Im Licht der roten Erde
Beth?« Mick steckte seinen Toast auf einen Stock, den er über die Flammen des Lagerfeuers hielt. »Ich bin zu allem bereit.«
»Ardjani, Rusty und Digger kommen rüber, um sich ein wenig mit uns zu unterhalten und uns ein paar Informationen zu geben. Ich dachte, es könnte nützlich sein, wenn wir uns in das Leben hier hineinstürzen. Sie möchten, dass wir verstehen, dass wir als Gäste bei ihnen sind, nicht als Touristen. Sie freuen sich sehr, dass wir ihr Wissen, ihre Kultur und das, was sie ihr Geschenk für Australien nennen, zu schätzen wissen.«
»Sollten wir uns Notizen machen?«, erkundigte sich Mick, doch Beth hob grüßend einen Arm, als ein Neuankömmling auf sie zutrat. Es war Barwon, der gerade im Lager angekommen war. Er grinste breit.
»Hallo!« Er drehte die Runde und schüttelte allen die Hand, Beth umarmte er fest.
»Also, wo bist du überall gewesen?«, fragte sie.
»Ich bin zurück zu dem Konvent gefahren, wo meine Mutter gearbeitet hat, und habe nach Akten gesucht, aber es gab keine. Die Nonnen … sie sind alle tot. Die Leute, die den alten Konvent gekauft haben, haben mir erzählt, sie hätten ein paar Ordner verbrannt, weil sie offenbar keiner haben wollte.«
»Arbeitest du an einem Forschungsprojekt?«, erkundigte sich Mick.
Barwon zuckte die Achseln. »Ich hänge einfach in der Luft. Suche nach meinen Wurzeln, meiner Familie, diese ganze schmerzhafte Sache mit der Gestohlenen Generation.« Er versuchte zu lächeln.
»Das ist offenbar eine endlose Geschichte.«
Barwon war froh, als mit Ardjanis, Rustys und Diggers Ankunft das Thema gewechselt wurde. Die Barradja-Ältesten setzten sich auf die Stühle am Feuer. Der Toast duftete, und Billy schenkte den Männern Tee ein, wie sie ihn am liebsten mochten.
»Was sollen wir heute machen, Beth? Wollen deine Leute mit denen von Eagle Rock sprechen?«, fragte Ardjani.
»Ja. Wer soll sie deiner Meinung nach begleiten? Oder denkst du, nur die weißen Juristen sollten gehen?«
Ardjani überlegte, dann wandte er sich an Rusty und Digger. »Was sagt ihr?«
»Jennifer«, antwortete Rusty sogleich, und Digger und Ardjani nickten. »Es ist besser, wir bleiben hier. Dann können sie offen über uns reden.«
»Ardjani hat recht. Wenn die Ältesten gehen, müssen sie womöglich Kompromisse machen. Das wäre nicht klug«, sagte Mick.
»Aber jemand sollte die Seite der Barradja vertreten. Sonst sieht es noch so aus, als würden die Weißen die Angelegenheiten der Aborigines vertreten, genau wie es immer gewesen ist«, gab Beth zu bedenken.
Susan meldete sich zu Wort. »Wenn wir zur Eagle-Rock-Station fahren und den Pastoralisten unseren Wunsch vortragen, die Felsmalereien zu besichtigen, können wir dann Lilian und Jennifer zu ihren heiligen Stätten mitnehmen?«
Alle blickten sie an. »Ich habe heute Morgen mit Lilian gesprochen. Eagle Rock ist Teil ihres Landes, des Landes ihres Vaters und Großvaters. Sie war seit vielen Jahren nicht mehr dort und Jennifer noch gar nicht. Sie sind jetzt die Hüter des Landes ihrer Vorfahren, und sie wollen dorthin gehen und ihren Pflichten nachkommen. Ist das so richtig, Ardjani?«
Ardjani nickte.
»Und welchen Rechtsanspruch genau habt ihr, weiße Freunde mitzubringen?«, fragte Alistair skeptisch.
»Wem obliegt die oberste Herrschaft über das Land?«, erkundigte sich Mick.
»Die Nutzung legt den Besitz fest, so haben es zumindest die Behörden gesehen, die die Kimberley in Weideland,
pastoral leases
und Kronland aufteilten. Davor griff man auf das
terra-nullius-
Konzept des weißen Mannes zurück: Es gehörte niemandem«, erklärte Beth.
»Dann ignorieren wir also einfach, dass die Aborigines fünfzig-, sechzigtausend Jahre lang dort gelebt haben«, stellte Mick fest. »Wie fühlt ihr euch dabei, Ardjani?«
»Wir fühlen uns leer. Die weiße Regierung versucht, uns unsere Bedeutung, das Wesen unserer Existenz zu nehmen. Doch es ist immer noch hier.« Er fasste sich an Kopf und Herz.
»Es ist nicht zu leugnen, dass es eine mächtige, komplexe Kultur in diesem Land gab, bevor die Weißen – egal, ob Portugiesen, Holländer, Asiaten oder Engländer – ihren Fuß darauf setzten«, erklärte Beth. »Unsere Freunde hier wurden in den 1950 ern zusammengetrieben und ihres Landes beraubt, und seitdem versuchen sie, in ihre angestammten Gebiete zurückzukehren. Kronland, Reservate,
pastoral leases –
was auch immer –, alles ist ursprünglich Barradja-Land«, fügte sie zornig hinzu.
»Wir
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