Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
braunen Augen hefteten sich auf Ripley, betrachteten sie. »Das ist beleidigend.«
»Das weiß ich«, erwiderte sie grimmig. »Und es tut mir sehr Leid. Und noch mehr schäme ich mich dafür, dass ich das als Rechtfertigung benutzt habe, um Sex als Strafe zu gebrauchen – du weiß schon, als ich dich scharf gemacht und dann eiskalt abserviert habe. Frauen, die Sex als Mittel zum Zweck benutzen, sind in meinen Augen das Letzte.«
Sie atmete tief durch, prüfte ihre Gefühle. Nein, sie fühlte sich kein bisschen besser, verdammt noch mal. Sie wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. »So, das ist alles. Ich überlasse dich jetzt wieder deiner Arbeit.«
Sie wandte sich zur Tür um, und Mac drehte sich mit ihr um. Stützte sich mit einer Hand am Türrahmen ab. »Weißt du, ich wühle gerne unter der Oberfläche, gehe den Dingen gerne auf den Grund, und ich stelle fest, dass es einen kleinen, speziellen Bereich deiner Überreaktion gibt, den ich befriedigend finde. Auf eine absolut seichte, egoistische Art.«
Sie sah ihn nicht an. Weigerte sich, ihn anzusehen. Wozu auch, wenn sie doch das süffisante Grinsen in seiner Stimme hören konnte? »Jetzt komme ich mir nur noch mehr wie eine Idiotin vor.«
»Eine Folge, gegen die ich absolut nichts einzuwenden habe.« Er strich mit einer Hand über ihren langen Pferdeschwanz. »Komm, ich nehme dir die Jacke ab.« Er zog sie ihr von den Schultern. »Möchtest du ein Bier?«
»Nein.« Es überraschte sie, dass das, was sie in diesem Moment wirklich wollte, eine Umarmung war – nur ein kleines bisschen knuddeln. Und dabei war sie nie der Knuddel-Typ gewesen. »Nein, danke, ich habe Bereitschaftsdienst.«
Er berührte abermals ihr Haar, ließ seine Finger in einer flüchtigen Liebkosung über die weichen, seidigen Strähnen gleiten. »Möchtest du unsere Versöhnung mit ein paar Küssen besiegeln?«
»Ich denke, den Teil mit dem Küssen streichen wir vorläufig erst mal von der Tagesordnung.« Sie nahm ihm ihre Jacke aus den Händen, trat zur Seite und ließ sie neben der Haustür auf den Boden fallen. Sie wies mit einer Kopfbewegung auf sein Sweatshirt. »Deine Alma Mater?«
»Hmmm?« Er blickte an sich hinab, konzentrierte sich. »Ja. Ich habe dort nach meiner Graduierung noch weiterstudiert. Man hat nicht wirklich gelebt, solange man nicht den Frühling in Frostbeulen Falls erlebt hat.«
Sie lächelte und fühlte sich endlich besser. »Ich kann dich irgendwie nicht so ganz durchschauen, Mac.«
»Ich mich auch nicht. Möchtest du …« Er brach ab, als das Telefon zu klingeln begann, und sah sich dann ratlos und verwirrt im Raum um.
»Hört sich für mich wie das Telefon an« meinte Ripley.
»Ja. Aber welches? Das im Schlafzimmer«, entschied er und eilte davon.
Ripley bückte sich, um ihre Jacke aufzuheben. Es war wahrscheinlich das Beste, wenn sie sich einfach wieder trollte, während er beschäftigt war. Dann hörte sie ihn am Telefon sprechen, in einer Sprache, die sie als Spanisch zu erkennen glaubte. Was haben fremde Sprachen nur an sich, fragte sie sich, dass sie meine Säfte derart in Wallung bringen? Sie ließ ihre Jacke liegen, wo sie war, und schlenderte lässig in Richtung Schlafzimmer.
Mac stand neben dem Bett; seine Brille hakte jetzt an einem Bügel an der Vordertasche seiner Jeans. Das Bett war gemacht. Ripley wusste diese grundlegende Ordentlichkeit bei einem Mann zu schätzen. Überall lagen Bücher und Zeitschriften herum, zu mehr oder weniger schiefen Stapeln aufgetürmt.
Mac wanderte hin und her, während er telefonierte, und ihr fiel auf, dass er keine Schuhe trug. Nur dicke Socken – die eine schwarz, die andere dunkelblau. Es war zu süß.
Er schien sehr schnell zu sprechen, aber diesen Eindruck hatte Ripley eigentlich jedes Mal, wenn sie jemanden in einer fremden Sprache sprechen hörte – ein rapider Schwall von unverständlichen Worten in einem faszinierenden Tonfall. Sie legte den Kopf schief. Mac schien sich intensiv zu konzentrieren, aber nicht, dachte Ripley, auf die Sprache. Sein Spanisch war so fließend, dass man hätte meinen können, es wäre seine Muttersprache.
Dann begann er, sich suchend im Zimmer umzusehen, während er mit einer Hand seine Hemdtasche abklopfte.
»Rechte vordere Hosentasche«, sagte Ripley, worauf Mac sich zu ihr umdrehte und sie verwirrt anblickte. »Du suchst doch sicher deine Brille, nicht?«
Ȁh, nein. Ja. Que? No, no, uno momento. Warum habe ich eigentlich nie einen Stift, wenn ich
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