Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
kenne diese Gründe. Deshalb werde ich mir erst mal einen davon herausgreifen. Also, Nell und ich haben keine krummen Touren gemacht. Es war absolut harmlos und rein beruflich.«
»Sportsfreund, wenn ich was anderes dächte, würdest du jetzt wiehern wie ein Esel.«
»Oh. Kannst du wirklich …« Er brach ab, als sich Ripleys Augen zu grimmigen grünen Schlitzen verengten. »Egal, vergiss es. Lass mich nur sagen, dass ich dein Vertrauen wirklich zu schätzen weiß.«
»Spar dir dein Gesülze.«
»Okay, in Ordnung.« Mac nahm seine Lesebrille ab – um besser sehen zu können und weil er nicht wollte, dass sie zerbrach, falls Ripley doch noch beschloss, ihn mit Fäusten zu attackieren. »Du bist wütend, weil ich meine Geräte mit hierher gebracht und diese Tests mit Nell gemacht habe.«
»Bingo. Ich hatte dich zum Abendessen zu mir nach Hause eingeladen, aber es war keine Rede davon, dass du das Haus in ein Scheißlabor verwandeln solltest!«
»Es ist auch Nells Zuhause«, erwiderte er. »Ich hätte meine Geräte nicht mitgebracht, wenn sie nicht damit einverstanden gewesen wäre.«
»Du hast sie bequatscht.«
»Ich kann die Leute überreden, wenn ich muss«, erklärte er ruhig. »Aber in diesem Fall war das überhaupt nicht nötig. Fakt ist, dass Nell sehr daran interessiert war. Sie ist gerade dabei, sich selbst zu ergründen, und dies ist ein Teil davon. Es tut mir Leid, dass dich das so aus der Fassung bringt; ich hatte schon befürchtet, dass du dich darüber aufregen würdest. Und wenn ich mehr auf die Zeit geachtet hätte, hätte ich die Tests rechtzeitig beendet, bevor du nach Hause gekommen bist.«
»Ach, du hättest das Ganze also vor mir verheimlicht? Na, das ist ja eine nette Art!«
Mac geriet nun ebenfalls langsam in Rage. »Es ist wirklich schwierig, vernünftig mit Ihnen zu reden, Deputy. Nein, ich habe meine Arbeit niemals vor dir verheimlicht, und ich hätte es auch jetzt nicht getan. Aber ich habe versucht, deine Einstellung zu meinen Experimenten zu respektieren, so wie ich es von Anfang an versucht habe.«
»Warum hast du dann …«
Er schnitt ihr das Wort ab, indem er eine Hand hob. »Die simple Tatsache ist, dass dies nun einmal meine Arbeit ist, und damit musst du dich wohl oder übel abfinden. Aber dies ist dein Haus, und dass ich unter diesen Umständen hier bin, macht dich wütend. Ich entschuldige mich dafür. Ich brauche nur ungefähr eine Viertelstunde, um meine Geräte abzubauen und hinauszuschaffen. Ich werde Nell sagen, dass ich vielleicht irgendwann später auf die Dinnereinladung zurückkommen werde.«
»Ach, hör endlich auf, so verbohrt und kleinkariert zu sein!«
Jetzt blitzten Macs Augen vor Zorn. »Du kannst anscheinend keine Ruhe geben, wie? Du musst die Dinge unbedingt auf die Spitze treiben, bis keiner von uns mehr eine Chance hat.«
Als er sich abwandte, um die Videokamera von dem Stativ zu nehmen, hob Ripley die Hand und riss kräftig an ihren Haaren, bis der stechende Schmerz sie wieder zur Besinnung brachte. »Kann schon sein. Ich habe dich nicht gebeten zu gehen.«
»Was soll ich denn sonst tun?«
»Ich weiß es nicht! Ich komme nach einem höllischen Arbeitstag nach Hause. Ich bin müde, und ich bin gereizt, und dann muss ich auch noch mit ansehen, wie du deine Verrückter-Wissenschaftler-Masche bei Nell abziehst – die offensichtlich nicht nur bereitwillig dabei mitmacht, sondern auch noch tierischen Spaß an der Sache hat. Ich wollte ein
verdammtes Bier und eine heiße Dusche, keine Konfrontation!«
»Verständlich. Ich kann mich für das schlechte Timing nur entschuldigen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass das hier meine Arbeit ist.«
»Nein, das tut es nicht.« Und es änderte auch nichts an der Tatsache, wie sie mit einem Stich von Schuldbewusstsein erkannte, dass sie ihm deswegen an die Gurgel gesprungen war. Dass er von vornherein damit gerechnet hatte, dass sie in Rage geraten würde.
Sie war nicht nur ein gemeines Stock, sondern auch noch eines, dessen Reaktionen genau vorhersagbar waren. Es war eine wirklich demütigende Erkenntnis.
»Du hast einen meiner Gründe ausgelassen.«
Mac verstaute seine Kamera, klappte seinen Laptop zu. »Und der wäre?«
»Ich möchte wissen, warum du mich nicht gefragt hast.«
»Ich konnte dich nicht fragen, ob du etwas dagegen haben würdest, wenn ich mit Nell ein paar Tests machte, weil du gar nicht da warst.«
»Nein, ich meine, warum hast du mich nicht gefragt, ob ich mich für diese
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