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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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austauschten, sich gegenseitig wegen der verbrannten Stellen an den fettigen Vögeln hänselten – und Sarah schließlich recht freimütig von ihrem bisherigen Leben erzählte. Nichts erinnerte mehr an das misstrauische Mädchen, das sich mit Händen und Füßen gegen sie wehrte. Mick ließ allerdings auch keine Möglichkeit ungenutzt, Sarah davon zu überzeugen, dass sie ein Mädchen sei, das unter ihresgleichen sicherlich sehr viel glücklicher werden würde. Gregory wurde erst hellhörig, als Mick schließlich davon schwärmte, wie schön das Leben in Kororareka sei.
    Das mochte ganz bestimmt für einen jungen Soldaten oder einen Matrosen oder einen Seemann zutreffen – aber ganz sicher nicht für ein Mädchen von siebzehn oder achtzehn Jahren. Für sie gab es nur einen Ort, an dem sie in Kororareka enden konnte: in einem der zahlreichen Hurenhäuser.
    »Komm doch mit mir, du wirst dort ganz bestimmt viele wunderbare Männer kennenlernen – du gehörst an so einen Ort, das kann ich spüren«, erklärte Mick in dieser Sekunde.
    Fast wäre Gregory protestierend aufgesprungen. Doch dann fiel ihm ein, dass er noch viele Dinge von Anne wissen wollte, die nur Sarah ihm erzählen konnte. Es war vielleicht geschickter, wenn er sie erst morgen zur Seite nahm und über die wahre Natur von Kororareka aufklärte. Jetzt könnte sie womöglich der Meinung sein, dass er ihr den netten Umgang mit Mick nicht gönnte. Mit diesem Gedanken nagte er die letzten Fleischreste von seinem Vogelgerippe und legte sich schließlich in der kleinen Schaluppe zum Schlafen nieder.
    Er hoffte, dass Mick als Ehrenmann sich nicht an Sarah vergriff – aber er hatte auch keine Ahnung, welche Art des Umgangs unter den Maori gepflegt wurde. Nur wenige Augenblicke später schlief er ein.
    Nachts wurde er für einen Moment wach, weil er glaubte, Schritte und unterdrücktes Gelächter zu hören. Nachdem er in die Dunkelheit gelauscht hatte, schloss er mit einem leichten Kopfschütteln wieder die Augen. Wahrscheinlich war es nur ein Vogel gewesen, der sich in den Ästen bewegt hatte. Oder Mick war in den Genuss der lockeren Sitten der Maori gekommen. So genau wollte Gregory das überhaupt nicht wissen.

EAST CAPE, 1833

    28.
    Das nächste Mal wachte er auf, als die Sonne bereits über dem Horizont stand. Er streckte sich ausgiebig, spürte, wie immer, den leichten Schmerz in seinem Oberschenkel – und wunderte sich dann darüber, dass er nichts hörte außer dem Rauschen des Pazifiks. Waren Sarah und Mick etwa Langschläfer? Irgendetwas stimmte nicht. Mit einem Ruck richtete er sich auf und blickte über die Seitenwand der Schaluppe.
    Der Strand erstreckte sich menschenleer in beide Richtungen bis zum Ende der Bucht. Hatten Sarah und Mick sich tatsächlich in den Busch zurückgezogen? Gregory kletterte in den Sand und musterte die Spuren, die vom Feuer wegführten. Langsam folgte er ihnen am Rand des Wassers entlang. Erst als er die Klippen erreichte, die das Ende der Bucht markierten, wurde ihm allmählich klar, was da wohl geschehen war. Mühselig erklomm er sie, bis er in die nächste Bucht sehen konnte – und er konnte die Spuren sehen, die nebeneinander weiter zum Horizont führten. Die beiden hatten offensichtlich beschlossen, zu Fuß nach Kororareka aufzubrechen.
    Mit einem Seufzer machte sich Gregory an den Abstieg und ließ sich wieder zurück auf den Strand fallen, auf dem seine Schaluppe lag. Wahrscheinlich sollte er froh sein, dass sie ihn nicht im Schlaf den Kopf eingeschlagen hatten, um an seine Habseligkeiten oder sein Boot zu kommen. Er hatte sich viel zu sicher gefühlt, war überzeugt gewesen, dass Mick ihm für sein Geld auch seine Arbeitskraft zur Verfügung stellen würde. Und jetzt das – er hatte sich einfach mit dem jungen Mädchen auf den Weg nach Norden gemacht.
    Und welches Schicksal Sarah in diesem Sündenpfuhl erwarten würde, war ihm mehr als klar. Mick würde sie kaum vor den Altar führen. Sondern in eines der Freudenhäuser verkaufen, womöglich sogar an Jameson. Wer weiß, vielleicht hatte er ja in den letzten Wochen schon in Jamesons Sold gestanden. Immerhin hatten sie berechtigte Hoffnung gehabt, Anne zu finden. Dann wäre der Auftrag »Bring mir meinen Goldesel zurück!« von Jameson mehr als verständlich gewesen. Gregory hatte Mick nie vertraut – aber sein Verständnis von Ehre hatte es ihm unmöglich gemacht, ein doppeltes Spiel von einem Mann, der in seinen Diensten stand, vorauszusehen. Er verfluchte

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