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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Wangen deines Jungen?« Die Frage rutschte Gregory heraus, bevor er länger nachdachte.
    Sein Gegenüber zuckte mit den Achseln, griff nach den ersten Beuteln und fing an, sie auf die Stiege nach oben zu räumen. »Weiß ich nicht. Meine Peggy kümmert sich schon um ihre Kinder, und dieser Jimmy von gegenüber hat ihr schon immer schöne Augen gemacht. Der wird sich jetzt um sie kümmern. Kann ja auch nicht acht Jahre lang auf mich warten … und es kommen nicht viele heim aus Van-Diemens-Land.«
    Mit einer energischen Bewegung kippte er das salzige Wasser auf den Boden und fing an zu schrubben. Das Wasser wurde innerhalb von Sekunden brackig braun. Aus einer Ecke hinter einem Balken löste sich ein Klumpen, so groß wie ein Braten für eine sechsköpfige Familie. Er wurde mit dem Wasser direkt vor Gregorys Füße gespült. Vorsichtig stieß er den Klumpen mit seiner Schuhspitze an. Das Ding drehte sich, und Gregory entfuhr ein Entsetzensschrei.
    Ein winziges menschliches Gesicht sah ihn an, vertrocknete kleine Arme mit geballten Fäusten, die sich niemals mehr öffnen würden. Die Beine hatte das braune, trockene Kind ganz eng vor den Bauch gezogen, sodass man das Geschlecht nicht mehr feststellen konnte. Das Baby war wohl auch die Ursache des Gestanks nach Verwesung und Fäulnis. Jetzt, nachdem Feuchtigkeit an die trockene Haut gekommen war, hatte sich der Geruch noch verstärkt.
    Sein Magen krampfte sich zusammen. Er nahm sich das helle Tuch vom Hals, das er seit Wochen trug. Es war ursprünglich einmal weiß gewesen, jetzt hatte es schwarze Ränder und einen kräftigen Grauschleier. Trotzdem – es war das Einzige, das er gerade zur Hand hatte. Vorsichtig hob er das kleine Wesen auf, das sicher schon tot auf die Welt gekommen war oder nur wenige Minuten gelebt hatte. Wenn er die Größe richtig einschätzte und mit den Neugeborenen verglich, die er in der Verwandtschaft schon bewundert hatte, dann war es auch noch nicht groß genug gewesen, um zu überleben. Oder lag das daran, dass es hier in der tropischen Hitze vertrocknet war? Als er es in das Tuch gewickelt hatte, fiel ihm auf, dass er eigentlich kein Gewicht in der Hand hatte.
    Vorsichtig trug er es an die frische Luft, trat an die Bordwand, holte aus und warf es in das dunkle Wasser. Dabei senkte er für einen Augenblick den Kopf und sprach ein leises Gebet – auch wenn er nicht wusste, wie irgendein Gott so einen frühen, sinnlosen Tod zulassen konnte. Noch ein Moment des Innehaltens – dann stieg er wieder unter Deck und überwachte weiter die Reinigungsarbeiten. Es dauerte nicht lange, dann konnten die Gefangenen auch schon zurückkehren. Widerstrebend gab jeder Einzelne von ihnen seinen Platz an der frischen Luft auf und begab sich unter Deck. Immerhin war jetzt der Boden sauber, eine Luke geöffnet, und die Luft war deutlich besser.
    Gregory war stolz auf seinen Einsatz – bis von unten ein Geheul aufstieg, als würde eine Bestie dort hausen.
    »Sie haben es gestohlen! Mein Baby!« Die Rothaarige stürmte die Treppe nach oben, schüttelte anscheinend mühelos zwei ihrer Mitgefangenen ab und stürzte auf ihn zu. Sie legte ihre knochigen Hände um seinen Hals und sah ihn aus ihren irren Augen an. »Was habt Ihr getan?! Wo habt Ihr mein Baby hingetan? Es braucht doch seine Mummy, es kann ohne mich nicht sein!«
    Er roch ihren üblen Atem und wich einen Schritt zurück, während er versuchte, ihre Finger von seinem Hals zu lösen. Aber sie hatte die Kraft der Wahnsinnigen. Er trat ihr gegen das Schienbein, um sie loszuwerden. Ohne Erfolg.
    Während ihm fast schwarz vor Augen wurde, sprangen ihm einige der anderen Offiziere zur Seite, rissen ihm die Frau vom Leib und hielten sie fest. Sie wehrte sich mit allen Kräften, die ihr magerer Leib hergab. »Er hat mein Kind! Er ist ein Mörder!«, kreischte sie dabei in einem fort.
    »Aber Lady, das Kind war doch schon lange tot, es ist sicherlich schon seit Monaten tot. Ich habe keine Ahnung, wie es gelungen sein kann, dieses Wesen von der Arrowhead an Bord der Mercury zu bringen – aber totes Fleisch hat nichts an Bord eines Segelschiffes verloren …« Er schluckte.
    »Wo hast du es hingetan? Gestehe!« Sie wehrte sich weiter wie eine Furie gegen den festen Griff, mit dem die beiden Offiziere sie festhielten.
    Er deutete auf das Meer. »Ich habe ihm eine Seebestattung gegeben, dabei ein Gebet gesprochen. Unser Herr wird sich um seine Seele kümmern.« Er hoffte auf eine besänftigende Wirkung, als er

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