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Im Leben gibt es keine Proben (German Edition)

Im Leben gibt es keine Proben (German Edition)

Titel: Im Leben gibt es keine Proben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Biermann
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angegammelten Köstlichkeiten, zum Essen bekamen wir einige frische Sachen, das Bild wurde geteilt, und im fertigen Film ist davon natürlich nichts zu sehen. Aber die Kommentare der Kollegen und ihre Gesichter zwischen den Einstellungen, die waren köstlich.
    Vor vielen Jahren, ich hab den Film vergessen, drehten wir in einem Wald, ich wurde erst kurz vor dem Drehen abgesetzt und sollte hinter einem Materialwagen warten. Ich saß da also in Maske und Kostüm und wartete auf meinen Auftritt. Bis mir eine große Stille zunächst auffiel, dann Angst machte. Als ich mich vorwagte, sah ich außer einem Mann, der auf den Wagen aufpassen sollte, keine Menschenseele. Die Crew war umgezogen und hatte mich vergessen.
    In einem meiner ersten Fernsehspiele schlug ich dem Regisseur vor, eine Szene zu beleben, indem ich einen Tisch decke. Es ging, glaube ich, um eine Kaffeetafel am Weihnachtstag. Er fand die Idee großartig. Ich forderte in meinem Übereifer Kuchenteller, Tassen, Untertassen, Milchkännchen, Zuckerdose, Kaffeekanne, Untersetzer, Kuchengabeln, Teelöffel, Servietten für fünf oder sechs Personen an. Die Szene wurde, wie das so ist beim Film, x-mal gedreht, also musste ich immer wieder den Tisch neu decken. Ich bin fast wahnsinnig geworden und hab mir geschworen, mich nie mehr mit Requisiten zu befassen! Hätte ich damals einfach nur gesagt: »Der Tisch ist gedeckt!«, wie im Drehbuch vorgeschlagen, hätte ich mir viel Wirtschaft und den Kollegen Warterei erspart.
    Zu dieser Erfahrung gehört auch die Erkenntnis: Beiße nie in der ersten Einstellung in eine Wurst – unter Umständen musst du aus Anschlussgründen sehr viele Würste essen!
    Hotti Krause hat Glück, dass er ein so guter Esser ist. Sollten Gulasch oder Rouladen im Gasthof auf dem Tisch dampfen, schaufelte er »auf Anschluss« mühelos und mit größtem Appetit Fleisch und Kartoffeln in sich rein.
    Krauses Gasthof entdeckte übrigens Peter Zadek, das heißt, er besuchte einmal in den neunziger Jahren den Gasthof Naase in Gröben. Das liegt bei Ludwigsfelde, südlich von Berlin. Wie er so beim Bockwurst-Essen die Wirtin Johanna Naase und ihren Sohn Peter beobachtete, Oma Naases Bildnis an der Wand des großen Saales und auf dem Hof das Kopfsteinpflaster sah, muss ihm die Idee gekommen sein, im Tanzsaal Brechts Jasager/Neinsager aufzuführen. Das brachte viel Publikum ins Dorf und viele Presse- und Fernsehleute. Die fanden Haus und Hof und Scheunen ideal als Filmkulisse. Mutter und Sohn Naase hatten zunächst nicht vor, ihren lauschigen Gasthof mit Filmleuten bevölkern zu lassen, doch sie ließen sich überreden. Und so wurden Gröben und das Wirtshaus Naase Schauplatz etlicher Filme und Filmszenen: Der Sandmann mit Götz George, Liebling, bring die Hühner ins Bett mit Barbara Rudnik und Axel Milberg, ein Kriminalist mit Christian Berkel und etliche Polizeiruf -Folgen, bei denen auch Horst Krause mitspielte, wurden dort gedreht. In der Gröbener Kirche, in der wir beim dritten Krause -Film so entsetzlich froren, entstand die Hochzeitsszene für Effi Briest mit Julia Jentsch und Sebastian Koch.
    So manche Requisite ist im Gasthaus geblieben. Die Täfelung in der Schankstube zum Beispiel und der Kunststoff-Schneemann, hinter dem sich Dorfpolizist Krause versteckte, um Gänse-Schlunzke zu beobachten.
    Ich verstehe die Kollegen gut, die nie Theater spielen, sondern nur Filme machen. Nach der Arbeit in einem Team, das, wenn’s gut geht, wie eine Familie auf Zeit ist, hoffen sie auf eine große Premiere, auf den roten Teppich, die Kolleginnen ziehen sich toll an, es gibt Fotografen, Reporterfragen, man wird gesehen. Auch die Premiere eines Fernsehfilms findet im Kino statt. Die für Krause Nummer drei im International in Berlin. Das gesamte Team war da, viele Freunde, meine Kinder und deren Freunde waren gekommen, interessiertes Publikum, rappelvoll der Laden. Das organisiert die Eva-Martens-Produktion einfach klasse.
    Dann sehe ich den Film mit Distanz und Neugier, freue mich über Gelungenes und die Lacher des Publikums. Aber: Es ist ein Endprodukt, nicht mehr korrigierbar wie im Theater. Denn auch dort ist die Premiere ein Höhepunkt. Die eigentliche Arbeit aber beginnt erst nach der Premiere, vielleicht bin ich am Abend danach erst besser, und oft ist es so, dass die Rolle von Vorstellung zu Vorstellung mehr an Brillanz gewinnt. Nach dem Premierenabend sind wir Theaterschauspieler genervt von den Kritiken. Die sind fast immer negativ, jedenfalls gilt

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