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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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als Unglück.
    Beim Ablegen sind uns sofort zwei Matrosen aufgefallen. Schneidige Jungs. Beide um die zwanzig Jahre alt, Freunde seit ihrer Kindheit. Jeremiah und Nick. Mir machte Jeremiah schöne Augen. Kam vorbei, erzählte mir, wie hübsch ich doch bin und wie ein so schönes Ding so weit ab von allem, was schön ist auf der Welt, unterwegs sein könnte. Dass ich es ja auf keinen Fall verdient hätte, jetzt bei irgendeinem alten Offizier die Pisspötte zu leeren. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass einer mir sagte, ich sei ein hübsches Mädchen. Der sich benommen hat, als ob er es wirklich ernst meinen würde. Fing sogar an, sich Gedanken zu machen, wie wir dieser Tasmaniensache entgehen könnten. Aus seinem Mund kam das Wort Meuterei das erste Mal. Und ich konnte mein Glück nicht fassen: Da war ein Mann, der war für mich sogar bereit, etwas Verbotenes zu tun. Ich war so verliebt – und hab ihm gesagt, dass wir das tun sollten. Natürlich hab ich ihn in meine Arme genommen und ihn ein bisschen gewärmt in der Nacht. Er sollte ja nicht nur für ein paar Küsschen sein Leben aufs Spiel setzen – sondern spüren, dass ich was ganz Tolles für ihn bereithielt.
    Nick machte sich in der Zwischenzeit an Kitty ran. Aber nicht so schlimm. Erst als Nick von Jeremiah von der Sache mit der Meuterei hörte, da wollte er das auch. Die beiden hatten wohl die Schnauze voll von ihrem Leben als einfache Seeleute. Wollten mal was erleben – und da kamen wir beide gerade richtig. Und wir wussten es nicht besser …
    Was soll ich sagen? Die Überfahrt nach Tasmanien ist nicht sehr lang. Nach zwei Tagen mussten wir loslegen. Als das Land schon in Sicht war, haben wir beschlossen, dass wir bei einer Meuterei auf ihrer Seite sind. Nick und Jeremiah jubelten fast, als wir ihnen erklärten, dass wir mit von der Partie sind. Meuterei und Flucht.
    Sie hetzten die ganze Besatzung auf, die Gefangenen waren sowieso dabei – es dauerte nicht einmal so lange, wie ein guter Tee zum Ziehen braucht, bis wir die Herren des Schiffes waren. Der Kapitän hat schnell eingesehen, dass es keinen Sinn hat, sich zu wehren. Er gab also auf, wurde an den Mast gebunden und dann an einem Strand in Tasmanien ausgesetzt. Ich habe mir damals nichts dabei gedacht – aber heute frage ich mich schon, ob der auch gesund wieder in der Siedlung angekommen ist? Ich meine, da waren doch nur Dschungel und Wildnis – ist wie bei deinem Wilcox, der sich nach Kororareka durchschlägt. Da weiß doch keiner, ob so ein Mann es überhaupt schafft. War uns aber egal, damals. Habe ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet.
    Wir haben ihn auf jeden Fall da von Bord geschmissen und sind weiter nach Neuseeland. Die Matrosen waren sich sicher, dass da das ganz große Glück auf sie wartet. Ein Leben, bei dem sie kein Seegericht der Welt jemals verurteilen würde. Denn sie wussten allesamt, dass eine Meuterei schwer bestraft wird. Und Nick und Jeremiah hatten ja ihren Preis für die Meuterei – also Kitty und mich – fest im Arm. Aber die anderen mussten sich darum sorgen, wie wohl ihre Zukunft aussehen würde. Also haben die anderen sich überlegt, dass sie ja das Schiff behalten könnten. Mit ein bisschen Mühe konnte man es doch sicher auch als Walfänger verwenden. Oder als Handelsschiff … Mit einem anderen Namen würde ihnen vielleicht auch niemand auf die Spur kommen. Das haben sich diese Kinder überlegt. Als ob ein Schiff mit einem fremden Namen, das aus dem Nichts auftaucht, nicht doch auffallen würde. Zumindest dann, wenn der Hafen nur ein winziges bisschen mehr Menschen bieten würde als diese Bucht in Kororareka.
    Wir aber träumten nur von der Liebe und dem freien Leben irgendwo auf einem friedlichen Stückchen Erde, wo wir tun könnten, was wir wollten. Keine Befehle mehr befolgen. Als wir Neuseeland erreichten, wussten unsere beiden Männer, dass sie keine Lust mehr auf Seefahrt hatten.
    Und daher auch der Entschluss: An einem besonders schönen Fleckchen Erde wollten wir von Bord gehen. Mit Vorräten und Werkzeug – und dann würden wir uns schon darum kümmern, dass wir gut leben könnten. Hier, am East Cape, war es so weit. Es wirkte vom Meer aus so wunderbar friedlich. Das gewellte Land, die wenigen Felsen – es gab Süßwasser, und wir waren uns sicher, dass wir das Paradies gefunden hätten. Bis heute kann ich mich ohrfeigen, wenn ich daran denke. Wir hatten doch keine Ahnung von Landwirtschaft. Kitty und ich sowieso nicht – aber

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