im Landschulheim
dir nicht helfen kann?“
„Sie reitet doch gar nicht.“
Da war guter Rat teuer. Frau Wagner schlug vor: „Zunächst werde ich mich so viel wie möglich um die Reitstunden kümmern. Marianne kann zuschauen und ein bisschen profitieren. Vor allem soll sie selber reiten lernen und später Carlotta helfen.“ Sie entdeckte auf Mariannes Gesicht einen eigentümlichen Ausdruck. „Magst du nicht reiten?“, fragte sie.
„O doch! Sehr gern sogar“, versicherte Marianne.
Frau Wagner konnte ja nicht wissen, welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen: In Lindenhof hatte sie sich mit Carlotta gar nicht gut verstanden. Bei jeder Kleinigkeit hatte sie an ihr herumgemäkelt und sie nicht selten herumkommandiert.
Nun hatte sich das Blatt gründlich gewendet: Jetzt sollte sie tun, was Carlotta von ihr verlangte. Für die eigenwillige Marianne war das ein Bissen, den sie nicht so schnell schlucken und verdauen konnte. Doch sie fand dann bald heraus, wie nett und kameradschaftlich Carlotta sich bei den Reitübungen zeigte.
„Du bist eine großartige Lehrerin, Carlotta“, sagte sie nach der dritten Stunde, und sie meinte es ehrlich und ohne Neid.
„Wenn Marianne aber reiten lernt“, fing Hanni beim Mittagstisch an, „dann möchten wir das ebenso gern. Dürfen wir?“
Frau Wagner lachte. „Falls Carlotta sich in ihrer Freizeit noch mit euch plagen will - bitte sehr. Die Ponys dürft ihr nehmen.“
„Es sind drei Ponys“, rief Erika sofort. „Darf ich auch mitreiten?“
Carlotta lachte. „Von mir aus schon.“ Frau Wagner nickte ebenfalls.
Von da ab waren für Carlotta auch die Abende recht betriebsam. Mit einem Mal wollten sie alle reiten lernen, die Lindenhof-Mädchen und die von der ersten Gruppe. Das heißt: Jutta und Karin konnten es schon ein bisschen. Mit ihnen hatte Carlotta keine Mühe. Bei den andern war es schwieriger. Die meisten träumten gleich nach der ersten halben Stunde vom Traben und Galoppieren. Sie wurden ungeduldig, wenn es nicht so schnell klappte. Ein Glück nur, dass Marianne sofort begriffen hatte, worauf es ankam, und schon mit eingriff - mit viel Verständnis, wie Carlotta immer wieder rühmte.
Hanni und Nanni kicherten abends darüber. „Die beiden Erzgegnerinnen werden noch dicke Freundinnen“, sagten sie lachend zu Doris.
Die nickte. „Marianne wird dann auch so eine mit Pferdeverstand.“
Die Hauptlast der Reitstunden blieb natürlich an Carlotta hängen. Tagsüber hatte sie mit den Kindern reichlich zu tun. Jeweils zwei kamen dreimal in der Woche dran. Frau Wagner gab den Kindergärtnerinnen einen Wink, dass Carlotta sich sonst nicht allzu viel plagen musste. Doch Carlotta selber fühlte sich ganz in ihrem Element und hatte viel Spaß an all den neuen Pferdefans.
„Tante Lotta“, rief die sechsjährige Toni, „darf ich auch mal reiten?“
„Klar“, und schon hatte Carlotta, die ihr Pony gerade in den Stall führen wollte, die zappelnde Toni hinaufgehoben.
„Schöööön“, verkündete sie den anderen, die ihr neidisch zusahen.
Prompt bettelten sie: „Ich auch mal! Ich auch! Und ich“, bis Karolin, die es zufällig beobachtet hatte, sich einmischte: „Schluss, ihr Bande! Carlotta soll erst mal ein bisschen verschnaufen!“
Carlotta pflegte auch selber die Pferde. Marianne half ihr, doch sie schimpfte dabei immer wieder: „Wer reitet, muss auch Stalldienst tun. Das müssen wir einführen.“
„Ach, Marianne, sieh dir doch die Kinder an! Zu solchen Pflichten fehlt ihnen die Geduld. Wenn sie größer sind, tun sie es von allein.“
Zur Abwechslung ging Carlotta mit Bobby und Irmela in die Berge, dann Marianne und Doris mit Gundel und Gitta.
„Das müssen wir öfter machen“, rief Marianne begeistert. „Aber ihr Zwillinge sollt mitkommen und knipsen. Eure Aufnahmen sind wirklich eine Wucht, das muss euch der Neid lassen.“
Ja, die Schwestern verstanden etwas vom Fotografieren. Sie hatten schon allerlei Bilder von der Pferdeburg und von den Freundinnen aufgenommen: Carlotta hoch zu Ross, Marianne mit einigen von den „Fröschen“ beim Schwimmunterricht, Bobby, die in der Küche Kartoffeln schälte - ausgerechnet die lebhafte Bobby -, Doris beim Spiel auf der Wiese ... und sich selber hatten sie natürlich auch gegenseitig sehr oft geknipst.
„Wisst ihr was“, meinte Doris, als sie wieder eine Menge Bilder von zu Hause geschickt bekamen (in Hasenwinkel konnten sie die Aufnahmen nicht entwickeln lassen), „wir sollten Frau Theobald ein kleines Album
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