Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
erreichbar. In der Nähe gibt es noch andere Häuser, aber dieses steht auf der höchsten Bodenerhebung und ist dem Meer am nächsten.«
Er legte eine kurze Pause ein, um den Wind zu spüren und den Hauch von Salz in der Luft zu schmecken. Die See war heute von einem harten Blau, einer an Stahl erinnernden Schattierung, bei der er sich unwillkürlich wunderte, dass sich das Wasser mit seinen Wellen nicht förmlich selbst aufschnitt.
Er drehte sich einmal um sich selbst und betrachtete dabei die umliegenden Häuser – eher Mietshäuser, vermutete er. Es war kein Laut zu hören außer dem Rauschen des Meeres und des Windes, und nichts bewegte sich außer den Möwen, die über diesem stillen, einsamen Ort kreisten.
Mias Klippen – und war es nicht merkwürdig, dass sie beinahe genau am entgegengesetzten Ende der Insel lagen – waren sehr viel malerischer. Dramatischer. Und dennoch erschien Mac dieser Ort hier … irgendwie richtig. Richtig für ihn.
»Das Haus hat drei Stockwerke. Es sieht so aus, als ob an das ursprüngliche Gebäude noch verschiedene Anbauten hinzugefügt worden wären. Es ist aus Holz gebaut – vermutlich Zedernholz, das zu einem Silbergrau ausgeblichen ist. Jemand muss sich um seine Instandhaltung kümmern, denn die Farbe auf den Zierleisten und den Fensterläden, ein Graublau, ist noch ziemlich frisch. Die Veranden auf der Vorder- und Rückseite sind sehr tief und breit, und ein Teil des hinteren Bereichs ist durch eine Wand abgetrennt. Vor einigen der Fenster im ersten und zweiten Stock sind Balkone mit Ornamenten … oder vielleicht heißen sie auch Blenden, ich werde das mal nachschlagen … entlang den Überkragungen. Es ist ein sehr einsamer Ort, aber er fühlt sich dennoch nicht einsam an. Eher so, als ob er auf etwas wartete. Es ist irgendwie komisch, aber ich habe das Gefühl, als würde er auf mich warten.«
Mac ging über den versandeten Rasen und dann um die Seite des Hauses herum bis zur Rückseite, wo er sich direkt oberhalb des Kiesstrandes befand und die stille Bucht betrachten konnte. Es gab dort zwar einen Anleger, ebenfalls gut erhalten, aber es war kein Boot daran vertäut.
Ich werde ein Segelboot brauchen, dachte er, vielleicht auch eine Motorbarkasse.
Und die robuste, fast maskuline Ausstrahlung des Hauses
müsste durch ein paar Pflanzen gemildert werden. Er würde sich einmal darüber informieren müssen, was in dieser Sorte Boden am besten wuchs. Er fragte sich, ob die beiden Schornsteine noch funktionstüchtig waren und wie es wohl wäre, im Winter an einem prasselnden Kaminfeuer zu sitzen und von dort aus das Meer zu betrachten.
Er schüttelte seine Tagträume ab und ging wieder zu seinem Landrover zurück, um seine Geräte auszuladen. Es war nur ein kurzer Weg bis zu der Höhle. Er bemerkte, dass ihr schattiger Eingang vom Haus aus nicht sichtbar war, weil er durch eine kleine Bodenerhebung verdeckt wurde. Was die Höhle noch privater machte, noch geheimnisvoller. Der perfekte Ort, dachte Mac, für die Abenteuerspiele von Kindern oder für junge Liebespärchen.
Aber falls die Höhle noch immer für solche Zwecke benutzt wurde, dann gab es dafür zumindest keine Anzeichen. Er wanderte über den Schiefer, doch er sah keinen Abfall, keine Fußabdrücke, keinerlei Markierungen.
Er musste zweimal gehen, und obwohl die Luft in der Höhle kühl und etwas feucht war, schwitzte er in seiner Jacke. Er baute seine Geräte zu der angenehmen Begleitmusik der an den Strand plätschernden Wellen und des unterirdischen Echos auf. Die Höhle war nicht groß. Als er sie ausmaß, stellte er fest, dass sie nur knapp dreieinhalb Meter lang und zweieinhalb Meter breit war. Er war dankbar, dass sie in der Mitte jedoch mehr als zwei Meter hoch war. Er war schon in anderen Höhlen gewesen so niedrig, dass er sich hatte bücken oder zusammenkauern oder seine Untersuchungen sogar auf dem Bauch liegend hatte vornehmen müssen.
Ausgerüstet mit einer Halogenlampe – etwas, was er bei seinem ersten Trip noch nicht dabeigehabt hatte –, erforschte er jeden Zentimeter der Höhle, während seine Geräte fleißig arbeiteten. »Hier ist etwas«, murmelte er. »Ich brauche
keine Messgeräte um zu erkennen, dass hier irgendetwas ist. So was Ähnliches wie Schichten von Energie. Neue über alten. Ich kann es nicht exakt bestimmen, aber es ist auf jeden Fall da. Ich spüre es ganz deutlich. Wenn dies die Höhle ist, die in meinen Recherchen erwähnt wurde, dann bedeutet das … he,
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