ihm nicht gelingen, das verspreche ich Ihnen.« Petersen lächelte aufmunternd. »Das Haus wird trotz des Mordes und der Schäden verkauft werden. Ich habe mit der Polizei Stillschweigen über den Fall vereinbart, bis der Verkauf über die Bühne gegangen ist. Die Polizei arbeitet mit Hochdruck daran, Fahrkrog die Tat nachzuweisen.«
    »Und wenn sie keine Beweise gegen ihn finden? Er wird sicher wieder versuchen, mich zu bedrohen.«
    »Das wird ihm aber nicht gelingen, dafür werde ich sorgen.«
    Wieder wechselte das Ehepaar vielsagende Blicke.
    »Sie werden sehen, in den nächsten Tagen wird der Schrecken von Ihnen abfallen. Hier sind Sie in Sicherheit«, wandte Marie gütig ein.
    »Das mag sein, und dafür bin ich Ihnen auch sehr dankbar, aber ...«
    Da Martin Petersen die Augenbrauen hochzog, verstummte Jaqueline.
    »Aber? Ich wollte Sie eigentlich gerade fragen, ob Sie nicht eine Weile hierbleiben wollen.«
    Jaqueline blickte ihren Gastgeber überrascht an. Ihr Herz stolperte vor Aufregung. »Das kann ich nicht annehmen! Jedenfalls nicht, ohne -«
    »Sie können es annehmen, Fräulein Halstenbek. Meine Frau würde sich über ein wenig Gesellschaft freuen - und ein wenig Hilfe bei der Betreuung der Kinder.«
    Marie Petersen lächelte zustimmend.
    »Wenn das so ist, bleibe ich gern und helfe selbstverständlich. Vielen Dank für dieses Entgegenkommen.«
    Erleichtert und zugleich beschämt schaute Jaqueline an ihrem Kleid herab. Es war ihr ein wenig zu weit, aber sie war froh, dass sie ihre blutbefleckten Sachen nicht mehr tragen musste. Offenbar gibt es doch noch anständige Menschen, dachte sie, während sie einen Schluck Kaffee trank und sich eine Waffel nahm.
    »Wenn Sie wollen, bringe ich Ihnen nachher ein paar persönliche Dinge aus dem Haus mit. Ich will dort ohnehin nach dem Rechten sehen.«
    Jaqueline fiel die Reisetasche wieder ein, die auf dem Dachboden wartete.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie gern begleiten.«
    Petersen sah sie zweifelnd an. »Wollen Sie das wirklich nach allem, was geschehen ist?«
    Jaqueline straffte die Schultern. »Ja. Wenn ich in Ihrer Begleitung hingehe, wird Fahrkrog nicht wagen, mir etwas anzutun.«
     

 
2. T EIL
EIN NEUES L AND

1

    H AMBURG /C HATHAM M ÄRZ 1875
    »Lederstrumpf duckte sich hinter einen Baumstumpf. Seine Hand lag auf seiner Flinte, bereit, jeden Moment einen Schuss abzugeben. Die Huronen, Delawaren und Irokesen, alle in voller Kriegstracht, näherten sich ihm und den beiden Frauen, die er bei sich hatte. Plötzlich sprang ein junger Mann vor die verfeindeten Krieger und zog sein Messer ...«
    Als Jaqueline bemerkte, dass sich die Augen der Kinder gespannt weiteten, lächelte sie zufrieden. In Augenblicken wie diesen vergaß sie für eine Weile, was geschehen war und welcher Schrecken hinter ihr lag.
    Noch vor wenigen Wochen hätte sie nicht gedacht, dass sie es schaffen würde, die vierköpfige Schar mit einer Geschichte zu fesseln. Mit ihren Nacherzählungen von James Fenimore Coopers Lederstrumpf hatte sie aber offenbar genau den Geschmack der Kinder getroffen. Jeden Tag verlangten die Petersen-Sprösslinge eine neue Geschichte, sodass ihr schließlich nichts anderes übrig geblieben war, als die Abenteuer aus dem Buch mit den Erzählungen ihres Vaters zu verknüpfen.
    »›Ich bin Chingachgook!‹, rief er und reckte die Waffe. ›Der weiße Mann, den ihr verfolgt, ist mein Freund.‹«
    Ein Geräusch hinter ihr weckte ihre Neugier.
    »Jaqueline, für Sie ist ein Brief gekommen. Mein Mann hat den Briefträger gebeten, die Post für die Mönckebergstraße hier abzugeben.« Die sanfte Stimme gehörte Marie Petersen.
    Augenblicklich erhob sich Jaqueline, strich die Schürze glatt, die sie über dem blau gemusterten Kleid trug, und nahm das Schreiben entgegen.
    Schon als sie den Schriftzug auf dem gelben Umschlag sah, hüpfte ihr Herz vor Freude. Alan Warwick hat mir geantwortet! Sie zwang sich, den Umschlag nicht sofort aufzureißen.
    »Wenn Sie möchten, können Sie den Brief im Salon lesen, da werden Sie etwas mehr Ruhe haben«, sagte Marie mit Blick auf die Kinder.
    »Und was ist nun mit unserer Geschichte?«, fragte Friedrich, der Älteste.
    »Ich erzähle sie euch gleich weiter«, versprach Jaqueline und folgte der Hausherrin nach

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