Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
bin hier, du bist hier. Ich habe Durst.« Sie setzte sich auf, strich sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht. »Hast du vorhin nicht irgendwas von Wein gesagt?«
»Kann schon sein. Bist du sicher, dass du jetzt in Stimmung für Wein und tief schürfende Gespräche bist?«
Sie legte den Kopf schief, lächelte langsam. »Entweder das, oder du wirst dich zu etwas anderem aufraffen müssen.«
So peinlich es auch war, das zuzugeben, aber er war überzeugt, wenn sie sich wieder so auf ihn stürzte wie vorhin, würde er das niemals lebend überstehen. »Okay, ich hole den Wein.«
Sie lachte, als er sich aus dem Bett rollte. »Hier.« Er zog eine Schublade auf und warf ihr ein Sweatshirt und eine Jogginghose zu. »Ist vielleicht ein bisschen bequemer so.«
»Danke. Hast du auch was zu essen?«
»Kommt auf deine Definition von Essen an.«
»Nur irgendwas zum Knabbern. Ich hab so einen Jieper.«
»Was du nicht sagst«, murmelte er. »Ich müsste noch irgendwo Kartoffelchips haben.«
»Chips genügen vollauf.« Sie stieg in die Jogginghose und zog die Kordel in der Taille zusammen, bis sie einigermaßen sicher war, dass die Hose oben bleiben würde.
»Gut, ich werd sie ausgraben.«
Als Mac hinausgegangen war, zog sie das Sweatshirt über und gönnte sich das kleine Vergnügen, an den Ärmeln zu
schnuppern und in dem Gefühl zu schwelgen, etwas zu tragen, was Mac gehörte. Es war albern und sentimental, wie sie ohne weiteres zuzugeben bereit war, aber es brauchte ja keiner außer ihr zu wissen.
Als Ripley in die Küche kam, hatte Mac bereits die Weinflasche geöffnet, zwei Gläser auf den Tisch gestellt und den Beutel mit Chips auf die Anrichte gelegt. Ripley schnappte sich den Beutel, ließ sich auf einen Stuhl fallen und fing an, die Chips in sich hineinzuschlingen.
»Lass uns das lieber nicht, äh … hier tun«, begann Mac. Nervosität stach wie mit Nadeln in seine Seifenblase der Zufriedenheit. Er hatte keine Ahnung, wie Ripley auf das reagieren würde, was er ihr zu sagen hatte. Das war nur eine der Eigenschaften, die ihn an ihr so faszinierten – ihre Unberechenbarkeit.
»Warum?«
Und das ist noch eine, dachte er. Sie fragte fast genauso oft nach dem Warum wie er. »Weil wir es in dem anderen Zimmer … gemütlicher haben werden.«
»Im Wohnzimmer? Wir werden es uns auf deinen Geräten gemütlich machen?«
»Haha. Nein, ich meinte eigentlich die Couch. Sie steht immer noch da. Und wir können ein Feuer im Kamin anzünden. Hast du kalte Füße? Möchtest du ein Paar Socken haben?«
»Nein, mir geht’s gut.« Aber ihm nicht, wie sie bemerkte. Irgendetwas machte ihn nervös. Sie grübelte darüber nach, als sie sich die Chips schnappte und ihm ins Wohnzimmer folgte. Da sie sich zwischen den zahlreichen Messgeräten und Computern hindurchzwängen mussten, um zum Sofa zu gelangen, bezweifelte sie, dass Mac das Möbelstück schon jemals zu seinem eigentlichen Zweck benutzt hatte, seit er in das Cottage gezogen war.
Er stellte die Weinflasche auf den Fußboden, dann begann
er, die Stapel von Büchern und Zeitschriften vom Sofa zu räumen und sie auf den Boden abzulegen. Ripley öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass er sich nicht die Mühe zu machen brauche, dann klappte sie den Mund mit einem hörbaren Ruck wieder zu. Wein, Unterhaltung, ein leise knisterndes Kaminfeuer. Romantisch. Genau die Art von romantischer Szenerie, dachte sie, die ein Mann vielleicht schaffen möchte, wenn er vorhat, einer Frau zu sagen, dass er sie liebt.
Ihr Herz begann erwartungsvoll zu klopfen.
»Handelt es sich um ein wichtiges Gespräch?«, fragte sie mit Lippen, die sich plötzlich zittrig und weich anfühlten.
»Ich denke schon.« Er ging vor dem Kamin in die Hocke. »Ehrlich gesagt, ich bin deswegen ein bisschen nervös. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich das sein würde. Ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll.«
»Du wirst es schon noch herausfinden.« Ihre Beine waren ein bisschen wackelig, deshalb setzte sie sich aufs Sofa.
Er schichtete Holzscheite und Anmachholz auf, dann sah er Ripley erneut an. Sie brauchte einen Moment, um aus seinem forschenden Blick schlau zu werden, diesem Ausdruck in seinen Augen, den sie als seinen Wissenschaftlerblick bezeichnete. »Ja, ich könnte es auch von hier aus anzünden«, erklärte sie ihm. »Aber das werde ich nicht tun.«
»War auch nur so ein Gedanke von mir. In den Überlieferungen wird behauptet, dass Feuermachen die Grundform von Magie sei,
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