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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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ein.
    »Nicht diesen Drachen von Möchtegern-Politikerin. Warum fährt sie nicht einfach nach Hause und backt Plätzchen oder so was?«
    Der Kronanwalt grinste über den unverfrorenen Chauvinismus des Richters. »Die Zeiten haben sich geändert, Mick. Lincoln hat die Sklaven befreit, und die Frauen sind aus ihren Küchen herausgekommen. Nein, ich denke da an Susans Freund Andrew. Das ist die Generation, die wir überzeugen müssen. Den alten Barradja ist klar, dass sich ihre Kinder zwei Welten anzupassen haben, und das gilt auch für unsere eigenen Kinder.«
    »Du hast recht. Wenn es uns gelingt, Andrew und Shareen für die Sache zu gewinnen, sind wir auf dem Weg zum Erfolg.«
    Die beiden bedeutenden Juristen ruhten sich im Schatten aus, während sich Esme aufgebracht über den Kulturdiebstahl ausließ und Alan erklärte, dass es sich dabei um ein weltweit verbreitetes Phänomen handelte. »Sie sollten Ihre archäologische Ausgrabungsstätte lieber bewachen lassen. Wenn Ihre Ergebnisse publik werden, werden sehr viele Leute ein Bröckchen von dem Felsen, der für den Anbeginn der Menschheit steht, abbrechen wollen«, erklärte Alan.
    »Von den Akademikern geht noch größere Gefahr aus. Sie werden an sämtlichen Universitäten der Welt aus ihren Löchern kriechen«, sagte Esme voraus.
    »Nein, die größte Gefahr stellen die Politiker dar«, erklärte Beth mit einem Seitenblick auf Shareen. »Die Bundesregierung wollte bislang nicht, dass die Öffentlichkeit von den Kopfschmerzen erfährt, die ihnen die Situation hier draußen bereitet. Jetzt, da sich die Kimberley als eine Gegend von derartiger Bedeutung entpuppt, fällt ihr womöglich ein, selbst Anspruch darauf zu erheben und alles zu nationalem Erbe oder sonst was zu erklären.«
    »Das würde ganz schnell sämtliche Probleme lösen, und ihr alle würdet verlieren«, sagte Mick pessimistisch. »Aber ich traue es diesen Mistkerlen durchaus zu.«
    »Nicht alle Regierungen und Politiker sind Bösewichter«, protestierte Shareen. »Ihr Anwälte wollt bloß alles selbst kontrollieren.«
    »Der Krieg beginnt doch gerade erst.« Mick rieb sich die Hände. »Und hier, würde ich sagen, kommt das erste Opfer.«
    Mit zittrigem Gang, an Hunters Arm geklammert, kam Rowena näher. Ihr Gesicht war bleich und tränenverschmiert. Die Gruppe verstummte.
     
    Die Ereignisse hatten alle verstört. Susan, von Gefühlen überwältigt und seltsam verletzlich, legte in Hunters Safari-Fahrzeug den Kopf an Andrews Schulter. Sie hatten den Platz mit Shareen getauscht, die die Rückfahrt gemeinsam mit der Anthropologin und Michael de Witt zurücklegen wollte. Im hinteren Teil des OKA lehnte Mick seinen Kopf gegen das Fenster und schlief ein. Veronica, Lilian und Jennifer saßen schweigend da. Beth fuhr im Pritschenwagen zurück, zusammen mit Ardjani, Digger und Barwon. Rusty hatte einen freien Platz im OKA gefunden und sich neben Shareen gequetscht, die den Kopf zum Fenster gewandt hatte und beobachtete, wie die Schatten der Bäume und Hügel im Licht des späten Nachmittags immer länger wurden.
    »Die Geister sind unterwegs, hm?«, bemerkte Rusty.
    Shareen rührte sich nicht und blieb ihm eine Antwort schuldig.

[home]
    Geständnisse
    I n der frühen Morgendämmerung kroch Andrew in Susans Zelt. »Ich kann nicht schlafen. Lust auf einen Spaziergang?«
    »Ich war auch schon wach.« Sie hob eine Ecke ihres Schlafsacks an. »Spring rein. Es ist kalt.«
    »Einer solchen Einladung kann ich nicht widerstehen.« Er machte es sich bequem, und Susan kuschelte sich an ihn. »Und warum warst du schon wach?«, fragte er, als sie den Kopf auf seine Brust legte.
    »Ich hab nachgedacht«, murmelte sie. »Gestern ist so viel passiert. Wie jeden Tag, den wir hier draußen verbringen. Ich habe den Eindruck, mein Leben eilt im Laufschritt voran.«
    Andrew strich ihr übers Haar. »Ist das gut oder schlecht? Wie es scheint, packt ihr ziemlich viel rein in diese Outback-Erfahrung, oder?«
    »Es ist mehr als das, Andrew.« Sie stockte. Er war die einzige Person, der sie ihre durcheinanderwirbelnden Gefühle schildern wollte, wenngleich sie sich fragte, ob er sie wirklich verstehen würde.
    »Sprich weiter.« Er spürte ihr Zögern.
    »Ich weiß nicht, was ich gedacht habe. Es war einfach eine impulsive Entscheidung, hierherzukommen. Jetzt frage ich mich, ob ich wirklich die beste Anwältin in Sydney sein möchte. Ich habe Alistair und Mick zugehört, gesehen, wie sie ihr Leben in Frage stellen.«
    »Was

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