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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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wenn Ihr Anne kennt.«
    »Das mag ja sein. Aber wenn ich nicht sage, was ich von dieser Art Handel mit unschuldigen Mädchen halte, dann kann ich mir heute Abend im Spiegel nicht mehr in die Augen sehen. Das ist ein Verbrechen!« Gregory konnte selbst hören, dass seine Stimme vor Wut bebte.
    »Und das interessiert in dieser Gegend der Welt niemanden. Glaubt mir: Ist besser, Ihr setzt Euch wieder hin und trinkt noch ein Bier. Hier drinnen sind viel zu viele Männer, die Spaß mit den Mädchen haben wollen, die Ardroy hierherbringt. Die anderen werden kaum helfen, die freuen sich über die leckeren Pasteten und wollen ansonsten in Ruhe gelassen werden.« Der Mann versuchte doch tatsächlich, Gregory am Ärmel wieder auf seinen Stuhl zu ziehen.
    Gregory schüttelte ihn mit einer unwirschen Bewegung ab. »Lasst mich. Aber vielen Dank für den sicherlich sehr wohlmeinenden Rat.« Damit ging Gregory an den Tisch der beiden Männer, die sich immer noch angeregt unterhielten. Er baute sich vor ihnen auf.
    »Na, geht es darum, wer das nächste Mädchen sein soll, das Ardroy aus der Alten Welt mitbringt und hier ins Unglück verkauft?« Er sah die beiden finster an.
    »Nein, ich mache keine Bestellungen. Nathans Geschmack reicht mir voll und ganz. Er bringt mir immer hübsche Mädels, die zur Zierde meiner Einrichtung werden.« Jameson grinste breit. »Solltet Ihr allerdings bald wieder auf eine Auktion hoffen: Da muss ich Euch leider enttäuschen. Wir hatten die letzte Versteigerung erst vor ein paar Tagen, das nächste Mal findet also erst in einem Jahr statt. Wenn nicht noch länger – es ist schließlich nie sicher, ob so ein zartes Wesen die Überfahrt auch wirklich übersteht.«
    »Aber vor zwei Jahren, da kam die Lieferung doch unversehrt an, oder etwa nicht?« Gregory unterdrückte den Wunsch, Jameson einfach kräftig ins Gesicht zu schlagen.
    Der legte seine Stirn in nachdenkliche Falten. »Vor zwei Jahren? Das war doch diese Anne. Das Mädchen, das jedem Kunden klarmachte, dass sie etwas Besseres ist, das er garantiert nicht verdient hat. Aber die meisten sind ja auf diese Masche hereingefallen. Haben sie immer wieder haben wollen, obwohl sie ganz bestimmt nie Spaß an der Sache gehabt hat. So was merke ich ganz sicher, wenn ein Mädchen einfach zu fein ist fürs Bett. Die hätte als Ehefrau ganz bestimmt niemals gestattet, dass das Licht noch brennt, wenn sie ihrem Mann beiwohnt …« Er klatschte sich auf die Schenkel vor Lachen. Ein unangenehm lautes, überhebliches Geräusch. »Wilcox wird sich noch wundern, was er sich da eingefangen hat.«
    »Er hat sich eine der feinsten jungen Frauen eingefangen, die ich kenne …«, begann Gregory.
    Nun brachen beide Männer in schallendes Gelächter aus. Es dauerte ein Weilchen, bis sie wieder zu Atem kamen. »Junger Mann, für die Mädchen in diesem Haus stimmen alle möglichen Beschreibungen. Sie sind unterhaltsam, hübsch oder wenigstens eifrig bemüht, einem Herrn zu Gefallen zu sein. Fein ist keine Einzige von ihnen. Eine Hure ist nicht fein, egal, wie man die Sache betrachten mag.«
    Mit ein paar tiefen Atemzügen versuchte Gregory sich zu beruhigen. Sie sind es nicht wert, dass du dir an ihnen die Finger dreckig machst, versuchte er immer wieder sich selbst zu überzeugen. Du kannst Annes Vergangenheit nicht mehr ändern, wie schrecklich sie auch gewesen sein mag. Viel wichtiger ist doch, dass du sie wiederfinden musst. Er bemühte sich um eine möglichst ruhige Stimme, als er fragte: »Wer ist denn dieser Wilcox, der so sehr um seinen Fang zu bedauern ist?«
    »Ein reicher Mann. Walfänger. Hat immer gut gezahlt. Und dann leiht er sich Anne für ein paar Tage aus, heiratet sie und brennt mit ihr durch. Wenn ich den erwische, dann hilft ihm sein Reichtum auch nicht mehr. Einem Jameson klaut man nicht einfach eines seiner Mädchen! Vor allem nicht meinen Goldesel!«
    »Wo können die beiden denn hin sein?« Gregory bemühte sich, diese Frage möglichst beiläufig zu stellen.
    »Ist ja nur Wildnis um uns rum«, zuckte Jameson mit den Schultern. »Kann mir nicht vorstellen, dass die beiden immer noch in Neuseeland sind. Wahrscheinlich längst in Australien. Oder in Indien. Irgendwo, wo man als halbwegs ehrenhafter Engländer hoch angesehen wird und niemand die Vergangenheit von Anne kennt. Trotzdem: Ich bitte jeden Seemann, der mein Haus verlässt, nach Wilcox Ausschau zu halten. Verspreche sogar jedem eine Belohnung. Wer weiß, vielleicht finde ich die beiden

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