Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
Vom Netzwerk:
einen kleinen Knicks an und verschwand, so schnell es ging, in dem großen, weiß gestrichenen Haus, das direkt neben den Stallungen lag. Ein köstlicher Geruch nach Lammbraten und Zwiebeln schlug ihr entgegen. Anne folgte ihm, bis sie die Küche betrat. Ihre Mutter drehte sich zu ihr um – aber das breite Lächeln in ihrem Gesicht verschwand in dem Moment, in dem sie sah, dass ihre Tochter noch immer wie ein Reitknecht aussah. »Hat dir dein Vater nicht gesagt, dass du dich umziehen sollst?«
    »Hat er schon, aber ich wollte erst bei dir vorbeisehen.« Sie hob den Deckel von einem der Töpfe. »Was gibt es denn heute Leckeres? Was hast du für die Mallorys gekocht?«
    »Einen Lammbraten mit viel Zwiebeln, dazu Kartoffeln. Du wirst es mögen, keine Sorge. Und auch dein Gregory wird damit zufrieden sein. Ich kann ihm ja versprechen, dass ich dir eines Tages die Zubereitung beibringe, damit du diesen Braten für ihn machen kannst.«
    Anne deutete einen Tanzschritt an und summte dazu ein Lied. »Das wäre einfach zu wunderbar. Glaubst du wirklich, dass ich eines Tages Mistress Mallory werde? Das wäre zu schön! Ich könnte dich besuchen, wann immer mir der Sinn danach steht, du könntest zu uns kommen und mir bei der Erziehung der Enkel helfen, und Papa und Master Mallory können gemeinsam die schnellsten Pferde Englands züchten …«
    »Jetzt mal langsam«, bremste ihre Mutter sie mit einem Lachen. »Bis jetzt ist noch nicht einmal eure Verlobung offiziell, da dauert die Sache mit den Enkeln noch sicherlich ein wenig.«
    »Aber Gregory liebt mich, ganz bestimmt«, beharrte Anne.
    »Hat er dir das gesagt?«
    Anne schüttelte den Kopf. »Nein. Aber das spürt man doch!«
    Ihre Mutter musste noch einmal lachen. »Das weißt du also mit der Erfahrung deiner sechzehn Jahre und deinen zahllosen Eroberungen als verführerische Frau? Du musst noch viel lernen, mein Schatz. Aber ich wünsche dir, dass du es nicht auf die harte Weise lernen musst. Das Leben ist nicht immer nur ein weiches Bett. Hin und wieder kann es auch unbarmherzig und kalt sein.«
    »Ach Mama«, umarmte Anne ihre Mutter. »Du siehst manchmal alles viel zu schwarz. Du wirst schon sehen – alles wird einfach wunderbar! Mein Leben ist das schönste der Welt.« Sie wechselte unvermittelt das Thema. »Was meinst du? Steht mir das blaue Kleid mit den grünen Bändern besser als das einfache dunkelrote? Ich brauche dringend mal wieder ein neues Kleid für solche Anlässe. Am Ende nimmt Gregory mich nicht, weil ich so ein Aschenputtel bin!«
    Ihre Mutter musterte Anne. Für ein sechzehnjähriges Mädchen war sie zu groß, dazu sehr dünn und noch völlig ohne weibliche Rundungen. Aber ihre schwarzen Locken machten einiges wett. Die leuchtend grünen Augen und die helle Haut verliehen ihr sogar einen ganz besonderen Charme, fand Elizabeth Courtenay. Trotzdem schüttelte sie den Kopf. »Nein, mein Liebes, ein neues Kleid können wir uns im Augenblick nicht leisten. Sieh mich an. Ich trage seit Jahren die immer gleichen Sachen und nähe höchstens mal ein neues Band an den Saum und den Ausschnitt. Und leider hat dein Vater ja unbedingt diesen Hengst kaufen müssen. Der war alles andere als billig und hat bis jetzt noch nichts eingebracht.« Sie seufzte. »Ich kann nur hoffen, dass deinen Vater sein Gespür für Pferde nicht verlassen hat. Ich habe da kein gutes Gefühl …«
    »Mach dir doch keine Sorgen«, versuchte Anne ihre Mutter zu beruhigen. »Ich bin mir sicher, dass Sunrise als Zuchthengst noch groß herauskommen wird. Wir haben doch erst den zweiten Jahrgang an Fohlen, es wird etwas dauern, bis sich herumspricht, dass wir einen echten Rennpferdevater in unserem Stall haben. Warte nur, bis seine ersten Nachkommen an den Start gehen. Dann stehen die Züchter hier mit ihren Stuten Schlange.«
    Elizabeth Courtenay strich ihrer Tochter übers Haar. »Ich hoffe, dass du recht hast, mein Liebling. Das hoffe ich wirklich.« Sie gab ihrer Tochter einen kleinen Schubs. »Aber jetzt geh endlich in dein Zimmer und zieh dich um. Sonst muss Gregory dich wirklich in Reitkleidung sehen und beschließt, dass er so ein Mädchen nicht heiraten kann. Und nimm lieber das Kleid mit den grünen Bändern. Das passt besser zu deinen Augen.«
    »Bin schon weg!« Anne deutete einen kleinen Knicks an und stürmte die Treppen in dem weitläufigen Haus nach oben. Schon auf dem Weg zog sie ihre karierte Jacke und die grobe Bluse aus, die sie immer zum Reiten trug. Leise vor sich

Weitere Kostenlose Bücher