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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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das Gewehr.
    Für wen zum Teufel hältst du dich? Du versaust mir doch nur mein Leben!
Plötzlich brachte Barwons lässige Haltung, der gutaussehende Mischling, der sich für den Weißen ebenbürtig hielt, Jacksons Zorn zum Explodieren. Diese Schwarzen waren der Grund für all seine Probleme: seine finanziellen Schwierigkeiten, seine unsichere Zukunft, die Streitigkeiten mit seiner Frau. Wie konnte sie ihm nur vorschlagen, mit diesen schwarzen Scheißkerlen zu kooperieren! »Ihr solltet alle zurück auf die Bäume gehen!«, schrie er. »Verpisst euch von meinem Land, sonst schieße ich euch in den Arsch, selbst wenn ich damit eine anständige Kugel verschwende!« Während er seine Schimpftirade auf Barwon abfeuerte, entsicherte er die Waffe. »Mach schon, geh weg von dieser Nobelkarosse und hau ab. Geh schon auf deinen
walkabout
und verpiss dich von meinem Land!«
    Barwon wurde nervös. »Hör zu, du reaktionärer Scheißkerl, es wird nicht mehr lange dein Land sein. Dieses Land braucht keine Leute wie dich. Das Problem ist, dass du das einfach nicht kapierst!«
    »Euch gehört es jedenfalls nicht, so viel steht fest. Du denkst vielleicht, du bist so gut wie die Weißen, aber das wirst du niemals sein, Kumpel. Du bist und bleibst ein Schwarzer.« Jackson hob das Gewehr und zielte auf Barwons Mitte. »Geh schon, du Hurensohn, geh zurück in die Wüste, bevor ich dich persönlich dorthin fahre! Geh wieder dorthin, wo du hingehörst!«
    Barwon sah das Gewehr kaum. Jacksons Worte hatten genau das auf den Punkt gebracht, was Barwon sich am innigsten wünschte – dorthin zu gehen, wohin er gehörte. Und sie ließen bei ihm eine Sicherung durchbrennen. Es war, als hätte sein Gehirn einen Kurzschluss – seine Gefühle gerieten völlig außer Kontrolle. Dieser rotgesichtige Volltrottel vereinte plötzlich jeden Weißen in sich, der ihn je verhöhnt, herausgefordert, diskriminiert und enttäuscht hatte. Wie in Zeitlupe versuchte Barwon, seinem Gegenüber die Waffe zu entreißen. Jackson war außer sich vor Zorn und hielt das Gewehr immer noch fest umklammert, als sie beide zu Boden gingen. Wie konnte dieser schwarze Bastard es wagen … Es war sein letzter Gedanke. Die Kugel durchschlug Jacksons Stirn. Barwon sah zu, wie er der Länge nach zu Boden fiel und zu schrumpfen schien, leuchtend rotes Blut spritzte auf die trockene rote Erde.
    Susans Schrei ließ ihn die Augen von dem Feind auf dem Boden abwenden. Er lächelte. Nun konnte er einen neuen Anfang machen. All seine Probleme waren mit Jacksons letztem Atemzug verschwunden. Er lächelte immer noch, als Andrew zu ihm stürzte und sich das Gewehr schnappte.
    Susan kniete sich neben Jackson. »O mein Gott, ich glaube, er atmet nicht mehr. Ich kann keinen Puls finden. Was sollen wir machen, Andrew, schnell!«
    »Hier, halt das.« Er schob ihr das Gewehr zu und kniete sich hin. Jacksons Augen waren blicklos, der Ausdruck auf seinem Gesicht erstaunt.
    »Er ist tot. Du lieber Himmel, Barwon, was ist passiert …?«
    Die Minenarbeiter kamen den Pfad entlanggerannt, rufend, zwei von ihnen schwenkten Pistolen. Susan trat zu Barwon und nahm seinen Arm. Sie spürte das Zittern, das ihn immer noch durchlief.
    »Sei vorsichtig, Barwon. Sag nichts, tu nichts. Versuch einfach nur, ruhig zu bleiben.«
    Ein paar Minuten lang herrschte Verwirrung. Kevin Perkins versuchte, Jackson zu helfen. Als klar war, dass jede Hilfe zu spät kam, wurden drohende Rufe und Beschuldigungen laut, die sich gegen Barwon richteten, bis Andrew einschritt und mit ruhiger, fester Stimme sagte: »Jemand muss die Polizei und den Fliegenden Arzt rufen. Hat irgendwer gesehen, was passiert ist?«
    »Wir haben einen Schuss gehört«, sagte einer der Männer. »Warum hast du das getan, du dämlicher Affe?«
    »Barwon, sag nichts. Warte.« Susan wandte sich an die drei Minenarbeiter. »Ich bin Rechtsanwältin. Ich werde mich darum kümmern.«
    »Mein Gott, was für eine Schweinerei! Du steckst ganz schön in der Scheiße, Kumpel.« Der Vorarbeiter blickte Barwon an. »Wer wird es seiner Frau sagen? Es sollte besser jemand auf diesen Scheißkerl aufpassen. Hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde.«
    »Jackson hat mich zuerst angegriffen«, bemerkte Barwon ruhig.
    »Barwon, du sagst jetzt nichts mehr«, befahl Susan. »Andrew, wir fahren besser zum Haus. Mr. Perkins, niemand wird mit Barwon über den Vorfall sprechen. Falls doch, sehen wir uns vor Gericht wieder … Ist das klar?«
    »Okay, dann rufen wir

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