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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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trotzdem nicht. Also noch mal: Was willst du von ihr? Anne hat genug erlebt, sie sollte endlich ihre Ruhe haben.« Sie zog die Nase trotzig hoch. »Du hast etwas von Essen gesagt. Wenn du mehr von mir wissen willst, dann musst du mir etwas von eurem englischen Essen geben!«
    »Komm mit zum Strand«, mischte sich Mick in die Unterhaltung ein. »Da haben wir unsere Vorräte. Vielleicht kann ich uns auch noch etwas schießen. Dann können wir ein Feuer machen und uns etwas Leckeres rösten. Wie klingt das?«
    »Gut.« Das Mädchen leckte sich die Lippen in Vorfreude auf das englische Mahl.
    Mick schien seine Freundlichkeit noch weitertreiben zu wollen. »Es wird jetzt aber auch Zeit, dass du uns endlich deinen Namen sagst«, erklärte er und streckte ihr seine dreckige Hand entgegen. »Ich bin Mick!«
    »Sarah«, erklärte sie und starrte die dargebotene Hand an. Sie kannte den unter Engländern üblichen Handschlag inzwischen durch ihre Mutter, aber er war ihr immer noch nicht geläufig.
    »Gregory«, stellte Gregory sich schnell noch vor. Aber er sah an dem Lächeln, das Sarah Mick zuwarf, dass er in diesem Augenblick wohl den Anschluss an das Gespräch verpasst hatte. Verwirrt sah er von Sarah zu Mick. Der hatte sein breitestes Lächeln aufgelegt und strahlte die junge Frau unverdrossen an. »Wenn du jemals den Busch verlässt, dann musst du lernen, dass wir uns die Hand zur Begrüßung geben.«
    Zaghaft gab Sarah ihm die Hand. Mick nahm sie, führte sie mit einer raschen Bewegung an seine Lippen und drückte einen schmatzenden Kuss darauf. Sarah zog erschrocken ihre Hand zurück – und Mick brach in Gelächter aus. »Wenn wir einer Frau unsere besondere Wertschätzung mitteilen wollen – dann gibt es so einen Handkuss. Er ist nicht gefährlich, und ich wollte dich auch nicht beißen.«
    Verlegen strich Sarah sich eine Strähne ihres rotblonden Haares aus dem Gesicht. »Bei den Maori drückt man die Nase aneinander – aber das wisst ihr womöglich schon. Keine Sorge, ich werde mich vielleicht auch noch an die Bräuche der Weißen gewöhnen.«
    »Das solltest du«, erklärte Mick trocken. »Immerhin bist du eine von uns.«
    Die junge Frau wiegte bedächtig ihren Kopf. »Da bin ich mir nicht sicher.« Sie sah sich suchend um. »Was ist jetzt mit dem Essen?«
    Mick griff zu seinem Gewehr. »Ich bin gleich wieder da!« Zu Gregory gewandt fügte er hinzu: »Könntet Ihr wohl das Feuer anzünden? Dann können wir den Vogel gleich braten, wenn ich zurückkomme!«
    Er hatte ihm zwar eigentlich keine Anweisungen zu geben – aber Gregory fing trotzdem an, ein paar trockene Äste und etwas Treibholz zu sammeln. Er konnte mit seinem Bein nur schwer auf Jagd gehen, und das Versprechen eines saftigen Stücks von einem Vogel war einfach zu verlockend.
    Sarah sah ihm einen Moment lang zu, dann half sie ihm. Ohne Scheu deutete sie auf seinen Oberschenkel. »Von einem Kampf mit einem anderen Stamm?«
    »So könnte man es auch nennen«, grinste Gregory. »Tatsächlich war es ein Mann von meinem eigenen Stamm, ein Engländer. Aber nicht alle Männer, die im Namen der Krone unterwegs sind, sind auch Ehrenmänner. Das wirst du auch noch feststellen müssen, fürchte ich.«
    »Das habe ich schon gesehen«, sagte Sarah, während sie ein paar trockene Gräser unter den Holzstapel schob. »Unter den Männern von Oaoiti konnte ich jedem vertrauen.«
    »Das solltest du dir abgewöhnen«, wollte Gregory gerade eine längere Erklärung beginnen, als Mick auch schon wieder zwischen den Bäumen auftauchte. Er trug drei dicke Jungvögel in der Hand. »Die sind mir irgendwie zugelaufen – kein Wunder, dass diese Teile von den Engländern Fleischvögel genannt werden. Bei denen ist die Jagd ein reines Kinderspiel.«
    »Das sind Tiki«, erklärte Sarah. »Wir sammeln sie immer um diese Jahreszeit. Ich hole noch ein paar Kumara und Kräuter dazu.«
    Nur wenig später saßen sie zu dritt um das Feuer und beobachteten, wie das Fett der großen Jungvögel in die Flammen tropfte. Langsam machte sich ein wunderbarer Geruch breit. In der Glut garten Kumara, die Sarah einfach in ein paar Lagen Algen gewickelt hatte. Gregory hatte seine Zweifel, ob dieses Mädchen beim Essen wirklich auf sie angewiesen war. Offensichtlich war es ihr eher um die Gesellschaft gegangen. Oder die Neugier auf englische Männer, die so ganz anders waren als ihre bisherigen Maorifreunde.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Sarah und Mick ohne Scheu Nettigkeiten

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