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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Gregory, tot im Sand lag.
    Er sah sich seinen Gegner an.
    Der rührte sich immer noch nicht.
    Vorsichtig stand Gregory auf und humpelte ein wenig näher. Atmete der Kerl überhaupt noch? Er war sich nicht sicher, hüpfte ganz nah heran und beugte sich etwas hinunter. Täuschte er sich, oder zuckte da ein Muskel am Hals? Gregory zog die Brauen zusammen und wischte sich ungeduldig über die Augen, um die letzten Schweißtropfen loszuwerden.
    Nein, er hatte sich getäuscht.
    Da bewegte sich nichts mehr.
    Er griff Ardroy an die Schulter, schüttelte ihn etwas. Der Mann fühlte sich wie eine leblose Puppe an, nur sein Kopf sank allmählich zur Seite – so weit, wie es die Natur niemals vorgesehen hatte.
    Eine eisige Hand griff nach Gregorys Herz.
    Er hatte einen Mann getötet. Das war ihm mit einem Mal so klar wie selten etwas anderes in seinem Leben. Er, Gregory Mallory, der nie einem anderen etwas zuleide getan hatte, er war jetzt ein Mörder.
    Vorsichtig legte er seinen Zeige- und Mittelfinger an den Hals des Kapitäns. Vielleicht ließ sich ja gegen alle Wahrscheinlichkeit doch noch ein Puls feststellen?
    Nichts. Langsam zog Gregory seine Hand zurück und hinterließ einen blutigen Abdruck auf dem Hals des Toten. Der Kratzer am Arm blutete, und sein Oberschenkel fing an, hässlich zu schmerzen.
    Aber das war ihm jetzt egal. Er war ein Mörder. Einer dieser Menschen, die man in die Provinzen schickt, vor denen man ausspuckt, schon wenn man von ihnen redet. Auch wenn sein Opfer zum Abschaum der Weltmeere zählte – es war ein britischer Bürger, ein Kapitän – wenn auch mit zweifelhaftem Ruf – und ganz sicher kein Niemand. Gregory wich einen Schritt zurück und sah sich zum ersten Mal um. Aber eine Prügelei oder Messerstecherei war in dieser Gegend der Welt viel zu häufig, als dass irgendeiner zugesehen hätte. Der Strand war menschenleer, an dem unweit gelegenen kleinen Steg war keine Menschenseele mehr zu sehen. Die Seeleute waren allesamt auf ihre Schiffe zurückgekehrt – oder sie hatten sich entschieden, die Nacht auf dem Festland zu verbringen. Die vielen kleinen Beiboote, die den ganzen Tag zwischen den Schiffen und dem Land hin und her gerudert wurden, waren jetzt alle fest vertäut. Eine etwas größere Welle schwappte über Gregorys Stiefel. Die Flut setzte allmählich ein.
    Er runzelte die Stirn. Was, wenn der Kapitän jetzt einfach von den Wellen des Pazifiks davongetragen wurde? Wenn er nie wieder auftauchte – war es dann nicht möglich, dass auch niemand nach einem Täter suchte? Immerhin konnte hier viel passieren. Ein Betrunkener konnte auf dem Heimweg zu seinem Schiff einfach ins Meer fallen. Die meisten Seeleute konnten nicht schwimmen, würden also sogar in den friedlichen Gewässern hier in der Bucht schnell und ohne große Gegenwehr ertrinken.
    Und die Maori galten auch als streitbar. Könnte es nicht sein, dass ein Stamm beschlossen hatte, sich ausgerechnet jetzt mit den Engländern anzulegen? Auf jeden Fall war es durchaus möglich, dass dieser schmierige rothaarige Kapitän auf die eine oder andere Weise verschwunden war, ohne dass Gregory etwas damit zu tun hatte.
    Gregory dachte nicht mehr lange nach. Er griff Ardroy unter die Achseln und schleppte ihn einige Meter weit ins Meer. Als das Salzwasser in seine frische Wunde am Oberschenkel drang, wurde ihm für einen Augenblick schwarz vor Augen. Es brannte, als würde Ardroy diesmal ein glühendes Messer in die Wunde versenken. Er atmete tief durch und schluckte die aufsteigende Übelkeit hinunter. Dann zerrte er weiter an Ardroys Körper, bis das Wasser ihm endlich bis zum Bauchnabel reichte. Er gab Ardroy einen letzten Stoß in Richtung offenes Meer. Der Mann sank knapp unter die Wasseroberfläche. Im Mondschein sah Gregory ein letztes Mal die hellen Augen, die ihn durch das Wasser anblickten. Dann drehte Ardroy sich einmal um die eigene Achse, ein paar Luftbläschen blubberten noch durch seine Lippen, und trieb erstaunlich schnell mit der Flut weg.
    Mühsam schleppte Gregory sich zurück an den Strand, hinkte noch ein paar Meter zu den ersten Bäumen und ließ sich hier fallen. Die Wunde an seinem Bein schmerzte fast unerträglich. Wenn er die Lider schloss, dann sah ihn Nathan Ardroy mit seinen hellblauen Augen anklagend an. Dazwischen mischten sich immer wieder Bilder von Anne, die irgendwo im Dschungel in Panik vor diesem Mann fliehen wollte und der es einfach nicht gelingen wollte, egal, wie schnell sie mit ihren langen Beinen

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