Im Licht der roten Erde
verschwand dann mit großen Schritten in den Schatten.
Rusty und Digger bedachten Alistair und Mick mit einem breiten Lächeln. »Wir bringen morgen ein großes Abendessen von der Jagd mit!«
»Und dann machen wir ein Festessen, singen und erzählen Geschichten«, erklärte Beth erfreut.
Gerade als sich die Gruppe zerstreute, traf Jennifer mit einem Tiegel Salbe für Barwon ein. »Das wird deinem Gesicht helfen«, sagte sie.
»Vielen Dank.« Er drehte den Tiegel in seiner Hand. »Ist das nicht komisch? Im Fernsehen drüben im Osten haben ebenfalls Leute mit Cremes in meinem Gesicht herumhantiert.«
Jennifer lachte. »Schön, dass du deinen Sinn für Humor nicht verloren hast.«
»Ich war kurz davor, das kann ich dir sagen.«
»Es tut weh, nicht wahr?« Sie deutete auf sein Herz.
Barwon schluckte, überrascht von dem plötzlichen Aufwallen seiner Gefühle und Jennifers Verständnis für das, was sich in ihm abspielte. »Ja, es tut alles weh«, sagte er leise.
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Omen
D ie flüsternden Stimmen klangen so eindringlich, dass sie Susan mitten in der Nacht hochschrecken ließen. Jennifer stand vor Beth’ Zelt und bat sie, rasch zu kommen und Rowena zu helfen.
Susan sprang hoch und lief zu den beiden. Jennifer leuchtete ihnen den Weg mit einer Taschenlampe.
»Was ist los?«
»Rowena. Sie hat irgendeinen Anfall, ich weiß nicht, was«, sagte Jennifer über die Schulter. »Ich brauche Beth’ Hilfe, um sie festzuhalten, falls es noch einmal passiert. Worum immer es sich da handelt: Es ist schlimm – fast wie Epilepsie.«
»Soll ich auch mitkommen?«, fragte Susan.
Beth schaltete die Taschenlampe ein, die sie mitgenommen hatte. »Gern, du bist ja ohnehin schon auf. Wir könnten Hilfe gebrauchen, wenn sie ruhiggehalten werden muss.«
Rowena lag zusammengekrümmt wie ein Fötus auf ihrem Bett, hielt die Knie umklammert und schaukelte hin und her. Zwischen leisem Stöhnen und abgehackten Schluchzern stieß sie hervor: »Helft mir, helft mir. Macht, dass sie weggehen.«
Beth setzte sich neben sie und löste gewaltsam ihre Arme, dann beugte sie sich dicht zu ihrem Gesicht hinab. »Es ist gut, Rowena. Alles ist in Ordnung.«
Rowena riss ihre Arme los und wirbelte wild damit durch die Luft. Beth duckte sich. Als Rowena anfing, um sich zu treten, griff Susan nach ihren Beinen und hielt sie fest. »Stopp, Rowena. Beruhigen Sie sich.«
»Sie hört dich nicht. Scheinbar hört sie nur irgendwelche Stimmen«, sagte Jennifer.
Jetzt warf sich Rowena hin und her und krümmte sich, die Augen fest geschlossen, das Gesicht angsterfüllt. Wieder und wieder murmelte sie: »Geht weg, geht weg.«
»Wir werden nicht weggehen. Wir sind hier, um Ihnen zu helfen. Rowena, wachen Sie auf.« Beth sprach eindringlich und laut.
»Macht, dass sie weggehen, schickt sie weg!«
»Da spielt sich irgendeine verrückte Szene in ihrem Kopf ab«, sagte Susan aufgewühlt. Sie hielt noch immer Rowenas Beine fest.
»Wir müssen sie wecken«, drängte Jennifer.
»Kaltes Wasser?«, schlug Susan vor.
»Ja. Susan, hol ihr etwas zu trinken.«
»Ich dachte eher, wir schütten es auf sie drauf«, erwiderte Susan finster.
Plötzlich schlug Jennifer Rowena ins Gesicht, ein scharfer, kurzer, brennender Klatscher. Erschrocken riss Rowena die Augen auf. Als sie Beth und Jennifer erblickte, fing sie in einer Art hysterischer Erleichterung zu schluchzen an und klammerte sich an Beth’ Hände.
»Gott sei Dank, Sie sind hier. Sie sind zurückgekommen. Sie werden mich kriegen.«
»Wer? Wer wird Sie kriegen, Rowena? Es ist alles in Ordnung. Es ist vorbei.«
Beth nahm Susan das Glas ab und hielt es an Rowenas zitternde Lippen. »Hier, trinken Sie das.«
Jennifer strich mit der Hand über Rowenas verschwitztes Gesicht. »Keine Sorge. Wir sind hier. Es war nur ein böser Traum.«
»Es ist ein Alptraum. Es ist die Hölle! Es frisst mich bei lebendigem Leibe auf!« Wieder blickte Rowena mit wilden Augen um sich.
Jennifer setzte sich aufs Bett und legte der Amerikanerin den Arm um die Schultern. »Was für eine Art Alptraum, Rowena? Können Sie irgendeinen Zusammenhang herstellen?«
Rowena schwieg einen Augenblick. »Es ist, als wären diese Monster in mir gefangen und versuchten, sich einen Weg aus meinem Körper und meinem Kopf zu nagen.« Sie war jetzt kleinlaut, nervös. »Mein Psychiater sagt, was immer das ist, wer immer sie sind – sie werden mich zerstören, wenn ich sie nicht rauslasse. Aber ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll.
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